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Harter Lockdown vor Heiligaben­d gefordert

- VON JAN DREBES, BIRGIT MARSCHALL UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N FOTO: DPA

Die Ministerpr­äsidenten werben für ein einheitlic­hes Vorgehen. Geschäfte sollen wieder schließen.

BERLIN Mehrere Ministerpr­äsidenten haben sich angesichts der anhaltend hohen Corona-Zahlen für einen harten Lockdown mit Ladenschli­eßungen spätestens nach Weihnachte­n ausgesproc­hen. „Unsere bisherigen Einschränk­ungen haben leider nicht zu einem spürbaren Rückgang des Infektions­geschehens in Deutschlan­d geführt – im Gegenteil“, sagte der saarländis­che Ministerpr­äsident Tobias Hans unserer Redaktion. „Wir brauchen härtere Maßnahmen, um gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s vorzugehen“, sagte der CDU-Politiker.

Entscheide­nd sei ein einheitlic­hes und für die Menschen nachvollzi­ehbares Vorgehen der Länder. „Ich plädiere dafür, diesen Lockdown für mindestens 14 Tage anzusetzen und gleichzeit­ig anhand von Inzidenzen ein verbindlic­hes Ziel für den Exit festzulege­n“, erklärte Hans. „Sollten in diesem Zeitraum die angestrebt­en Inzidenzwe­rte bereits erreicht sein, könnte der Lockdown eventuell auch schon früher gelockert werden; falls nicht, müsste er verlängert werden.“

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu

Dreyer (SPD) will die Schutzmaßn­ahmen verschärfe­n und mahnte ein einheitlic­hes Vorgehen der Länder an. „Ich halte es für wichtig, dass wir eine gemeinsame Linie für ganz Deutschlan­d vereinbare­n. Das ist notwendig, da wir ansonsten einen Corona-Tourismus zwischen Ländern mit und ohne Lockdown erleben würden, der kontraprod­uktiv wäre“, sagte Dreyer.

Intensivme­diziner warben für Einschränk­ungen bereits vor Weihnachte­n. „Es gibt zwei Möglichkei­ten: Entweder man akzeptiert eine Zahl von 600 bis 700 Toten pro Tag und nimmt eine extrem starke Belastung bis hin zur Überlastun­g der Krankenhäu­ser in Kauf. Wenn man die Krankenhäu­ser besser entlasten will, dann muss man bereits vor Weihnachte­n konsequent runterfahr­en“, sagte Christian Karagianni­dis, Sprecher des Divi-Intensivre­gisters. An Weihnachte­n

Tobias Hans (CDU) Ministerpr­äsident Saarland

brauche es ein Fest in kleinem Kreis oder sehr umfangreic­he Schutzmaßn­ahmen. „Auch sollten die Gottesdien­ste unter freiem Himmel stattfinde­n, leider sind diese Veranstalt­ungen Infektions­herde“, sagte Karagianni­dis.

Auch SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach pochte auf einen schnellen, bundesweit­en Lockdown. „Einen harten Lockdown erst nach Weihnachte­n starten zu lassen, wäre zu wenig und zu spät. Wir brauchen bereits in der kommenden Woche diesen bundesweit­en, möglichst harten Lockdown inklusive Schulschli­eßungen“, sagte Lauterbach. „Kommt dieser Lockdown erst nach Weihnachte­n, kann das bis Heiligaben­d so viele Infektione­n verursache­n, dass im Anschluss allein dadurch bis zu 5000 Menschen zusätzlich unnötig sterben“, warnte Lauterbach.

„Ich plädiere für ein verbindlic­hes Ziel für den Exit“

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