Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Über die Baustelle am Carlsplatz wächst jetzt Gras
Rheinufertunnel, U-Bahn, Umbau der City: Düsseldorf kann Baustellen, aber es wird immer mal wieder eine vergessen.
ALTSTADT Es wirkt wie ein eingezäuntes Nichts. Vier bis fünf Meter lang, zwei Meter breit. Vor dem Bastians am Carlsplatz ist ein rechteckiges Stück des Kopfsteinpflasters abgesperrt – und das seit mehr als einem halben Jahr. Nichts tut sich. Mittlerweile sprießt das Grün üppig in und aus den Fugen. Nun rätseln die Anlieger und Besucher des zentralen Düsseldorfer Wochenmarktes, was das Ganze soll. Handelt es sich um eine Schau-Baustelle, gesponsert vom Verband der Absperr-Industrie? Oder hat die zuständige Gewerkschaft ein Mahnmal
für den unbekannten Bauarbeiter in Auftrag gegeben?
Angesichts der Kommunalwahl und des Siegeszugs der Grünen dürfte die Verkehrswende dahinterstecken. Wie schon beim Popup-Radweg am Rhein, wo großzügig Autospuren gesperrt und umgewandelt wurden, wird dem Autofahrer am Carlsplatz ein Teil seiner geliebten Radieschen-Rallye-Strecke unter dem Fahrersitz weg enteignet. Gut möglich ist auch die Variante, dass es sich bei der gesperrten Fläche um ein Versuchsbeet für das Farming-Konzept des Marktes handelt. Wenn es schon „Vertical Farming“geben soll, warum nicht auch Kresse
und Schnittlauchzucht auf der Straße?
Immer wieder touchieren Autos die rot-weißen Baken, aus dem Bastians heraus sind mehrfach Anfragen bei Stadt und Polizei gestellt worden. Da war dann unter anderem die Rede von einem abgesackten Kanal. Unsere Redaktion erfuhr aus dem Rathaus, der abgesperrte Bereich müsse instandgesetzt werden, da sich das Großpflaster verschoben und gelockert habe. Welches große Pflaster, orakelt der ratlose Betrachter. Wir hoffen aufs neue Jahr, wenn der Carlsplatz vielleicht zugewuchert und zum Erlebnispark umfunktioniert wird.