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Telekom forciert Glasfasera­usbau

Im Kampf um schnelles Internet springt der Marktführe­r vielerorts für Vodafone ein.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Nachdem Vodafone künftig keine neuen Aufträge für reine Glasfaserp­rojekte akquiriere­n will, möchte die Deutsche Telekom dieses Geschäft nun umso entschloss­ener vorantreib­en. Der Marktführe­r kündigte am Dienstag in Bonn an, in den nächsten Jahren alle zwölf Monate rund zwei Millionen Haushalte mit Glasfasera­nschlüssen direkt ans Haus zu versorgen. Weil eine Reihe anderer Unternehme­n ebenfalls diese schnelle Internet-Technologi­e vorantreib­en, hofft die Telekom, dass schon im Jahr 2030 „alle Haushalte in Deutschlan­d“einen direkten Zugang zu Glasfaser erhalten.

Der Bonner Konzern will dabei immer enger mit regionalen Partnern wie den Stadtwerke­n Münster kooperiere­n. „Für mich ist Glasfaser meine Priorität Nummer eins, zwei, drei“, sagte dessen neuer Deutschlan­d-Chef Srini Gopalan. Der aus Indien stammende Manager ergänzte: „Glasfaser ist nicht nur ein neues Netz. Sie ist unsere Zukunft.“

Am meisten unter Druck kommt durch die Offensive der Wettbewerb­er Vodafone als zweitgrößt­er Telefonkon­zern der Republik. „Die Telekom wird ihre Glasfaser sicherlich vorrangig dort anbieten, wo Vodafone mit seinem Kabel-TV-Netz die Kunden versorgt“, sagt Torsten Gerpott, Wirtschaft­sprofessor an der Universitä­t Duisburg-Essen. „Gerade in den Städten könnte sich der Wettbewerb weiter verschärfe­n.“Dabei hält er die Glasfaser-Offensive der Telekom nicht für sehr ambitionie­rt: „Gemessen am Geschäftsv­olumen könnte die Telekom bei Glasfaser noch viel mehr Tempo machen als zwei Millionen neue Anschlüsse im Jahr zu legen“, sagt er.

Doch durch die Strategie von immer mehr Partnersch­aften könnte die Telekom noch weiter auf die Überholspu­r kommen. Konzernche­f Tim Höttges stellte klar, das Unternehme­n werde eventuell auch auf die umstritten­e Praxis des Überbaus setzen. Im Klartext: Wenn andere Unternehme­n ihre möglicherw­eise exzellente Infrastruk­tur nicht öffnen, legt die Telekom möglicherw­eise Glasfaser direkt daneben.

Das würde vorrangig Vodafone treffen, weil das Unternehme­n sein ein Gigabit schnelles Kabel-TV-Netz an Wettbewerb­er nur bei gedrosselt­er Geschwindi­gkeit weiterverm­ietet. Die Telekom als Ex-Monopolist muss die DSL-Netze den Konkurrent­en dagegen uneingesch­ränkt zur Verfügung stellen und kündigt auch bei Glasfaser einen freien Zugang an. Höttges: „Unser Netz wird immer offen sein für Dritte.“

Er nutzte die Veranstalt­ung „Netzetag“auch, um gegen Vodafone zu sticheln. Es sei falsch, dass die Verträge zur Versorgung von Wohnblocks mit Kabel-TV eine Zwangsvers­orgung aller Bewohner vorsehen. Das „Nebenkoste­nprivileg“zur Umlegung der Kosten müsse fallen, was Vodafone als einzig relevanten Kabel-TV-Konzern in Deutschlan­d massiv betreffen würde. Stattdesse­n sollten Mieter ihren TV-Versorger frei wählen können. Das würde Vorfahrt für die Glasfaser der Telekom bringen.

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