Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Kalkül der Delegierten
Laschets Umfragewerte sind im Sinkflug. Trotzdem bleibt er äußerlich entspannt.
or fast genau zwei Jahren, am 7. Dezember, endete in HamVburg
für die CDU eine 18 Jahre währende Ära. Angela Merkel machte für Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) als Parteichefin Platz. Ein Generationenwechsel, der für Merkels Wunschkandidatin und damalige Generalsekretärin, zum Kurzintermezzo geriet.
Nun wollen drei Männer aus NRW ans Ruder. Zu Beginn des Rennens galt Armin Laschet auch dank der cleveren Berufung von Jens Spahn in sein Team als aussichtsreichster Kandidat. Doch dann kam Corona und selbst enge Vertraute sagen heute, dass das Krisenmanagement etwas „verunglückt“sei. Die vom politischen Gegner zum Skandal hochstilisierten Vorgänge rund um den Modekonzern van Laack dürften nicht hilfreich sein. Nun stellt sich auch noch der Teil-Lockdown als unzureichend heraus. Der Druck steigt.
Kann Laschet seine Ambitionen auf CDU-Vorsitz und Kanzleramt beerdigen? Mitnichten. Denn das Kalkül vieler Delegierter ist ein anderes als das der Bürger. Als Politprofis schauen sie auf denkbare Konstellationen nach der Bundestagswahl – und kommen dabei nicht um die Umfragewerte der Grünen herum. Schwarz-Grün mit Friedrich Merz an der Spitze? Dazu gehört trotz dessen Rückhalt in Süddeutschland und im Osten schon so viel Fantasie,
dass die Vorstellung eher aus dem Reich der Mythen stammen dürfte. Bliebe noch Norbert Röttgen. Doch dem haben sie in NRW sein Scheitern bei der Landtagswahl von 2012 bis heute nicht verziehen. Der NRW-Landesvorstand hat sich geschlossen für den Ministerpräsidenten ausgesprochen.
Und wie es aus seinem Umfeld heißt: Auch wenn Laschet derzeit im Krisenmodus weniger Zeit für den Wahlkampf als seine Kontrahenten hat, betreiben seine Getreuen dafür gerade im Hintergrund umso massiveres Netzwerken. Für Laschet wird es beim Parteitag im Januar enger, als ihm lieb sein dürfte. Unmöglich wird es nicht.