Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die CDU im Osten im Bann der AfD

- VON MARTIN KESSLER

Man hätte dem langjährig­en Ministerpr­äsidenten Sachsen-Anhalts mehr politische­s Gespür zugetraut. Als Reiner Haseloff im Kreise der Länderchef­s im Sommer der Erhöhung des Rundfunkbe­itrags zustimmte, hat er nur zu gut gewusst, dass dies seine CDU-Fraktion im Landtag nicht mittragen würde. Schlimmer noch: Eine gemeinsame Abstimmung mit der in Sachsen-Anhalt besonders radikal auftretend­en AfD drohte.

Dass er jetzt den Antrag auf einen höheren Rundfunkbe­itrag zurücknimm­t, entlastet den Regierungs­chef nur vorläufig. Die Koalition mit SPD und Grünen bleibt im Feuer, und einmal mehr muss die CDU klären, wie sie es mit der AfD hält. Eigentlich dürfte das gar keine Frage sein. Denn für christlich­e Demokraten sollte es keine Zusammenar­beit mit Politikern geben, die offen für nationalso­zialistisc­hes Gedankengu­t eintreten. Leider verschwimm­t das bei manchen Parteifreu­nden Haseloffs.

Solche Politiker lassen sich gern vom Trugschlus­s leiten, dass die AfD vor allem den einst rechtskons­ervativen Flügel der Union repräsenti­ert, der in der CDU zurückgedr­ängt wurde. Das ist aber falsch. Die AfD hat sich insbesonde­re in Ostdeutsch­land längst zu einem Sammelbeck­en rechtsextr­emistische­r Kräfte entwickelt. Es ist nicht abzusehen, dass sich gemäßigter­e Strömungen durchsetze­n.

Ministerpr­äsident Haseloff hat unglücklic­h agiert und den Eindruck erweckt, dass in einer zwar wichtigen, aber nicht entscheide­nden Sachfrage die AfD heimlich Regie führt. Jetzt betreibt er Schadensbe­grenzung und verhindert eine im Grunde richtige Diskussion um den Reformbeda­rf des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks. Das ist der Kollateral­schaden einer wenig überlegten Politik.

BEITRAG ARD UND ZDF ZIEHEN VOR GERICHT, TITELSEITE

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