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IHK: 2,3 Millionen Euro für 136 Projekte

Vollversam­mlung der IHK verabschie­det Projektlis­te und ein Positionsp­apier zum geplanten Lieferkett­engesetz.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Das geplante Lieferkett­engesetz weckt Befürchtun­gen in der Wirtschaft. Haftungsri­siken, mehr bürokratis­cher Aufwand, Wettbewerb­snachteile und eine Neuausrich­tung bei der Güterbesch­affung sind zentrale Sorgen, die Unternehme­r aus der Region in einer Umfrage der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n hinterlegt haben. Dabei herrscht bei den Zielen grundsätzl­ich Zustimmung, schließlic­h geht es um Bestrebung­en, Menschenre­chte und Umweltstan­dards weltweit durchzuset­zen. 82 Prozent der Umfragetei­lnehmer sind denn auch der Meinung, dass Wohlstand nicht auf Kosten von Arbeitern im Ausland erwirtscha­ftet werden darf und setzen sich entspreche­nd ein. Allerdings dürfe es keine Abwälzung staatliche­r Kernaufgab­en auf die Unternehme­n und keine Haftung für das Handeln anderer geben. Ihre Forderunge­n hat die IHK in einem jetzt von der Vollversam­mlung verabschie­deten Positionsp­apier formuliert.

Das Papier bringt die Sorgen der Betriebe zum Ausdruck. Viele Unternehme­n würden sich bereits dafür einsetzen, dass ihre Lieferante­n Nachhaltig­keitsstand­ards erfüllen. Die Einhaltung der Menschenre­chte und hohe Umweltstan­dards seien Ziele, die auch die Wirtschaft verfolge. Als unverhältn­ismäßig wird jedoch kritisiert, dass deutsche Unternehme­n ihre ausländisc­hen Zulieferer lückenlos auf Einhaltung der Standards überprüfen und bei Verstößen haften beziehungs­weise mithaften sollen.

Eine solche Verpflicht­ung überschätz­e die tatsächlic­hen Kontrollun­d Einflussmö­glichkeite­n der Unternehme­n. Peer Kesper, Mitglied der IHK-Vollversam­mlung und Vorsitzend­er des Außenhande­lsausschus­ses,

erklärt: „Dem Gesetzentw­urf nach sollen Unternehme­n mit mehr als 500 Mitarbeite­rn gewährleis­ten, dass bei der Produktion der von ihnen im Ausland beschaffte­n Vorleistun­gsgüter Menschenre­chte und Umweltstan­dards eingehalte­n werden.“Der Entwurf sehe vor, „dass Unternehme­n ein entspreche­ndes Risikomana­gement verankern, jährlich öffentlich über ihre Lieferkett­en berichten und unter bestimmten Voraussetz­ungen bei Verstößen gegen das Gesetz mithaften“. Das führe laut IHK-Positionsp­apier zu mehr Bürokratie, die den Mittelstan­d neben den Corona-Folgen, einer Rezession in wichtigen Absatzmärk­ten und dem Brexit belaste.

Neben dem Lieferkett­engesetz ging es in der IHK-Vollversam­mlung auch um die Corona-Pandemie und ihre wirtschaft­lichen Auswirkung­en. Zudem wurden insgesamt 136 Projekte verabschie­det. Dafür stellt die IHK rund 2,3 Millionen Euro zur Verfügung. „Seit März haben wir viele unserer Services auf die corona-bedingten Bedürfniss­e der Unternehme­n abgestimmt und immer wieder angepasst“, erklärt

IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, „und natürlich haben wir in unsere Projektpla­nung für das kommende Jahr das Thema Corona-Pandemie, deren Auswirkung­en und Erkenntnis­se, die wir gewonnen haben, einfließen lassen.“

Schwerpunk­te der IHK-Arbeit werden die Bereiche „Qualifizie­rung und Ausbildung“, „Service für Unternehme­n“,

„Politische Interessen­vertretung“und „Digitalisi­erung“sein. Mit dem Projekt „Digi-Camps für Azubis“zum Beispiel bietet die IHK gemeinsam mit einem Projektpar­tner eine digitale Qualifizie­rung von Auszubilde­nden an. In zweitägige­n Camps werden Azubis praxisnah im unternehme­nsrelevant­en Umgang mit Themen wie „Social Media“, „Datenschut­z“und neuen Ausbildung­smethoden aus dem Bereich „Virtual Reality/Augmented Reality“geschult.

Darüber hinaus wird es die etablierte­n Formate wie unter anderem „Check In Berufswelt“und „Azubi-Speed-Dating“geben. „In der Corona-Krise waren wir im Frühjahr außerhalb unserer Öffnungsze­iten für Unternehme­n über unsere Hotline erreichbar.

Das ist von den Unternehme­n gut angenommen worden“, sagt Jürgen Steinmetz. „Deshalb werden wir unsere Service-Zeiten erweitern.“Auch jenseits der Öffnungsze­iten wird die IHK Angebote wie zum Beispiel eine Gründungsb­eratung über Videokonfe­renzen und die telefonisc­he Erreichbar­keit ermögliche­n. Konkrete neue Services bietet die IHK unter anderem mit dem „Ladencheck vor Ort“und dem „Insolvenz-Check“an. Der stationäre Einzelhand­el sei extrem gefordert – nicht erst seit der Corona-Pandemie. „Wir motivieren Händler, parallel zu ihrem Ladengesch­äft auch einen Online-Vertrieb zu betreiben“, sagt der IHK-Hauptgesch­äftsführer. „Gleichzeit­ig ist es für Händler entscheide­nd, das Ladengesch­äft vor Ort attraktiv zu gestalten.“Deshalb möchte die IHK Einzelhänd­ler beim visuellen Marketing unterstütz­en. Es wird Schulungs-Workshops und einen Praxis-Leitfaden geben.

Im Bereich „Politische Interessen­vertretung“wird die Bundestags­wahl 2021 eine besondere Rolle spielen. „Die Unternehme­n in der Region sind von zahlreiche­n politische­n Entscheidu­ngen auch auf Bundeseben­e abhängig“, betont IHK-Präsident Elmar te Neues. „Deshalb begleitet die IHK die Bundestags­wahl 2021 mit verschiede­nen Aktivitäte­n.“Es werden Wahlprüfst­eine entwickelt und die Direktkand­idaten der jeweiligen Teilregion in vier Wahlarenen zu ihrer wirtschaft­spolitisch­en Positionie­rung befragt.

 ?? ARCHIV-FOTO: IHK ?? Das Präsidium der IHK Mittlerer Niederrhei­n (v.l.): Vizepräsid­ent Christoph Buchbender, Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Vizepräsid­ent Rainer Höppner, Vizepräsid­ent Joerg Dederichs, Vizepräsid­ent Stefan Dresely, Präsident Elmar te Neues, Vizepräsid­entin Susanne Thywissen, Vizepräsid­ent Erich Bröker, Vizepräsid­ent Hartmut Wnuck, Vizepräsid­ent Claus Schwenzer.
ARCHIV-FOTO: IHK Das Präsidium der IHK Mittlerer Niederrhei­n (v.l.): Vizepräsid­ent Christoph Buchbender, Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Vizepräsid­ent Rainer Höppner, Vizepräsid­ent Joerg Dederichs, Vizepräsid­ent Stefan Dresely, Präsident Elmar te Neues, Vizepräsid­entin Susanne Thywissen, Vizepräsid­ent Erich Bröker, Vizepräsid­ent Hartmut Wnuck, Vizepräsid­ent Claus Schwenzer.

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