Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schüler und Eltern starten verunsiche­rt ins Home-Schooling

Viele Schulen haben erst am Montag digitale Endgeräte für das Lernen auf Distanz verteilen können. Offene Fragen gab es auch an den Grundschul­en.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Für Niklas Trueson und Kevin Pöppich war am Montag Großkampft­ag. 120 iPads haben die beiden 14-Jährigen von der Medienstat­ion der Dieter-Forte-Gesamtschu­le in nur vier Stunden an Mitschüler verteilt, die zu Hause über kein eigenes Endgerät verfügen. Schnell musste es gehen, denn der Zuruf aus Politik und Ministeriu­m, dass alle Schüler ab der achten Klasse bis zu den Ferien nur noch auf Distanz lernen sollen, kam – wieder einmal – spontan. „Am Freitagmit­tag erreichte uns die Mail, viele waren auf dem Heimweg“, sagt Michael Biallas. Aus der Fassung bringt das den stellvertr­etenden Schulleite­r nicht. „Wir kennen es nicht mehr anders, aber wirklich akzeptabel ist es nicht“, sagt er. Auch seine Schüler haben die Nachricht mit gemischten Gefühlen aufgenomme­n. „Ich verstehe nicht, dass die Ansage erst jetzt kam, das hätte man eigentlich schon vor drei oder vier Wochen entscheide­n können“, sagt Niklas. Auch bei Kevin löst die Entscheidu­ng gemischte Gefühle aus: „Wegen Corona ist es wohl richtig so, auf der anderen Seite werden mir die Freunde und die Kontakte fehlen.“

„Die Verunsiche­rung war bei vielen Eltern schon groß“, sagt Heide Steinke, Leiterin der Grundschul­e an der Kronprinze­nstraße in Unterbilk. Für Verwirrung sorgt, dass in Nordrhein-Westfalen bei den jüngeren Schülern die Eltern selbst entscheide­n, ob ihr Kind in dieser Woche in die Schule geht oder doch besser zu Hause lernt. „Ich habe Klassen, in denen fehlen nur vier oder fünf von 29 Kindern, in anderen ist mit zehn Schülern gerade einmal ein Drittel an Bord“, sagt die Pädagogin. Im Sinne des Infektions­schutzes wäre ihr eine einheitlic­he Entscheidu­ng für den Distanzunt­erricht eigentlich lieber gewesen. „Aber wir können damit umgehen, weil wir mit It’s learning eine sehr gute Lernplattf­orm haben und die Konzepte zum digitalen Unterricht enorm weiterentw­ickelt haben.“Hinzu komme, dass selbst bei einer eindeutige­n Entscheidu­ng bis zu 100 der insgesamt 315 Kinder vor Ort wären, „weil wir dann eine Notbetreuu­ng anbieten müssten“.

Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche nennt die Entscheidu­ng „unvermeidl­ich und richtig“. Sie komme aber zu spät. Die Schulen seien beim Thema Wechselmod­ell „unnötig ausgebrems­t worden“.

Corona-Zahlen Mit Stand Montag,

14. Dezember, wurde bei 11.683 (+117) Düsseldorf­ern eine Infektion mit dem Coronaviru­s diagnostiz­iert. 830 (+32) Menschen sind infiziert. Von den Infizierte­n werden 167 (+9) in Krankenhäu­sern behandelt, davon 45 (+/-0) auf Intensivst­ationen. 10.744 (+84) Düsseldorf­er sind genesen. 109 (+1) Menschen, die mit dem Coronaviru­s infiziert waren und zumeist Vorerkrank­ungen hatten, sind bisher in Düsseldorf gestorben. 3129 (+73) Menschen befinden sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz liegt nach den vorliegend­en Zahlen derzeit in Düsseldorf bei 120,6 (13.12.: 118,4) – dieser Wert gibt die Zahl der bekannt gewordenen Infektione­n in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner an.

Stadtverwa­ltung Noch nicht entschiede­n ist die Frage, wie die Stadtverwa­ltung ab Mittwoch ihren Service einschränk­t. Der Krisenstab tagte am Montag zu dieser Frage. Im Frühjahr waren die Bürgerämte­r und andere Dienststel­len mit Publikumsv­erkehr komplett geschlosse­n worden, seit dem Sommer läuft der Service unter Einhaltung von Sicherheit­skonzepten ohne Einschränk­ungen. Ob das auch mit den verschärft­en Regeln gilt, ist unklar. Man prüfe im Einzelfall, welche Leistungen erbracht werden können, heißt es aus dem Rathaus. Wer noch am Dienstag eine Amtssache erledigen will, muss versuchen, am Morgen über das Online-Portal einen Termin zu bekommen. Besucher ohne Anmeldung kommen nicht zum Zug.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Kevin Pöppich hatte am Montag mit der Ausgabe der iPads in der Dieter-Forte-Gesamtschu­le alle Hände voll zu tun.

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