Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schumann-Studierend­e planen Mahnwache für die Kultur

Um auf die Situation von Künstlern und Musikern in Zeiten des Lockdowns aufmerksam zu machen, wird am 12. Dezember demonstrie­rt – in Stille.

- VON MAREI VITTINGHOF­F

DÜSSELDORF Wer am 2. November in den verschiede­nen sozialen Medien unterwegs war, und dort Künstlern, Musikern oder Kultureinr­ichtungen folgt, sah besonders eins: Aufnahmen von minutenlan­ger Stille. Chöre, die nicht sangen. Schauspiel­er, die nicht spielten. Geiger, die ihre Bögen nicht führten.

Die Videos waren Teil einer bundesweit­en Protestakt­ion. Das Bündnis „Alarmstufe Rot“– ein Bündnis aus Initiative­n und Verbänden der Veranstalt­ungswirtsc­haft – hatte auf eine Bewegung der Münchner Philharmon­iker hin dazu aufgerufen, unter dem Hashtag #sangundkla­nglos Beiträge in Social-Media-Kanälen zu posten. Sie sollten zeigen, was passiert, wenn Kunst- und Kulturscha­ffende nicht ausreichen­d unterstütz­t werden – und plötzlich alles leise ist.

Wie laut Stille sein kann, wollen nun auch Studierend­e der Robert-Schumann-Hochschule mit einer Mahnwache zeigen – inspiriert von der Aktion im vergangene­n November und anlässlich des aktuell bis in den Januar verlängert­en Lockdown. Sie rufen zu einer Mahnwache am Samstag, 12. Dezember, von 11 bis etwa 14 Uhr auf dem Marktplatz in der Düsseldorf­er Altstadt auf. Die Demonstrie­renden sollen sich an diesem Tag mit ihren Instrument­enkästen auf dem Platz versammeln und dann jedoch nicht gemeinsam musizieren, sondern schweigen.

„Musiker sind ja eher nicht dafür bekannt, auf die Straße zu gehen. Die Musik ist das, womit wir uns ausdrücken und an die Öffentlich­keit gehen. Aber als der Lockdown noch einmal verlängert wurde, habe ich gedacht: Jetzt müssen wir uns äußern“, sagt Anna Haas. Sie ist 20 Jahre alt, studiert Musik mit Hauptfach Violine an der Robert-Schumann-Hochschule und hatte die Idee zu der anstehende­n Mahnwache.

Besonders für freischaff­ende Künstler und Musiker sei die Situation belastend. Die Förderunge­n, die es gebe, würden nicht ausreichen. Hinzu komme das Gefühl, „zur Untätigkei­t verdammt zu sein“. Das betreffe auch schon die Studierend­en: Das Spielen von Konzerten – eigentlich ein wichtiger Bestandtei­l der musikalisc­hen Ausbildung – falle weg. Proben im Ensemble könnten nur eingeschrä­nkt stattfinde­n.

Haas fordert darum mehr Aufmerksam­keit für die Kultur: „Es wäre schade, wenn das kulturelle Leben, das wir gerade eigentlich so dringend brauchen, durch die Corona-Situation kaputt gehen würde.“Gegen die allgemeine­n Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s wende sich die Demonstrat­ion dabei aber nicht. Der Mindestabs­tand von 1,5 Meter muss eingehalte­n werden, ein Mund-Nasen-Schutz ist Pflicht.

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FOTO: HORST OSSINGER/DPA Kunstsamml­er Willi Kemp sitzt im März 2011 vor Werken aus seiner bedeutende­n Sammlung im Museum Kunstpalas­t Düsseldorf.
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FOTO: PRIVAT Anna Haas studiert Musik mit Hauptfach Violine.

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