Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Herrlich absurdes Theater
Eigentlich sollte „Rausch“in Brasilien beim „Festival Paideia de Teatro“in São Paulo gezeigt werden. Wegen der Pandemie streamte das Schauspielhaus das neue Theaterstück stattdessen zeitgleich mit der Düsseldorfer Premiere über den Atlantik.
DÜSSELDORF Mit „Rausch“hat unsere Lage in Corona-Zeiten wenig zu tun, vielmehr mit wachsender Ernüchterung und Ängsten. Daher meint Gregory Caers vermutlich eine andere Art von Rausch, nach der er seine neue Inszenierung im Jungen Schauspiel benennt. Eigentlich wollten die Düsseldorfer damit von der Münsterstraße nach Brasilien aufbrechen, wo das Stück beim „Festival Paideia de Teatro“in São Paulo eingeladen war. Coronabedringt streamte man es über den Atlantik.
Eine Bushaltestelle und eine U-Bahn. Dort kommen sechs Menschen einer Gesellschaft zusammen, die nach Haltung sucht. Nicht unbedingt heute, vielleicht zu einer anderen Zeit. Nicht unbedingt hier, vielleicht in Paris. Dann wäre es vielleicht die U-Bahn aus Raymond Queneaus „Zazie in der Metro“. Damals hatten die Pariser ihren monotonen Alltag so verinnerlicht: „Métro-Boulot-Dodo“. Jeden Morgen lustlos ins Büro und abends genauso lustlos ins Bett.
Bei Queneau hingegen gerät das junge Provinzhäschen Zazie in Paris in einen Strudel von immer absurderen Ereignissen. Auch bei Gregory Caers irrlichtert eine junge Frau in schwarzem Kleidchen durch das, was man Handlung nennen könnte. Immer wenn der Hahn kräht, beginnt ein kleiner Reigen von Aktionen. Es sind Übungen in Vergeblichkeit. Versuche, dem Leben eine Ordnung zu geben. Um dann genau dieser Ordnung wieder aus dem Weg zu gehen.
Zwei Bürohengste stempeln Papiere ab, machen daraus einen Wettstreit in Geschwindigkeit. Bis es ihnen zu viel wird, und das ganze gestempelte Zeug in den Schredder wandert. Eine überaus penible Dame will sich in einem Café niederlassen. So viel Mühe sie sich auch gibt, ein Putzteufel, ein fesch fegender Kobold, kommt ihr immer in die Quere.
Zum Putzen haben sich auch zwei Andere verabredet – mit armlangen Gummihandschuhen. Die Beiden haben viel zu tun, denn immer wieder stören rote Schlieren die Ästhetik der Plexiglas-Wände. Wo die wohl herkommen, fragt man sich, als ganz unvermittelt ein Schwein auf einem OP-Tisch liegt. Blut spritzt