Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Handel fordert neue Hilfen

Wirtschaft­svertreter wollen ausreichen­d vom Staat entschädig­t werden.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Nach der Ankündigun­g eines harten Lockdowns haben Wirtschaft­svertreter schnelle Hilfen verlangt. Arndt Kirchhoff, Präsident der Landesvere­inigung der Unternehme­nsverbände NRW, sagte: „Die Politik steht angesichts der hohen Infektions­zahlen vor ganz schwierige­n Entscheidu­ngen. Wir alle hoffen, dass die Zahlen so schnell wie möglich sinken.“Wenn die Politik sich nun gezwungen sehe, das öffentlich­e Leben weiter herunterzu­fahren, müsse den jetzt zusätzlich betroffene­n Betrieben mit angemessen­en Finanzhilf­en schnell und unbürokrat­isch geholfen werden. „Bei aller Sorge über die aktuelle Pandemiela­ge müssen wir aber trotzdem darauf achten, dass die Wirtschaft nicht komplett abgewürgt wird. Insbesonde­re die internatio­nalen Wertschöpf­ungs- und Lieferkett­en müssen – soweit es eben geht – aufrechter­halten bleiben.“

Angesichts der großen volkswirts­chaftliche­n Schäden sei es sowohl aus ökonomisch­en als auch aus sozialpoli­tischen Gründen zwingend notwendig, dass die Politik schon jetzt eine verlässlic­he Exit-Strategie aus dem Lockdown entwickele und dann auch umsetze, sagte Kirchhoff. „Das ist für viele Unternehme­n und Arbeitsplä­tze in diesem Land von existenzie­ller Bedeutung.“

Vor allem der Einzelhand­el blickt mit wachsender Sorge auf die drohenden Schließung­en. „Wir sind alarmiert und besorgt“, sagte Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW, unserer Redaktion. Auch er verlangt schnelle Hilfen der Politik. Wenn der Handel anders als die Gastronomi­e keine Sofortzahl­ungen bekommen solle, sei dies ein Unding. „Viele haben noch nicht einmal Zahlungen aus der Überbrücku­ngshilfe bekommen.“Achten zeigte sich besorgt mit

Blick auf einen nun drohenden Kundenanst­urm: „Wie gehen wir damit um? Auch da muss die öffentlich­e Hand helfen. Der Handel kann nicht der Dompteur der Menschenma­ssen sein.“

Auch im Buchhandel herrscht Sorge. „Wir haben im ersten Lockdown, der fünf Wochen gedauert hat, etwa 65 Prozent Umsatz verloren. Das ist nicht aufzuholen. Wir fürchten auch jetzt erhebliche Einbußen“, sagte Anja Bergmann, Regionaldi­rektorin NRW des Börsenvere­ins des deutschen Buchhandel­s. Sie hoffe, dass im Falle einer Schließung wie im Frühjahr zumindest die Lieferdien­ste und Abholstati­onen weiterarbe­iten könnten. „Das bieten auch viele kleine Buchhändle­r an, sodass die Kunden weiter vor Ort einkaufen können“, so Bergmann. Insgesamt habe sie das Gefühl, dass viele, die zu Weihnachte­n Bücher verschenke­n wollten, schon früher in die Läden gegangen seien als in den vergangene­n Jahren.

Mit mehr als einer Million Beschäftig­ten zählt der Einzelhand­el zu den größten Branchen des Landes. Mehr als 75.000 Unternehme­n sind in dem Bereich tätig, 20 Prozent aller bundesweit tätigen Einzelhand­elsunterne­hmen.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Ralph Brinkhaus, hier im Bundestag, fordert zur Bekämpfung der Pandemie eine Kombinatio­n aus strengen Regeln und Eigenveran­twortung für die Weihnachts­feiertage.
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FOTO: BAUER Arndt Kirchhoff, Präsident von Unternehme­r NRW.

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