Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Abstrich und weg – ein Besuch im Zentrum für Corona-Schnelltests
Testkabinen statt Tische, Abstrich statt Aperitif – im Restaurant Schwan am Burgplatz hat ein Corona-Schnelltestzentrum eröffnet. Die Kunden haben keine Symptome, aber einen Verdacht.
DÜSSELDORF Normalerweise bekommt man im Schwan am Burgplatz für 40 Euro zwei Schnitzel oder Currywurst für vier Personen, jetzt einen Corona-Test. In dem Restaurant in der Altstadt ist ein Schnelltestzentrum eingezogen. Die Kronleuchter und die goldenen Spiegel sind abgehängt, die hölzernen Tische verschwunden, der Tresen ist hinter einer weißen Wand versteckt. Nur die bunt geblümten Tapeten erinnern noch daran, dass der Schwan eigentliche keine Arztpraxis ist. „Covid-19“steht in weißer Schrift auf den türkisfarbenen Schildern, im Regal am Empfang stehen Kanister voller Desinfektionsmittel.
Wer hierher kommt, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen, der bekommt bei den städtischen Testeinrichtungen keinen Termin. Es sind Personen ohne Symptome, die aber ihre Familie besuchen wollen, ohne direkten Kontakt zu einem Infizierten, aber mit einem vagen Verdacht. „Etwa Eltern, wenn ein Kind in der Kita infiziert ist“, sagt Christopher Diel. Er betreibt mit seiner Eventagentur das Testzentrum, das er zusammen mit dem Logistikunternehmen Medicare eingerichtet hat. Am Tag der Eröffnung kamen nur sechs Personen, jetzt sind es rund Hundert jeden Tag. Für den 23. Dezember, sagt Diel, seien bereits fast alle Termine ausgebucht.
Das Testzentrum betreten darf nur, wer auch einen Termin hat. Online kann man einen fünfminütigen Zeitslot auswählen, so sollen vor dem Restaurant keine Schlangen entstehen. Fünf Minuten braucht aber kaum ein Patient, denn drinnen geht alles ganz schnell. Hände desinfizieren ist Pflicht, Maske tragen auch. An der Anmeldung reicht der Mitarbeiter durch einen Schlitz in der Plastikscheibe zwei Zettel mit QR-Codes – einen für den Abstreicher, einen für das Ergebnis. Bezahlt wird nur mit Karte. Krankenkassen übernehmen die Kosten für die freiwilligen Tests nicht.
In der Testkabine reißt der Abstreicher eine Verpackung auf und holt das Stäbchen raus, das zuerst in den Rachen, dann in die Nase wandert, bis ganz nach hinten an die Rachenwand. So bleibt genug Sekret an der Watte kleben. Manchmal, sagt Diel, gibt es schwierige Patienten, die treten, schubsen oder hochspringen, wenn das Stäbchen in ihrer Nase steckt. Andere müssten ihren Würgereiz unterdrücken.
Die Abstreicher tragen Schutzkittel, FFP2-Maske, Handschuhe und
Gesichtsschild. Die meisten von ihnen sind Medizinstudenten und Sanitäter. Eine Ärztin hat sie vorher mehrere Stunden lang geschult, zum Coronavirus allgemein und zum Antigen-Test. Die Watte wird mehrere Minuten in einer Flüssigkeit aufgelöst – diese träufeln die Abstreicher dann auf einen Teststreifen. Falls das Virus in der Probe enthalten ist, reagieren Eiweißbausteine mit dem Teststreifen und der verfärbt sich – ganz ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Ein Streifen zeigt ein negatives Ergebnis an, zwei Streifen ein positives. Die Abstreicher bestätigen das Ergebnis dann über ein System.
Bis es soweit ist, haben die Patienten das Testzentrum aber längst wieder über die Ausgangstür verlassen. Sie bekommen das Ergebnis digital. Bei etwa fünf von 100 Personen fällt das Testergebnis positiv aus. Sie müssen danach noch mal einen PCR-Test machen, der im Labor ausgewertet wird und dessen
Ergebnis erst nach 24 Stunden vorliegt. Denn die Schnelltests sind weniger genau, sie erkennen Kranke seltener als krank, Gesunde seltener als gesund. Die Trefferquote liegt zwischen 95 und 99 Prozent. Ein negatives Ergebnis mit einem Antigen-Schnelltest bedeutet allerdings nicht, dass man nicht infiziert ist. Es bedeutet aber, dass man an diesem Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit niemanden ansteckt.
Dass im Schwan nun Abstriche genommen statt Schnitzel serviert werden, ist vor allem für die Gastronomen absurd. Kerstin RappSchwan und ihr Mann Martin Rapp betreiben das Restaurant, das wegen der Corona-Regeln seit November geschlossen hat, und haben die Räume an Christopher Diel vermietet. „Finanziell wird das wahrscheinlich eine Nullnummer“, sagt Kerstin Rapp-Schwan. „Aber je schneller wir durch diese Krise kommen, desto schneller können wir unserem Beruf wieder nachgehen.“