Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Düsseldorfer Arag-Konzern bleibt auf Wachstumskurs
Der Versicherer startet mit einem Plus in eine neue Ära.
DÜSSELDORF Zwei Jahrzehnte war der Versicherungskonzern Arag ohne seinen Eigentümer und Vorstandschef Paul Otto Faßbender kaum denkbar. Doch seit Juli ist die operative Führungsrolle Faßbenders Geschichte. An seiner Stelle steht Renko Dirksen, der vor einigen Tagen 44 Jahre alt geworden ist. Ein Generationswechsel also, doch der Kurs bleibt unter Dirksen der gleiche: Alle Zeichen stehen auf Wachstum.
Die Geschäftsentwicklung im zu Ende gehenden Jahr sei eine klare Bestätigung für die unternehmerische Leistung seines Vorgängers, sagte Dirksen in einer Telefonkonferenz. „Er hat den Konzern robust und solide aufgestellt“, so der neue Konzernchef. In Zahlen heißt das: Die Arag hat 2020 nach vorläufigen Angaben ihre Beitragseinnahmen um mehr als vier Prozent auf 1,83 Milliarden Euro gesteigert. Allein in Deutschland seien die Prämieneinnahmen um 5,3 Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen, erklärte der Vorstandschef. Bis 2022 will die Arag bei den Beiträgen die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze knacken. Im reinen Versicherungsgeschäft verdiente der Konzern etwa 90 Millionen Euro. Da das Kapitalanlageergebnis aber um 100 Millionen Euro geschrumpft ist, bleibt nur noch ein Vorsteuergewinn von 50 bis 60 Millionen Euro, was mindestens eine Halbierung gegenüber dem Rekordjahr 2019 entspricht. Die Corona-Krise hat dem Unternehmen jedoch zusätzliches Rechtsschutzgeschäft verschafft – über alle Bereiche hinweg. Insgesamt habe es 15.000 Schadensmeldungen gegeben, so Dirksen. Den dadurch beim Versicherer entstandenen Mehraufwand schätzt er auf 6,2 Milliarden Euro. Mehr als 400 der Fälle betreffen nach Angaben von Vorstandsmitglied Matthias Maslaton Betriebsausfallversicherungen.
Durch die zunehmende Digitalisierung steige der Reformdruck auf dem Markt für Rechtsdienstleistungen, sagte Dirksen. „Er hinkt mehrere Jahrzehnte hinter der europäischen Entwicklung zurück.“Er forderte erneut eine stärkere Liberalisierung von Rechtsdienstleistungen. Konkret heißt das: Die Arag will, dass außergerichtliche Rechtsberatung erlaubt wird. Verbraucher wollten „schnelle und einvernehmliche Lösungen“für ihre Rechtsprobleme, meint der Manager. Digitale Dienste könnten das schnell und kostengünstig leisten. Gemeint sind damit unter anderem sogenannte Legal Techs, computergestützte Technik also, die juristische Arbeitsprozesse beschleunigt oder automatisiert.