Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Viele Händler verlängern die Öffnungsze­iten

Früher öffnen, später schließen: Das ist die Reaktion vieler Händler auf den anstehende­n Lockdown. Der bedroht Existenzen.

- VON ALEXANDER ESCH UND ARNE LIEB

DÜSSELDORF Der Handel reagiert auf den ab Mittwoch geltenden Lockdown mit verlängert­en Öffnungsze­iten. Die Mayersche an der Königsalle­e ist zum Beispiel eine Stunde länger für Kunden da, Schluss ist um 21 Uhr. P&C an der Schadowstr­aße startet um 9 Uhr eine Stunde früher und ist bis 22 Uhr geöffnet. Der Lockdown hat die Lage für das Unternehme­n noch einmal verschärft. Von einem Drittel weniger Umsatz als geplant gehe man aus, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion. Noch im Sommer habe man auf ein Minus von 15 Prozent gehofft. „Die Corona-Krise ist die größte Herausford­erung in der Unternehme­nsgeschich­te seit 70 Jahren.“

Der befürchtet­e Ansturm auf die Innenstadt blieb derweil auch am Montag aus. Es herrschte zwar einiger Betrieb auf den großen Einkaufsst­raßen, es bildeten sich aber keine Staus an Engstellen. Eine Schlange fand sich lediglich vor einzelnen kleinen Läden.

Auch Einzelhänd­ler in den Stadtteile­n erweitern die Öffnungsze­iten. An der Bilker Allee ist das auf Zetteln in Schaufenst­ern abzulesen. Auf ihren Ruhetag Montag verzichtet­en die meisten. Das gilt zum Beispiel für L´Atelier Monsieur, das zudem von 11 bis 20 Uhr öffnet, also zwei Stunden länger, „um die Frequenzen zu entzerren“, heißt es auf dem Aushang. Ein paar Geschäfte weiter kündigt der Second-Hand-Laden Jacke wie Hose an, zwei Stunden früher, um 9 Uhr, aufzuschli­eßen.

In Flingern öffnet das Geschäft für Kinderklei­dung und Spielzeug Purzelbaum an der Birkenstra­ße länger und ist bis 19 Uhr für die Kunden da. Inhaberin Sandra Hauck zeigt sich geschockt vom Lockdown. „Ich hatte gehofft, dass wir bis Weihnachte­n auflassen können, oder zumindest bis Ende dieser Woche. Für uns zählt jeder Tag.“Sie habe gerade Winterware nachbestel­lt. Die müsse sie jetzt notgedrung­en reduzieren. Sie könne nicht viel bis ins nächste Jahr aufbewahre­n, „weil das Geld bindet und ich liquide bleiben muss“. Deshalb wolle sie es ihren Kunden auch wieder anbieten, Ware vor der Tür abzuholen. Den Lockdown sieht sie kritisch. „Wir werden geopfert, weil das Gesundheit­ssystem kaputt gespart wurde.“

Kritik an der Politik übt auch Sandra Dhingra, Inhaberin der nahezu benachbart­en Geschäfte Kleidsam sowie Hab und Gut an der Neusser Straße in Unterbilk. „Die kleinen Unternehme­n werden zu wenig unterstütz­t. Das ist ungerecht.“

Kein Verständni­s hat sie, dass plötzlich keine Umsätze mehr erstattet werden sollen, wie das noch bei der Novemberhi­lfe für Gastronome­n oder Hoteliers der Fall war. Weniger Sorgen mache sie sich um den Laden für Geschenkar­tikel und Wohnaccess­oires (Hab und Gut), der in den letzten Wochen gut gelaufen sei. Zudem habe sie mit einem neuen Lockdown gerechnet und kaum Weihnachts­artikel ins Sortiment aufgenomme­n. Dankbar sei sie umso mehr für viele Stammkunde­n.

Diesen helfenden Effekt bemerkt auch Carina Peretzke, Sprecherin des Handelsver­bandes. „Es gibt einen Trend, lokal im inhabergef­ührten Geschäft einzukaufe­n.“Dennoch sei eine erhebliche Zahl an Insolvenze­n in der Branche zu befürchten, da zahlreiche kleine Geschäfte nur knapp den ersten Lockdown überlebt hätten. Generell schätzt sie, dass der Handel in Düsseldorf besonders stark getroffen werde, da die Stadt als Oberzentru­m zur Weihnachts­zeit sonst stark von Kunden aus dem Umland profitiert.

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RP-FOTOS (2): ANDREAS BRETZ Ein Schuhhändl­er auf der Flinger Straße bietet Rabatt vor dem Lockdown.
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Die Weihnachts­buden dürfen wohl trotz des Lockdowns auch nach Mittwoch weiter öffnen

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