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Telekom forciert Glasfaserausbau
Im Kampf um schnelles Internet springt der Marktführer vielerorts für Vodafone ein.
BONN Nachdem Vodafone künftig keine neuen Aufträge für reine Glasfaserprojekte akquirieren will, möchte die Deutsche Telekom dieses Geschäft nun umso entschlossener vorantreiben. Der Marktführer kündigte am Dienstag in Bonn an, in den nächsten Jahren alle zwölf Monate rund zwei Millionen Haushalte mit Glasfaseranschlüssen direkt ans Haus zu versorgen. Weil eine Reihe anderer Unternehmen ebenfalls diese schnelle Internet-Technologie vorantreiben, hofft die Telekom, dass schon im Jahr 2030 „alle Haushalte in Deutschland“einen direkten Zugang zu Glasfaser erhalten.
Der Bonner Konzern will dabei immer enger mit regionalen Partnern wie den Stadtwerken Münster kooperieren. „Für mich ist Glasfaser meine Priorität Nummer eins, zwei, drei“, sagte dessen neuer Deutschland-Chef Srini Gopalan. Der aus Indien stammende Manager ergänzte: „Glasfaser ist nicht nur ein neues Netz. Sie ist unsere Zukunft.“
Am meisten unter Druck kommt durch die Offensive der Wettbewerber Vodafone als zweitgrößter Telefonkonzern der Republik. „Die Telekom wird ihre Glasfaser sicherlich vorrangig dort anbieten, wo Vodafone mit seinem Kabel-TV-Netz die Kunden versorgt“, sagt Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen. „Gerade in den Städten könnte sich der Wettbewerb weiter verschärfen.“Dabei hält er die Glasfaser-Offensive der Telekom nicht für sehr ambitioniert: „Gemessen am Geschäftsvolumen könnte die Telekom bei Glasfaser noch viel mehr Tempo machen als zwei Millionen neue Anschlüsse im Jahr zu legen“, sagt er.
Doch durch die Strategie von immer mehr Partnerschaften könnte die Telekom noch weiter auf die Überholspur kommen. Konzernchef Tim Höttges stellte klar, das Unternehmen werde eventuell auch auf die umstrittene Praxis des Überbaus setzen. Im Klartext: Wenn andere Unternehmen ihre möglicherweise exzellente Infrastruktur nicht öffnen, legt die Telekom möglicherweise Glasfaser direkt daneben.
Das würde vorrangig Vodafone treffen, weil das Unternehmen sein ein Gigabit schnelles Kabel-TV-Netz an Wettbewerber nur bei gedrosselter Geschwindigkeit weitervermietet. Die Telekom als Ex-Monopolist muss die DSL-Netze den Konkurrenten dagegen uneingeschränkt zur Verfügung stellen und kündigt auch bei Glasfaser einen freien Zugang an. Höttges: „Unser Netz wird immer offen sein für Dritte.“
Er nutzte die Veranstaltung „Netzetag“auch, um gegen Vodafone zu sticheln. Es sei falsch, dass die Verträge zur Versorgung von Wohnblocks mit Kabel-TV eine Zwangsversorgung aller Bewohner vorsehen. Das „Nebenkostenprivileg“zur Umlegung der Kosten müsse fallen, was Vodafone als einzig relevanten Kabel-TV-Konzern in Deutschland massiv betreffen würde. Stattdessen sollten Mieter ihren TV-Versorger frei wählen können. Das würde Vorfahrt für die Glasfaser der Telekom bringen.