Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Betrüger nutzen Angst vor Corona aus
In der zweiten Pandemie-Welle häufen sich die Corona-Betrugsmaschen. Die Täter geben sich als Professor Weber vom Universitätsklinikum Düsseldorf aus – und haben so bei Senioren schon größere Summen erbeutet.
DÜSSELDORF In der zweiten Pandemie-Welle sind vermehrt Trickbetrüger unterwegs, die die Corona-Krise als Masche nutzen. Es sei ein deutlicher Anstieg erkennbar, teilt die Düsseldorfer Polizei mit und warnt vor den Tricks der Betrüger, die an das Geld von vornehmlich älteren Leuten kommen wollen. Eine neue Masche, die in Düsseldorf schon mehrfach vorgekommen ist, sind vorgetäuschte Anrufe aus dem Krankenhaus.
Solch ein Anruf erreichte am Mittwoch einen 80-Jährigen aus Angermund, der anonym bleiben möchte. Der Mann am anderen Ende der Leitung, der mit unterdrückter Nummer anrief, habe sich als Professor Doktor Weber vom Universitätsklinikum Düsseldorf vorgestellt, berichtet der Senior. Der Sohn des 80-Jährigen liege mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation und brauche ein Medikament, das per Hubschrauber aus einem Bundeswehr-Krankenhaus eingeflogen werden müsse – 7000 Euro koste der Transport, den der Vater nun zahlen solle. Man habe ihn und seine Frau massiv bedroht, erzählt der 80-Jährige. Der angebliche Arzt habe mehrfach gesagt: „Dann lassen wir Ihren Sohn halt sterben.“
Der Mann aus Angermund aber sei schnell skeptisch geworden. Parallel zu dem Telefonat mit dem vermeintlichen Arzt versuchte der 80-Jährige darum, seinen Sohn zu kontaktieren, zunächst aber vergeblich. Als er dem Anrufer vorschlug, im Universitätsklinikum vorbeizukommen, habe der falsche Arzt das Telefonat beendet.
Weniger glimpflich ist der Fall einer Seniorin aus Itter ausgegangen. Sie hatte am Samstag einen Anruf von „Professor Weber“erhalten und für ein angeblich lebensrettendes Medikament für ihren Sohn gezahlt, meldet die Polizei. Sie übergab einem jungen Mann das Geld an der Haustür. Danach habe sie einen weiteren Anruf bekommen – diesmal von einer vermeintlichen Polizistin. Sie teilte der Düsseldorferin mit, dass sie das Telefon abgehört und dadurch von dem Betrug erfahren habe. Um sie vor weiterem Schaden zu bewahren, würde man nun den gesamten Schmuck sowie das restliche Bargeld abholen. Daraufhin
wurde die Seniorin misstrauisch und verständigte die Polizei.
Der Name Professor Weber sei in den vergangenen Tagen häufiger genutzt worden, sagt Polizeisprecherin Anja Kynast. Das spreche dafür, dass es sich immer um dieselben Täter handelt. Dass die Trickbetrüger den Namen wechseln, sei aber jederzeit möglich. Wie auch beim Enkeltrick gehen die Ermittler davon aus, dass die Täter ein ausgeklügeltes Netzwerk gespannt haben. Meist sitzen die Haupttäter im Ausland und haben Boten vor Ort, die das Geld an den Haustüren einsammeln – wie bei der Dame in Itter. Die Täter verlangen mal 5000 Euro, mal sind
Summen bis zu 30.000 Euro im Spiel.
„Wir sind absolut entsetzt, dass jemand unseren Namen sowie die Leiden unserer Patientinnen und Patienten benutzt, um anderen Menschen zu schaden“, heißt es dazu aus dem Universitätsklinikum. „Selbstverständlich agieren die Betrüger weder in unserem Namen noch in unserem Interesse. Wir verurteilen so ein Vorgehen zutiefst.“
Mit der Corona-Pandemie sind diverse neue Betrugsmaschen aufgekommen, warnt die Polizei. So funktioniere der klassische Enkeltrick auch mit Corona-Bezug. Dann geben sich die Betrüger am Telefon als Verwandte aus, die in Quarantäne
sind und dringend Geld für Medikamente brauchen. Bereits im März kam es in Düsseldorf vor, dass sich Täter als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgaben. Sie versuchten durch telefonische Vorankündigung oder direktes Klingeln an der Haustür, in die Wohnungen ihrer Opfer zu gelangen, um angeblich Corona-Tests durchzuführen, haben es jedoch auf Bargeld und Wertgegenstände abgesehen.
Die Polizei rät, keine kostenpflichtigen Corona-Tests zu machen und bei Verdacht die 110 zu rufen. Niemals sollte man Geld und Wertgegenstände an Fremde herausgeben, ebenso keine Informationen zu familiären und finanziellen Verhältnissen. Im Zweifel kann es helfen, den Anrufer aufzufordern, seinen Namen zu nennen. Zudem kann man bei Krankenhäusern, Gesundheitsamt oder anderen Einrichtungen anrufen, wenn sich die Betrüger als deren Vertreter ausgeben. Bei Hausarzt und Gesundheitsamt lässt sich herausfinden, ob tatsächlich ein Corona-Test angeordnet wurde.