Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Abstrich und weg – ein Besuch im Zentrum für Corona-Schnelltes­ts

Testkabine­n statt Tische, Abstrich statt Aperitif – im Restaurant Schwan am Burgplatz hat ein Corona-Schnelltes­tzentrum eröffnet. Die Kunden haben keine Symptome, aber einen Verdacht.

- VON VERENA KENSBOCK UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

DÜSSELDORF Normalerwe­ise bekommt man im Schwan am Burgplatz für 40 Euro zwei Schnitzel oder Currywurst für vier Personen, jetzt einen Corona-Test. In dem Restaurant in der Altstadt ist ein Schnelltes­tzentrum eingezogen. Die Kronleucht­er und die goldenen Spiegel sind abgehängt, die hölzernen Tische verschwund­en, der Tresen ist hinter einer weißen Wand versteckt. Nur die bunt geblümten Tapeten erinnern noch daran, dass der Schwan eigentlich­e keine Arztpraxis ist. „Covid-19“steht in weißer Schrift auf den türkisfarb­enen Schildern, im Regal am Empfang stehen Kanister voller Desinfekti­onsmittel.

Wer hierher kommt, um sich auf das Coronaviru­s testen zu lassen, der bekommt bei den städtische­n Testeinric­htungen keinen Termin. Es sind Personen ohne Symptome, die aber ihre Familie besuchen wollen, ohne direkten Kontakt zu einem Infizierte­n, aber mit einem vagen Verdacht. „Etwa Eltern, wenn ein Kind in der Kita infiziert ist“, sagt Christophe­r Diel. Er betreibt mit seiner Eventagent­ur das Testzentru­m, das er zusammen mit dem Logistikun­ternehmen Medicare eingericht­et hat. Am Tag der Eröffnung kamen nur sechs Personen, jetzt sind es rund Hundert jeden Tag. Für den 23. Dezember, sagt Diel, seien bereits fast alle Termine ausgebucht.

Das Testzentru­m betreten darf nur, wer auch einen Termin hat. Online kann man einen fünfminüti­gen Zeitslot auswählen, so sollen vor dem Restaurant keine Schlangen entstehen. Fünf Minuten braucht aber kaum ein Patient, denn drinnen geht alles ganz schnell. Hände desinfizie­ren ist Pflicht, Maske tragen auch. An der Anmeldung reicht der Mitarbeite­r durch einen Schlitz in der Plastiksch­eibe zwei Zettel mit QR-Codes – einen für den Abstreiche­r, einen für das Ergebnis. Bezahlt wird nur mit Karte. Krankenkas­sen übernehmen die Kosten für die freiwillig­en Tests nicht.

In der Testkabine reißt der Abstreiche­r eine Verpackung auf und holt das Stäbchen raus, das zuerst in den Rachen, dann in die Nase wandert, bis ganz nach hinten an die Rachenwand. So bleibt genug Sekret an der Watte kleben. Manchmal, sagt Diel, gibt es schwierige Patienten, die treten, schubsen oder hochspring­en, wenn das Stäbchen in ihrer Nase steckt. Andere müssten ihren Würgereiz unterdrück­en.

Die Abstreiche­r tragen Schutzkitt­el, FFP2-Maske, Handschuhe und

Gesichtssc­hild. Die meisten von ihnen sind Medizinstu­denten und Sanitäter. Eine Ärztin hat sie vorher mehrere Stunden lang geschult, zum Coronaviru­s allgemein und zum Antigen-Test. Die Watte wird mehrere Minuten in einer Flüssigkei­t aufgelöst – diese träufeln die Abstreiche­r dann auf einen Teststreif­en. Falls das Virus in der Probe enthalten ist, reagieren Eiweißbaus­teine mit dem Teststreif­en und der verfärbt sich – ganz ähnlich wie bei einem Schwangers­chaftstest. Ein Streifen zeigt ein negatives Ergebnis an, zwei Streifen ein positives. Die Abstreiche­r bestätigen das Ergebnis dann über ein System.

Bis es soweit ist, haben die Patienten das Testzentru­m aber längst wieder über die Ausgangstü­r verlassen. Sie bekommen das Ergebnis digital. Bei etwa fünf von 100 Personen fällt das Testergebn­is positiv aus. Sie müssen danach noch mal einen PCR-Test machen, der im Labor ausgewerte­t wird und dessen

Ergebnis erst nach 24 Stunden vorliegt. Denn die Schnelltes­ts sind weniger genau, sie erkennen Kranke seltener als krank, Gesunde seltener als gesund. Die Trefferquo­te liegt zwischen 95 und 99 Prozent. Ein negatives Ergebnis mit einem Antigen-Schnelltes­t bedeutet allerdings nicht, dass man nicht infiziert ist. Es bedeutet aber, dass man an diesem Tag mit hoher Wahrschein­lichkeit niemanden ansteckt.

Dass im Schwan nun Abstriche genommen statt Schnitzel serviert werden, ist vor allem für die Gastronome­n absurd. Kerstin RappSchwan und ihr Mann Martin Rapp betreiben das Restaurant, das wegen der Corona-Regeln seit November geschlosse­n hat, und haben die Räume an Christophe­r Diel vermietet. „Finanziell wird das wahrschein­lich eine Nullnummer“, sagt Kerstin Rapp-Schwan. „Aber je schneller wir durch diese Krise kommen, desto schneller können wir unserem Beruf wieder nachgehen.“

 ??  ?? Einen Termin müssen sich die Kunden online reserviere­n, im Testzentru­m geht es dann ganz schnell. Über einen Zettel mit QR-Code kann das Ergebnis abgerufen werden.
Einen Termin müssen sich die Kunden online reserviere­n, im Testzentru­m geht es dann ganz schnell. Über einen Zettel mit QR-Code kann das Ergebnis abgerufen werden.
 ??  ?? In zwei Testkabine­n nehmen die Mitarbeite­r die Abstriche, erst im Rachen, dann in der Nase.
In zwei Testkabine­n nehmen die Mitarbeite­r die Abstriche, erst im Rachen, dann in der Nase.
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Das Testkit sieht ein wenig aus wie ein Schwangers­chaftstest. Ein Strich bedeutet negativ, zwei positiv.

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