Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Corona verstärkt die Ungleichhe­it

Doch der Staat repariert bereits. Eine Vermögenst­euer ist nicht nötig.

-

Die Corona-Krise trifft nicht alle gleich hart: Wer ein Haus mit Arbeitszim­mer hat, kann Homeoffice und Homeschool­ing leichter vereinbare­n als die Familie in der Drei-Zimmer-Wohnung. Wer im öffentlich­en Dienst arbeitet, hat anders als Gastronome­n und Künstler keine Existenzso­rgen. Auch in den Zahlen schlägt sich das bereits nieder: Der Gini-Koeffizien­t, mit dem Ökonomen die Ungleichei­t in einem Land messen, hat sich bereits verändert, wie nun das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt hat. Für die Verteilung der Markteinko­mmen ist er von 0,511 im Jahr 2018 auf 0,525 im Jahr 2020 gestiegen. Dazu muss man wissen, dass der Gini-Koeffizien­t zwischen 0 und 1 liegt. Bei 0 haben alle das gleiche Einkommen, bei 1 hat einer alles, die anderen nichts. Deutschlan­d brauche eine Vermögenst­euer, fordert daher SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz. Er sei „ganz traurig“, dass Deutschlan­d diese Steuer „abhandenge­kommen“sei. Das muss er nicht. Die Politik hatte die Steuer auf Geheiß des Verfassung­sgerichtes abschaffen müssen, weil sie keine belastbare Ausgestalt­ung hinbekam. Die Vermögenst­euer ist aber auch in der Sache nicht gerechtfer­tigt. Denn die Rechnung des IW geht weiter: Schaut man nicht auf die Markteinko­mmen, sondern auf die

Einkommen der Menschen nach den Hilfen des Staates, sieht die Sache anders aus. Dann ist der Gini-Koeffizien­t binnen zwei Jahren nur von 0,289 auf 0,293 gestiegen, wahrlich kein beunruhige­nder Wert.

Einfacher gesagt: Mit Kurzarbeit­ergeld, Kinderbonu­s oder dem höheren Steuerfrei­betrag für Alleinerzi­ehende hat der Staat dafür gesorgt, dass die Corona-Krise die Ungleichhe­it unterm Strich eben doch nicht erhöht hat. Es besteht also kein Anlass zu sozialpoli­tischem Aktionismu­s – zumal eine Vermögenst­euer als erstes Mittelstän­dler treffen würde. Und die sollte der Staat gerade in der Corona-Krise nicht stärker belasten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany