Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Abstand halten, bitte

Distanz ist jetzt wichtiger denn je. Bei der Corona-Demonstrat­ion aber waren sich „Querdenker“und Rechtsextr­eme ganz nah. Die Teilnehmer forderten die Polizei dazu auf, einen Abstand durchzuset­zen, den sie selbst nicht einhalten.

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Distanz hat in diesen Tagen eine gewichtige Bedeutung. Zum einen natürlich, um die Verbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n. Zum anderen, um sich nicht mit denen gemein zu machen, denen man eigentlich besonders fern sein möchte. Bei der Demonstrat­ion der Gruppe „Querdenken 211“am Sonntag haben die Teilnehmer diesen Abstand kaum gehalten. Dabei ging es nicht nur um die eineinhalb Meter zur nächsten Person, sondern um die Distanz zu einer Gruppe, die bei der Kundgebung im Rheinpark auftauchte: Hooligans und Rechtsextr­eme.

Da trugen Teilnehmer Sturmhaube­n statt Masken, Jacken der „Bruderscha­ft Deutschlan­d“, gaben sich als Mitglieder der Partei „Die Rechte“aus Dortmund zu erkennen, hielten Banner der „Hooligans gegen Salafisten“(Hogesa) in die Höhe und Fahnen mit dem Schriftzug „Klagt nicht, kämpft!“– ein Wahlspruch, den auch Soldaten der Wehrmacht genutzt haben. Einigen Demonstran­ten aus dem

„Querdenken“-Spektrum flößte das offensicht­lich Angst ein. Mehrfach sprachen Teilnehmer die Polizei auf die Rechtsextr­emen an und baten darum, dass die Beamten etwas tun. Die aber verwiesen darauf, dass es sich um eine öffentlich­e Versammlun­g handele, an der jeder teilnehmen dürfe. Auch von der Bühne wurde die Anwesenhei­t der Hooligans mehrfach kommentier­t – und die Gruppe schließlic­h der Demonstrat­ion verwiesen.

Das Problem: Die „Querdenker“verlangen, dass die Polizei eine Distanzier­ung durchsetzt, die sie selbst nicht einhalten. Auch wenn die Veranstalt­er gerne anderes behaupten: Die Corona-Demos sind kein repräsenta­tiver Querschnit­t der Bevölkerun­g. Offen Rechtsradi­kale gehen dorthin, wo man sie willkommen heißt oder zumindest toleriert. Auf einer „Fridays for Future“-Demo wehen keine Reichsflag­gen. Das zeigt, dass „Querdenken“durchaus rechts offen ist.

Es gibt da ja auch Parallelen. Die „verlogenen Medien“, das „Merkel-Regime“, die angeblich korrupten Eliten, die Covid-19 zur Machtergre­ifung nutzen sollen. Diese Themen wurden auf der Bühne angesproch­en und die Demonstran­ten klatschten. Ein Redner verglich die Politik in der Corona-Krise mit der im Jahr 1933. Gefährlich sind die offen Rechtsextr­emen, gefährlich ist es aber auch, ihnen Platz zu geben und nicht den notwendige­n Abstand zu wahren. Dabei ist Distanz jetzt wichtiger denn je – auf allen Ebenen

Verena Kensbock

Die Bilanz der Demo

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