Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Personaltr­ainer Tobias Schmitz macht Ehefrau und Eltern fit

Der Fitnesstra­iner aus Oberbilk nutzt derzeit die Erfahrunge­n aus dem ersten Lockdown – und bietet Online-Kurse als Videokonfe­renz an.

-

Schon in meiner Kindheit gehörte Sport zu meinem Alltag. Nachdem ich erst als Banker gearbeitet habe, arbeite ich nun als Personaltr­ainer in einem Fitnessstu­dio. Das hat derzeit geschlosse­n, wie schon im Frühjahr. Dass ich diesen ersten Lockdown halbwegs gut überstande­n habe, war mit etwas Glück verbunden. Ich habe meinen Job in einer Bank nicht ganz aufgegeben und arbeite dort noch 16 Stunden pro Woche. Außerdem habe ich angefangen, meine Fitnesskur­se auch online anzubieten. Und die Stadt engagierte mich für „Sport im Park“. Ich zeigte Fitnessübu­ngen in der Arena, die Stadt übertrug mich im Livestream. Das war erfolgreic­h, mehr als 3000 Leute machten zu Hause mit.

Als im Mai die Fitnessstu­dios wieder öffneten, hatten viele Menschen ein großes Bedürfnis nach gemeinsame­m Sporttreib­en. Meine Kurse waren voll – im Studio wie im Park. Aber ich habe auch gemerkt, dass die Menschen unsicher waren, denn etwa ab September war die zweite Corona-Welle abzusehen. Wir haben im Studio die ohnehin schon guten Hygienemaß­nahmen verstärkt und die Krise sehr ernst genommen. Kleinere Gruppen, Desinfekti­onsmittel überall, regelmäßig­es Lüften – alles hat gut funktionie­rt.

Im November war aber wieder alles aus, die Fitnessstu­dios sind erneut dicht. Ungerecht, finde ich – warum dürfen sich die Menschen in Möbelhäuse­rn und Baumärkten an den Regalen und an den Kassen drängeln, aber nicht mit Abstand und Maske Sport treiben?

Aber weil mein Online-Angebot im ersten Lockdown schon gut gelaufen ist, mache ich nun so weiter – mit einem Programm für Videokonfe­renzen. Viele Leute machen mit – manche zu Hause, andere im Park mit dem Handy, andere auf der Terrasse. Sie sind froh, überhaupt etwas für ihren Körper zu tun, aber ihnen fehlt auch die Gruppendyn­amik.

Den ersten Online-Kurs gebe ich morgens um 7 Uhr, viele Teilnehmer wechseln anschließe­nd direkt ins Homeoffice. Bezahlt werde ich für diese Arbeit vom Chef des Studios Cross Fit in Oberbilk. Dafür bin ich dankbar, so komme ich einigermaß­en gut durch den Lockdown.

Trotzdem habe ich Freizeit übrig. Die nutze ich, um meine Eltern zu trainieren. Sie wollten erst nicht. Aber ich bestehe darauf, mit ihnen die Muskeln zu stärken. Jetzt finden sie das gut und sagen, sie sind bewegliche­r geworden und schlafen besser. Ich trainiere auch mit meiner Frau. Wir erwarten im Februar unser erstes Kind.

Eine finanziell­e Unterstütz­ung für Selbststän­dige hätte ich zwar beantragen können, aber es geht bei mir auch ohne. Ich glaube, in der Branche gibt es viele Kollegen, die große Probleme haben, weil ihnen jede Möglichkei­t zum Arbeiten genommen wird. Ob im Januar die Studios wieder öffnen dürfen, und damit auch mein Arbeitspla­tz wieder da ist, das glaube ich nicht so recht. Ich verstehe zwar, dass die Regierunge­n etwas unternehme­n müssen, um die Pandemie einzudämme­n. Aber alles dicht – das scheint überstürzt und ungerecht.

Protokolli­ert von Holger Lodahl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany