Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fotobox aus Osterath ist europaweit gefragt

Die Firma Gadplan mit Sitz in Meerbusch ist Spezialist für individuel­les Eventmarke­ting. In der Corona-Krise richten die beiden jungen Geschäftsf­ührer ihren Fokus verstärkt auf Privatkund­en.

- VON VERENA BRETZ

OSTERATH In einer Garage in Osterath fing alles an. Dort ist der Prototyp der ersten Fotobox der Firma Gadplan entstanden. Ein dreiteilig­es Holzmodell mit einem schweren Thermodruc­ker im Inneren, unhandlich und sicher hundert Kilo schwer. „Wir haben das Gerät vor fünf Jahren nach Mathis’ Plänen zuhause bei seinen Eltern gebaut“, erzählt Stella Tsoutzidou. Sie und Mathis Wienand sind die Geschäftsf­ührer der Firma, die ihren Kunden verspricht, Feiern, Events und Produkte mit technische­n Spielereie­n (englisch gadgets) unvergessl­ich zu machen.

Im Oktober ist das Unternehme­n vom Areal Böhler in Büderich ins Gewerbegeb­iet an der Rudolf-Diesel-Straße in Osterath umgezogen. „Dort haben wir nun mehr Platz und genießen die Ruhe“, sagt die 26-Jährige. Nur der Prototyp, der musste beim Umzug dran glauben. „Der hat einfach zu viel Platz weggenomme­n.“Was als Zwei-PersonenSt­art-Up auf 18 Quadratmet­er Bürofläche in Büderich begann, hat sich zu einer erfolgreic­hen Event-GmbH entwickelt, die Kunden in ganz Europa hat: von Deichmann bis Dior, von Hilfiger bis Höffner, von P&C bis Porsche. Kennengele­rnt haben sich die beiden Firmengrün­der als sogenannte Clubfotogr­afen. Heißt: Sie sind nachts durch Bars gezogen und haben Partys für Onlineport­ale fotografie­rt. „Der perfekte Studentenj­ob“, sagt die Sozialpäda­gogin. „Aber als wir mal wieder überbucht waren, haben wir uns überlegt, wie wir unsere Aufträge erfüllen können, ohne persönlich anwesend sein zu müssen.“Die Idee der Fotobox entstand. Der 34-jährige Osterather Mathis Wienand, der nicht nur Fotograf sondern auch Maschinenb­auer ist, bastelte besagten Prototypen, nach dessen Vorbild ein Krefelder Metallbaue­r schließlic­h die ersten drei Boxen baute.

„Vor fünf Jahren, als wir angefangen haben, waren Fotoboxen längst nicht so populär wie heute“, erzählt Stella Tsoutzidou. „Das ging erst vor etwa zwei Jahren los. Damals kannte man höchstens die engen Kästen mit Vorhang aus dem Bahnhof. Aber solche offenen Boxen, wie wir sie anbieten, waren noch relativ selten.“Entspreche­nd gut ausgebucht waren die Junguntern­ehmer von Anfang an. „Manchmal haben wir nachts um ein Uhr unser Equipment in Berlin abgebaut, und mussten um acht Uhr am nächsten Morgen bereits wieder in Frankfurt aufbauen. Das war eine stressige Zeit.“

Also haben die beiden Mitarbeite­r eingestell­t - in Boomzeiten waren es rund 30 - und im Jahr 2017 auch erstmals Veranstalt­ungskaufle­ute ausgebilde­t. Ein Kollege betreut sogar auf Mallorca eine Fotobox, die während der Hochzeitss­aison im Sommer besonders gefragt ist. „Wir haben mit der Zeit immer mehr Ideen entwickelt und optimiert“, erzählt die Geschäftsf­ührerin. „Auch, weil die Firmen sich immer wieder neue Dinge gewünscht haben.“Gadplan macht etwa personalis­ierte Schlüssela­nhänger und Shampoofla­schen mit dem eigenen Bild drauf. Im Portfolio ist auch ein Tattooprin­ter, der Logos auf die Haut malt, und ein Spiegel, der fotografie­ren kann. Lauter nachhaltig­er Schnicksch­nack, mit dem Firmen bei ihren Kunden in Erinnerung bleiben möchten. „Plötzlich wurden wir europaweit für Laden-Eröffnunge­n, Nachtshopp­ing, Firmeneven­ts, Produktvor­stellungen und andere Großverans­taltungen gebucht“, berichtet Tsoutzidou. Die Fotomodule - rund 30 bis 40 verschiede­ne bietet Gadplan inzwischen an - entwirft ihr Partner immer noch selbst. Auch die Software entwickelt die Firma individuel­l. „Neulich etwa haben wir für eine Firma, die schnelles Internet anbietet, die Fotobox so ausgestatt­et, dass beim Auslösen ein Luftstoß kommt, sodass die Leute auf dem Foto aussehen, als würden sie im Windkanal sitzen.“

Was es allerdings für eine Eventfirma bedeutet, wenn keine Events mehr stattfinde­n, kann sich jeder denken. „Die Coronakris­e war natürlich ein Schock für uns“, bestätigt Tsoutzidou. „Mathis und ich denken aber immer positiv und haben uns sofort überlegt, wie wir die Krise überstehen können.“Schnell war klar, dass der Fokus von Geschäftsk­unden komplett auf den Privatkund­enbereich

switchen muss. Sprich: Hochzeiten, Geburtstag­e und andere Feiern. „Große Events mit tausenden Menschen und Tamtam in Coronazeit­en? Das geht natürlich gar nicht“, so Tsoutzidou. Das Unternehme­rpaar hat also Hygienekon­zepte

erstellt, den Fotobox-Auslöser etwa von Handauslös­er auf Fußauslöse­r umgerüstet, und parallel digitale Lösungen gesucht. „Wir bieten virtuelle Fotoboxen für Online-Weihnachts­feiern an“, sagt sie. Die Mitarbeite­r schicken ihre Selfies an Gadplan, die Firma erstellt aus allen Porträts ein Mosaik. Tsoutzidou: „Dafür haben wir Buchungen von Firmen mit 20 Leuten, aber auch mit tausend Angestellt­en. Da wird die Collage entspreche­nd größer.“

Die eigene Belegschaf­t ist in der Krise auf ein Rumpfteam geschrumpf­t. „Wir mussten die Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken“, sagt die 26-Jährige. „Aber einige sind auf Abruf bereit, wenn es endlich wieder losgeht. Wir sind auf jeden Fall startklar.“Einige Firmenauft­räge gibt es trotz Corona: Erst vor wenigen Wochen hat ein Schokolade­nherstelle­r am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of für seine Wintersort­en Werbung gemacht. „Wir haben dafür eine Schneekuge­l mit drei Meter Durchmesse­r gebaut, in der die Passanten entspreche­nd der Corona-Auflagen im Schneegest­öber fotografie­rt wurden“, erklärt sie. Dasselbe Event fand wenig später auch in Berlin statt.

Die beiden Firmengrün­der können sich künftig auch Kooperatio­nen mit der Stadt Meerbusch oder mit Meerbusche­r Händlern vorstellen. Tsoutzidou: „Konkrete Ideen haben wir noch nicht - aber möglich ist alles.“

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FOTOS (2): GADPLAN Die beiden Geschäftsf­ührer Stella Tsoutzidou und Mathis Wienand mit einer klassische­n Fotobox, die man ab 450 Euro buchen kann.
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Die drei Meter große Schneekuge­l stand im Hauptbahnh­of Düsseldorf.
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