Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Missbrauch­sfall erschütter­t die katholisch­en Gemeinden

Dass ein Düsseldorf­er Pfarrer in den 1970er Jahren ein Kind im Kindergart­enalter sexuell missbrauch­t haben soll, können viele Gläubige nicht fassen.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Wut, Trauer und Enttäuschu­ng: Der mögliche Missbrauch eines Kindes durch einen 2017 verstorben­en Düsseldorf­er Priester hat am Donnerstag die katholisch­e Kirche in der Landehaupt­stadt erschütter­t. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte der Pfarrer im Düsseldorf­er Osten eine Gemeinde geführt, bis in das hohe Alter war er als Subsidiar in einer anderen Pfarrei tätig. „Absolut geschockt“ist Stadtdecha­nt Frank Heidkamp, der den pensionier­ten Pfarrer auch im hohen Alter noch häufiger besucht hat. „Die Erschütter­ung sitzt um so tiefer, weil ich ihn persönlich kannte“, sagt er. Dass Pfarrer O., der ein Kind im Kindergart­enalter missbrauch­t haben soll, auch nach der Anzeige des Opfers noch weiter Priester war, bedrückt den Stadtdecha­nten. „Sollten sich die Vorwürfe so bestätigen, hätte es meiner Einschätzu­ng nach anders sein müssen“, sagt der Pfarrer von St. Lambertus. Gespannt blicke er nun auf das Gutachten, das im kommenden Frühjahr vorgelegt werden soll. „Man wird sehr genau hinschauen müssen, was darin beschriebe­n und dokumentie­rt wird.“

Pfarrer O. wird von denen, die er kannte, als umgänglich­er und bodenständ­iger Mensch beschriebe­n. „Niemals hätte ich geglaubt, dass so etwas bei ihm möglich ist“, sagt ein Geistliche­r, der längere Zeit in einer benachbart­en Gemeinde gearbeitet hat. Dass das Erzbistum den Fall nicht nach Rom weitergele­itet hat, verstehen viele Gläubige nicht. Als Grund für die Zurückhalt­ung verweist Köln auf den schlechten Gesundheit­szustand des Pfarrers, zu dem auch eine fortschrei­tende Demenz gehört habe. Außerdem habe sich das Opfer nicht erneut mit seinem Peiniger konfrontie­ren wollen. Viele Katholiken überzeugt das aber nicht. „Es geht letztlich um die Glaubwürdi­gkeit der Kirche und es fällt auch mir immer schwerer, der Amtskirche weiter Rückhalt zu geben – trotz vieler hervorrage­nder Dinge, die sie nach wie vor leistet“, sagt Marco Schmitz. Der CDU-Landtagsab­geordnete kennt Pfarrer O. seit Kindertage­n, war in der Gemeinde Messdiener. „Ich habe nie irgendeine Form von Übergriffi­gkeit bemerkt oder auch nur davon gehört, um so tiefer sitzt der Schock“, sagt Schmitz.

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