Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Harter Lockdown vor Heiligabend gefordert
Die Ministerpräsidenten werben für ein einheitliches Vorgehen. Geschäfte sollen wieder schließen.
BERLIN Mehrere Ministerpräsidenten haben sich angesichts der anhaltend hohen Corona-Zahlen für einen harten Lockdown mit Ladenschließungen spätestens nach Weihnachten ausgesprochen. „Unsere bisherigen Einschränkungen haben leider nicht zu einem spürbaren Rückgang des Infektionsgeschehens in Deutschland geführt – im Gegenteil“, sagte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans unserer Redaktion. „Wir brauchen härtere Maßnahmen, um gegen die Ausbreitung des Coronavirus vorzugehen“, sagte der CDU-Politiker.
Entscheidend sei ein einheitliches und für die Menschen nachvollziehbares Vorgehen der Länder. „Ich plädiere dafür, diesen Lockdown für mindestens 14 Tage anzusetzen und gleichzeitig anhand von Inzidenzen ein verbindliches Ziel für den Exit festzulegen“, erklärte Hans. „Sollten in diesem Zeitraum die angestrebten Inzidenzwerte bereits erreicht sein, könnte der Lockdown eventuell auch schon früher gelockert werden; falls nicht, müsste er verlängert werden.“
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu
Dreyer (SPD) will die Schutzmaßnahmen verschärfen und mahnte ein einheitliches Vorgehen der Länder an. „Ich halte es für wichtig, dass wir eine gemeinsame Linie für ganz Deutschland vereinbaren. Das ist notwendig, da wir ansonsten einen Corona-Tourismus zwischen Ländern mit und ohne Lockdown erleben würden, der kontraproduktiv wäre“, sagte Dreyer.
Intensivmediziner warben für Einschränkungen bereits vor Weihnachten. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man akzeptiert eine Zahl von 600 bis 700 Toten pro Tag und nimmt eine extrem starke Belastung bis hin zur Überlastung der Krankenhäuser in Kauf. Wenn man die Krankenhäuser besser entlasten will, dann muss man bereits vor Weihnachten konsequent runterfahren“, sagte Christian Karagiannidis, Sprecher des Divi-Intensivregisters. An Weihnachten
Tobias Hans (CDU) Ministerpräsident Saarland
brauche es ein Fest in kleinem Kreis oder sehr umfangreiche Schutzmaßnahmen. „Auch sollten die Gottesdienste unter freiem Himmel stattfinden, leider sind diese Veranstaltungen Infektionsherde“, sagte Karagiannidis.
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach pochte auf einen schnellen, bundesweiten Lockdown. „Einen harten Lockdown erst nach Weihnachten starten zu lassen, wäre zu wenig und zu spät. Wir brauchen bereits in der kommenden Woche diesen bundesweiten, möglichst harten Lockdown inklusive Schulschließungen“, sagte Lauterbach. „Kommt dieser Lockdown erst nach Weihnachten, kann das bis Heiligabend so viele Infektionen verursachen, dass im Anschluss allein dadurch bis zu 5000 Menschen zusätzlich unnötig sterben“, warnte Lauterbach.
„Ich plädiere für ein verbindliches Ziel für den Exit“