Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Karaman hat schweren Stand bei Fans
Der Stürmer möchte Fortuna verlassen – spätestens nach der Saison, vielleicht schon im Januar. Trainer Uwe Rösler stärkt ihm den Rücken. Doch bei den Fans ist er umstritten. Aktionen wie in Karlsruhe helfen dabei nicht.
Es ist eine Personalie, die schon seit dem Sommer immer wieder für Schlagzeilen sorgt: Wie lange wird Kenan Karaman noch das Trikot von Fortuna Düsseldorf tragen? Das Problem: Es gibt keine verlässliche Antwort auf diese Frage. Nun ist es im Fußballgeschäft nicht unüblich, dass sich Vereine und Spieler alle Türen offen halten. Doch bei Kenan Karaman ist die Gemengelage speziell. Und das sorgt dafür, dass er bei einigen Anhängern einen schweren Stand hat – ganz im Gegensatz zu seinem Standing innerhalb des Vereins.
Beim 2:1-Erfolg in Karlsruhe gab es diese Szene kurz vor der Halbzeit beim Stand von 1:0 für Fortuna. Karaman läuft frei auf den Torhüter zu, guckt nach rechts zum mitgelaufenen Shinta Appelkamp, spielt aber nicht ab, sondern versucht, den Karlsruher Schlussmann zu umkurven – und bleibt hängen. Die noch freundlichsten Reaktionen im Internet zielten darauf ab, den 26-Jährigen noch in der Halbzeitpause zu verkaufen.
Es steht seit dem Sommer sinnbildlich für den Stand Karamans in weiten Teilen der Anhängerschaft: Schießt er Tore, alles okay, Job erledigt – immerhin. Spielt die Mannschaft schlecht, wird er häufig als Hauptschuldiger ausgemacht. Macht er obendrein offensichtliche Fehler, führt ihn der direkte Weg aufs Internet-Schafott.
Auf die Szene in Karlsruhe angesprochen, lächelt Mitspieler Kristoffer Peterson. „Ich erzähle euch mal eine Geschichte über Kenan“, sagt er. „Wir haben mit der Mannschaft gewichtelt. Das ist ja Tradition hier. Kenan hat das tollste und teuerste Geschenk von allen besorgt – für mich glücklicherweise. Ich habe mich fast etwas geschämt, weil mein Geschenk an einen Mitspieler nicht so toll war. Ich bin also zu Kenan und habe ihn gefragt: ,Warum hast du das gemacht?’ Seine Antwort: ,Weil ich meine Mitspieler liebe.’ Das sagt doch alles über ihn aus. So ist Kenan.“
Und so ist auch zu erklären, dass ihm keiner seiner Düsseldorfer Kameraden die Szene im Wildpark verübelt. Schon gar nicht Trainer Uwe Rösler. Karaman ist eine enge Bezugsperson für den Coach. Als es im Sommer ein für den türkischen Nationalspieler verlockendes Angebot aus der Heimat gab, wollte er unbedingt weg, zeigte sich hernach auch etwas bockig. Sportvorstand Uwe Klein schob dem Wechsel einen Riegel vor, weil die Ablösesumme für Fortunas Geschmack viel zu niedrig gewählt war – und sie dem Vernehmen nach in abenteurlichen Raten gezahlt werden sollte. Dennoch war lange Zeit nicht klar, ob Karaman wirklich bleiben würde. Also berief ihn der Coach auch nicht in den Mannschaftsrat.
Doch wenn Rösler zuletzt wichtige, interne Besprechungen einberief, holte er zusätzlich zum Mannschaftsrat auch Karaman hinzu. Der Trainer und die Mitspieler schätzen die Meinung des gebürtigen Stuttgarters – egal, wie lange er noch mit dem F95-Logo auf der Brust spielen wird.
Fakt ist: Karamans Vertrag läuft im kommenden Juni aus. Er hat bereits signalisiert, dass er kein Interesse an einer Verlängerung hat. Selbst eine Rückkehr in die Bundesliga mit Fortuna dürfte daran wohl nichts ändern. Somit ist klar: Wollen die Düsseldorfer noch ein bisschen Geld mit Karaman eintreiben, muss er den Verein im Transferfenster
im Januar verlassen. Zuletzt gab es Gerüchte, dass der englische Premier-League-Klub Wolverhampton Wanderers Interesse an einer Verpflichtung haben soll. Vorstand Klaus Allofs betont, dass kein Angebot für Karaman vorliege und auch der Spieler ihm bestätigt habe, dass er kein Angebot bekommen habe.
Fest steht auch, dass sowohl Allofs und Klein als auch Rösler immer wieder erklärt haben, dass Fortuna Karaman dringend brauche, um ihr ambitioniertes Ziel Aufstieg zu erreichen. Soll heißen: Karaman erhält die Freigabe zu einem Winter-Wechsel nur, wenn alternativ ein Angreifer mit ähnlicher Qualität zu haben ist. Geht es nach einem Großteil der Fans, dürfte der ja aber nicht schwer zu finden sein.