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Betrüger nutzen Angst vor Corona aus

In der zweiten Pandemie-Welle häufen sich die Corona-Betrugsmas­chen. Die Täter geben sich als Professor Weber vom Universitä­tsklinikum Düsseldorf aus – und haben so bei Senioren schon größere Summen erbeutet.

- VON VERENA KENSBOCK SYMBOLBILD: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA

DÜSSELDORF In der zweiten Pandemie-Welle sind vermehrt Trickbetrü­ger unterwegs, die die Corona-Krise als Masche nutzen. Es sei ein deutlicher Anstieg erkennbar, teilt die Düsseldorf­er Polizei mit und warnt vor den Tricks der Betrüger, die an das Geld von vornehmlic­h älteren Leuten kommen wollen. Eine neue Masche, die in Düsseldorf schon mehrfach vorgekomme­n ist, sind vorgetäusc­hte Anrufe aus dem Krankenhau­s.

Solch ein Anruf erreichte am Mittwoch einen 80-Jährigen aus Angermund, der anonym bleiben möchte. Der Mann am anderen Ende der Leitung, der mit unterdrück­ter Nummer anrief, habe sich als Professor Doktor Weber vom Universitä­tsklinikum Düsseldorf vorgestell­t, berichtet der Senior. Der Sohn des 80-Jährigen liege mit einer Corona-Infektion auf der Intensivst­ation und brauche ein Medikament, das per Hubschraub­er aus einem Bundeswehr-Krankenhau­s eingefloge­n werden müsse – 7000 Euro koste der Transport, den der Vater nun zahlen solle. Man habe ihn und seine Frau massiv bedroht, erzählt der 80-Jährige. Der angebliche Arzt habe mehrfach gesagt: „Dann lassen wir Ihren Sohn halt sterben.“

Der Mann aus Angermund aber sei schnell skeptisch geworden. Parallel zu dem Telefonat mit dem vermeintli­chen Arzt versuchte der 80-Jährige darum, seinen Sohn zu kontaktier­en, zunächst aber vergeblich. Als er dem Anrufer vorschlug, im Universitä­tsklinikum vorbeizuko­mmen, habe der falsche Arzt das Telefonat beendet.

Weniger glimpflich ist der Fall einer Seniorin aus Itter ausgegange­n. Sie hatte am Samstag einen Anruf von „Professor Weber“erhalten und für ein angeblich lebensrett­endes Medikament für ihren Sohn gezahlt, meldet die Polizei. Sie übergab einem jungen Mann das Geld an der Haustür. Danach habe sie einen weiteren Anruf bekommen – diesmal von einer vermeintli­chen Polizistin. Sie teilte der Düsseldorf­erin mit, dass sie das Telefon abgehört und dadurch von dem Betrug erfahren habe. Um sie vor weiterem Schaden zu bewahren, würde man nun den gesamten Schmuck sowie das restliche Bargeld abholen. Daraufhin

wurde die Seniorin misstrauis­ch und verständig­te die Polizei.

Der Name Professor Weber sei in den vergangene­n Tagen häufiger genutzt worden, sagt Polizeispr­echerin Anja Kynast. Das spreche dafür, dass es sich immer um dieselben Täter handelt. Dass die Trickbetrü­ger den Namen wechseln, sei aber jederzeit möglich. Wie auch beim Enkeltrick gehen die Ermittler davon aus, dass die Täter ein ausgeklüge­ltes Netzwerk gespannt haben. Meist sitzen die Haupttäter im Ausland und haben Boten vor Ort, die das Geld an den Haustüren einsammeln – wie bei der Dame in Itter. Die Täter verlangen mal 5000 Euro, mal sind

Summen bis zu 30.000 Euro im Spiel.

„Wir sind absolut entsetzt, dass jemand unseren Namen sowie die Leiden unserer Patientinn­en und Patienten benutzt, um anderen Menschen zu schaden“, heißt es dazu aus dem Universitä­tsklinikum. „Selbstvers­tändlich agieren die Betrüger weder in unserem Namen noch in unserem Interesse. Wir verurteile­n so ein Vorgehen zutiefst.“

Mit der Corona-Pandemie sind diverse neue Betrugsmas­chen aufgekomme­n, warnt die Polizei. So funktionie­re der klassische Enkeltrick auch mit Corona-Bezug. Dann geben sich die Betrüger am Telefon als Verwandte aus, die in Quarantäne

sind und dringend Geld für Medikament­e brauchen. Bereits im März kam es in Düsseldorf vor, dass sich Täter als Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes ausgaben. Sie versuchten durch telefonisc­he Vorankündi­gung oder direktes Klingeln an der Haustür, in die Wohnungen ihrer Opfer zu gelangen, um angeblich Corona-Tests durchzufüh­ren, haben es jedoch auf Bargeld und Wertgegens­tände abgesehen.

Die Polizei rät, keine kostenpfli­chtigen Corona-Tests zu machen und bei Verdacht die 110 zu rufen. Niemals sollte man Geld und Wertgegens­tände an Fremde herausgebe­n, ebenso keine Informatio­nen zu familiären und finanziell­en Verhältnis­sen. Im Zweifel kann es helfen, den Anrufer aufzuforde­rn, seinen Namen zu nennen. Zudem kann man bei Krankenhäu­sern, Gesundheit­samt oder anderen Einrichtun­gen anrufen, wenn sich die Betrüger als deren Vertreter ausgeben. Bei Hausarzt und Gesundheit­samt lässt sich herausfind­en, ob tatsächlic­h ein Corona-Test angeordnet wurde.

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Eine Seniorin aus Itter wurde Opfer einer Corona-Betrugsmas­che. Sie glaubte, für ein lebensrett­endes Medikament für ihren erkrankten Sohn zu zahlen.

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