Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

MSV-Kapitän beklagt Rassismus

Tayfun Uzunlar erlebt bei Fußballspi­elen regelmäßig Fremdenfei­ndlichkeit.

- VON DANIEL MERTENS

Die Aufregung und Empörung waren groß, als die Champions-League-Partie zwischen Paris und Istanbul aufgrund einer rassistisc­hen Entgleisun­g des vierten Offizielle­n abgebroche­n werden musste. Der Vorfall lenkte die internatio­nale Aufmerksam­keit auf ein gesellscha­ftliches Problem, das sich auch im Fußball widerspieg­elt – auch und womöglich sogar insbesonde­re in den heimischen Amateurlig­en. „Ich habe viele rassistisc­he Vorfälle erlebt“, berichtet Tayfun Uzunlar, Kapitän beim Landesligi­sten MSV Düsseldorf, und konstatier­t: „Rassismus wird aus dem Fußball wohl nie verschwind­en.“

Auf dem Platz gehe es verbal sehr hart zu und gerade als Ausländer bekomme man viele Sprüche zu hören, die klar rassistisc­h einzustufe­n seien, berichtet der in Deutschlan­d aufgewachs­ene Mittelfeld­spieler mit türkischen Wurzeln. Oftmals würden derartige Sprüche zur Provokatio­n genutzt. Doch auch bei den Schiedsric­htern treffe man häufig auf Vorurteile: „Wenn wir mal ein, zwei Töne von uns geben, dann gibt es schnell Gelbe Karten, beim Gegner dann aber nicht.“

Als migrantisc­h geprägter Verein habe es der MSV nach dem Landesliga-Aufstieg 2017 besonders schwer gehabt. Disziplin und Selbstbehe­rrschung hätten dem MSV letztlich jedoch geholfen, im Laufe der Zeit eine allseits anerkannte Mannschaft zu werden. „Wir haben immer versucht, alles diplomatis­ch zu klären“, erinnert sich Uzunlar. Für die Zukunft

hat der 29-Jährige zwei wichtige Vorschläge zur Verbesseru­ng: Spieler sollten nach rassistisc­hen Vorfällen in einer Kartei erfasst werden, um sie bei Wiederholu­ngsfällen länger sperren zu können. Zudem müssten auch die Schiedsric­hter besser geschult werden. „Ich weise einen Schiedsric­hter auf eine rassistisc­he Beleidigun­g hin und der fragt mich, warum ich mich denn aufrege, wir würden doch gerade führen. Dabei geht es mir darum gar nicht in dem Moment“, ärgert sich Uzunlar. Viele Schiedsric­hter würden rassistisc­he Beleidigun­gen entweder überhören oder ihnen nicht die notwendige Aufmerksam­keit schenken.

Mohamed El Mimouni, Trainer des MSV Düsseldorf, regt ergänzend an: „Man muss früh den Kindern in den Vereinen beibringen, dass so etwas nicht akzeptabel ist. Einen 30-Jährigen bekommst du nicht mehr geändert, aber man muss den Kindern lehren, dass alle Menschen gleich sind und es keine Unterschie­de gibt.“Dies müsse viel intensiver als bisher ein Bestandtei­l der Trainerleh­rgänge beim Deutschen Fußball-Bund und den regionalen Verbänden sein. Zugleich wünscht sich El Mimouni, der selbst in seiner Zeit als U19-Bundesliga-Trainer beim Wuppertale­r SV aufgrund seiner marokkanis­chen Herkunft beleidigt wurde, härtere Strafen bei rassistisc­hen Vorfällen.

Mohamed Dair, sportliche­r Leiter beim MSV, appelliert insbesonde­re an die Vereine, aktiv zu werden: „Der Verband allein kann das nicht schaffen, er ist überforder­t. Die Vereine sind in der Pflicht, dem Rassismus die Stirn zu bieten.“Bei entspreche­nden Vorfällen müsse konsequent gehandelt werden, egal ob es sich um einen Spieler oder den Vorsitzend­en handelt. Dair wünscht sich einen beim Verband angesiedel­ten Beauftragt­en für Rassismus. Ergänzend könnten alle Vereine der Liga zudem einen Zuständige­n mitsamt Stellvertr­eter für derartige Vorkommnis­se in der eigenen Spielklass­e wählen. Auch Dair wünscht sich eine bessere Ausbildung für Schiedsric­hter in diesem Bereich: „Viele sind hier nicht geschult und wissen nicht, was man in solchen Momenten zu tun hat.“Der Funktionär fordert: „Es muss uns bei rassistisc­hen Vorfällen möglich sein, das Spielfeld aus Protest verlassen zu dürfen, ohne danach sanktionie­rt zu werden.“

Bei allen Verbesseru­ngsvorschl­ägen und trotz der aktuellen Aufmerksam­keit für dieses Thema zeigt sich Mohamed El Mimouni jedoch resigniert: „In ein, zwei Wochen ist das wieder vergessen.“

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FOTO: FALK JANNING Tayfun Uzunlar spielt für den MSV Düsseldorf.

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