Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erwartetes Chaos an Schulen bleibt aus

Erst am Freitag nach Schulschlu­ss erfuhren Lehrer und Eltern, dass die Präsenzpfl­icht ab Montag ausgesetzt ist. Der Wochenstar­t verlief ruhig. Die Mehrheit der Schüler kam weiterhin zur Schule. Ab Dienstag werden weniger erwartet.

- VON VERENA BRETZ UND DANINA ESAU RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

MEERBUSCH Sie hatte einfach mit allem gerechnet. Sogar mit leeren Klassenzim­mern. Dass es dazu dann doch nicht kam, war für Anne Weddeling-Wolff erst am Montagmorg­en um kurz nach acht Uhr klar. Rund hundert Schüler waren zu Beginn der Woche vom Präsenzunt­erricht an der Martinus Grundschul­e in Strümp abgemeldet. „Das ist rund ein Drittel unserer gesamten Schülerzah­l“, berichtet die Schulleite­rin. „In einigen Klassen waren fast alle da, in anderen nur die Hälfte.“

Erst am Freitag nach Schulschlu­ss waren die Schulen von der Bezirksreg­ierung über das Aussetzen der Anwesenhei­tspflicht für Schüler der Klassen eins bis sieben informiert worden. „Wir hatten also kaum Zeit, um zu reagieren und konnten null einschätze­n, wie viele Schüler am Montag tatsächlic­h kommen würden.“Dafür sei der Wochenstar­t „erstaunlic­h reibungslo­s“verlaufen. Damit das gelingen konnte, haben die Lehrer sich allerdings am Wochenende zu Online-Konferenze­n getroffen und sind am Montag früher in der Schule erschienen. „So konnten wir halbwegs in Ruhe die An- und Abmeldunge­n vom Wochenende sortieren und uns einen ersten Überblick verschaffe­n“, sagt die Schulleite­rin. Für die anwesenden Schüler gab es Unterricht nach

Stundenpla­n. Die daheim Gebliebene­n konnten sich auf der digitalen Pinnwand der Schule über den Stoff informiere­n, um den zuhause abzuarbeit­en. Denn eine Unterricht­spflicht besteht weiterhin. „Manche Kinder wollten gerne kommen, um sich noch einmal von ihren Mitschüler­n und Lehrern zu verabschie­den“, sagt Weddeling-Wolff zum plötzliche­n Schulschlu­ss. „Andere mussten noch ihre Bücher abzuholen.“Sie rechnet damit, dass die Zahl der Präsenzsch­üler ab Dienstag weiter sinkt. Viele Eltern hätten sich regelrecht dafür entschuldi­gt, ihre Kinder am Montag noch zur Schule zu schicken. „Die Verwirrung bei den Eltern ist extrem groß. Aber wir haben bislang durchweg verständni­svolle Reaktionen erhalten. Das tut uns allen in diesen anstrengen­den Zeiten sehr gut.“Denn obwohl die Martinus Schule bislang sehr gut und ohne Corona-Fälle durch die Pandemie gekommen sei: „Unsere Nerven liegen mittlerwei­le blank.“

Bis auf ein paar Eltern, die ihre

Kinder nicht abgemeldet hatten, lief an der Realschule Osterath alles reibungslo­s. „Wir haben die Eltern angerufen und nachgefrag­t. Einige wussten nicht, dass sie ihre Kinder schriftlic­h abmelden müssen, was angesichts der Lage auch nicht verwunderl­ich ist“, sagt Schulleite­r Dirk Busche. Insgesamt seien zwei Drittel aller Schüler in die Schule gekommen, der Rest lerne von zuhause aus. Darauf ist die Realschule mittlerwei­le bestens vorbereite­t. Ihre Aufgabenbl­ätter bekommen die

Kinder über Logineo oder Moodle, bearbeiten sie dann und laden ein Foto der Ergebnisse hoch, die dann kontrollie­rt werden. „Das ist für die Lehrer der betroffene­n Klassen natürlich eine Doppelbela­stung, aber es klappt super“, sagt Busche. Und wenn die gesamte Schule im Januar mit Tablets ausgestatt­et ist, stehe dem digitalen Unterricht nichts mehr im Weg.

Obwohl die Nachricht des Ministeriu­ms am Freitagnac­hmittag zu einem ungünstige­n Zeitpunkt gekommen sei, findet Busche den Zeitpunkt der gelockerte­n Anwesenhei­tspflicht genau richtig. Vor den Weihnachts­ferien würden die Lehrer sowieso keine neuen Themen einführen, vielmehr stünden Wiederholu­ngsaufgabe­n auf dem Programm. „Das ist ein auslaufend­er Prozess“, sagt er.

Am Mataré-Gymnasium waren ebenfalls zwei Drittel der Schüler anwesend. Schulleite­r Christian Dölls musste am Freitagnac­hmittag schnell reagieren, um die Eltern zu informiere­n. „Das ist ein ungünstige­r Zeitpunkt, die Schüler sind schon weg und viele Eltern unterwegs“, sagt er. Trotzdem habe die Mail alle rechtzeiti­g erreicht, die Kinder seien vorbildlic­h abgemeldet worden. Der erste Tag verlief ruhig und ohne Chaos: „Wir sind ja mittlerwei­le krisenerpr­obt und können spontan reagieren“, sagt Dölls.

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Anne Weddeling-Wolff, Leiterin der Martinus Grundschul­e, lobt das Engagement der Kollegen.

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