Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Viele Händler verlängern die Öffnungszeiten
Früher öffnen, später schließen: Das ist die Reaktion vieler Händler auf den anstehenden Lockdown. Der bedroht Existenzen.
DÜSSELDORF Der Handel reagiert auf den ab Mittwoch geltenden Lockdown mit verlängerten Öffnungszeiten. Die Mayersche an der Königsallee ist zum Beispiel eine Stunde länger für Kunden da, Schluss ist um 21 Uhr. P&C an der Schadowstraße startet um 9 Uhr eine Stunde früher und ist bis 22 Uhr geöffnet. Der Lockdown hat die Lage für das Unternehmen noch einmal verschärft. Von einem Drittel weniger Umsatz als geplant gehe man aus, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion. Noch im Sommer habe man auf ein Minus von 15 Prozent gehofft. „Die Corona-Krise ist die größte Herausforderung in der Unternehmensgeschichte seit 70 Jahren.“
Der befürchtete Ansturm auf die Innenstadt blieb derweil auch am Montag aus. Es herrschte zwar einiger Betrieb auf den großen Einkaufsstraßen, es bildeten sich aber keine Staus an Engstellen. Eine Schlange fand sich lediglich vor einzelnen kleinen Läden.
Auch Einzelhändler in den Stadtteilen erweitern die Öffnungszeiten. An der Bilker Allee ist das auf Zetteln in Schaufenstern abzulesen. Auf ihren Ruhetag Montag verzichteten die meisten. Das gilt zum Beispiel für L´Atelier Monsieur, das zudem von 11 bis 20 Uhr öffnet, also zwei Stunden länger, „um die Frequenzen zu entzerren“, heißt es auf dem Aushang. Ein paar Geschäfte weiter kündigt der Second-Hand-Laden Jacke wie Hose an, zwei Stunden früher, um 9 Uhr, aufzuschließen.
In Flingern öffnet das Geschäft für Kinderkleidung und Spielzeug Purzelbaum an der Birkenstraße länger und ist bis 19 Uhr für die Kunden da. Inhaberin Sandra Hauck zeigt sich geschockt vom Lockdown. „Ich hatte gehofft, dass wir bis Weihnachten auflassen können, oder zumindest bis Ende dieser Woche. Für uns zählt jeder Tag.“Sie habe gerade Winterware nachbestellt. Die müsse sie jetzt notgedrungen reduzieren. Sie könne nicht viel bis ins nächste Jahr aufbewahren, „weil das Geld bindet und ich liquide bleiben muss“. Deshalb wolle sie es ihren Kunden auch wieder anbieten, Ware vor der Tür abzuholen. Den Lockdown sieht sie kritisch. „Wir werden geopfert, weil das Gesundheitssystem kaputt gespart wurde.“
Kritik an der Politik übt auch Sandra Dhingra, Inhaberin der nahezu benachbarten Geschäfte Kleidsam sowie Hab und Gut an der Neusser Straße in Unterbilk. „Die kleinen Unternehmen werden zu wenig unterstützt. Das ist ungerecht.“
Kein Verständnis hat sie, dass plötzlich keine Umsätze mehr erstattet werden sollen, wie das noch bei der Novemberhilfe für Gastronomen oder Hoteliers der Fall war. Weniger Sorgen mache sie sich um den Laden für Geschenkartikel und Wohnaccessoires (Hab und Gut), der in den letzten Wochen gut gelaufen sei. Zudem habe sie mit einem neuen Lockdown gerechnet und kaum Weihnachtsartikel ins Sortiment aufgenommen. Dankbar sei sie umso mehr für viele Stammkunden.
Diesen helfenden Effekt bemerkt auch Carina Peretzke, Sprecherin des Handelsverbandes. „Es gibt einen Trend, lokal im inhabergeführten Geschäft einzukaufen.“Dennoch sei eine erhebliche Zahl an Insolvenzen in der Branche zu befürchten, da zahlreiche kleine Geschäfte nur knapp den ersten Lockdown überlebt hätten. Generell schätzt sie, dass der Handel in Düsseldorf besonders stark getroffen werde, da die Stadt als Oberzentrum zur Weihnachtszeit sonst stark von Kunden aus dem Umland profitiert.