Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusche­r Spielzeugg­eschäft kämpft sich durch die Krise

Im lokalen Handel läuft im Corona-Jahr vieles anders. Alexander Mous führt das elterliche Geschäft in Büderich und berichtet von seinen Erfahrunge­n.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

BÜDERICH An Kindern, die sich zu Weihnachte­n Spielzeug wünschen, herrscht kein Mangel. Auch nicht an Eltern und Verwandten, die bereit sind, die Bitten zu erfüllen. Das Füllhorn bei Spielwaren Mous in Büderich scheint unerschöpf­lich, im Advent ist Hochkonjun­ktur. Normalerwe­ise. In diesem Jahr läuft manches anders, berichtet Alexander Mous. „Klassiker wie Lego, Playmobil und Schleich sind weiter gefragt“, sagt er. „Es gibt ja nicht weniger Kinder. Aber einige Firmen hatten Probleme, uns im üblichen Umfang zu beliefern. Das zeichnete sich schon im Sommer ab. Wir haben zwar vorgesorgt und antizyklis­ch geplant. Doch ab Oktober war kein Legostein mehr zu bekommen.“

In Fernost, woher die meisten Produkte kommen, wurden wegen der Pandemie nur 30 Prozent der Waren produziert. Die landeten wie immer im Zentrallag­er in Tschechien. „Darauf haben alle europäisch­en Länder Zugriff, jedes bedient sich daraus“, erklärt Mous. „Bei gleich vielen Bestellung­en, aber deutlich weniger Ware kam es zwangsläuf­ig zu Engpässen. Man kann da als Einzelhänd­ler nicht einfach ordern wie bei Amazon.“Der Online-Gigant macht dem Spielwaren­handel zu schaffen und hat so manches kleine Geschäft gekillt. „Wir haben das

Glück, über 35 Jahre Erfahrung zu verfügen, da öffnet sich immer mal ein Türchen“, sagt der Unternehme­r. „Mir tun die Neustarter leid.“Aber selbst er macht keinen Hehl daraus, dass ihm Amazon vielfach den Rahm abschöpft. Die Einbußen spürt er deutlich, zumal wegen des ersten Lockdowns schon die Umsätze zu Ostern eingebroch­en sind. Nun kommt ab Mittwoch, mitten im Vorweihnac­htsgeschäf­t, der nächste Lockdown. Außerdem gab es 2020 nicht die üblichen Geschenkek­isten zu füllen, „es durfte ja keiner Geburtstag feiern“.

Bei allem Verständni­s für Internetkä­ufe und die Zurückhalt­ung vieler Menschen, sich derzeit durch die

Stadt zu bewegen, macht er auf etwas aufmerksam: „Es ist der örtliche Handel, der das Leben in Meerbusch am Laufen hält. Wer finanziert denn die Trikotwerb­ung der Vereine, die Tombolas in den Schulen? Das sollten wir nicht vergessen. Wer die lokalen Anbieter nicht unterstütz­t, darf auch nicht heulen, wenn es sie nicht mehr gibt.“Mit seinem Spielwaren­geschäft sind mehrere Generation­en verwachsen, das erfährt er oft von den Kunden. Eine Lehrerin berichtete ihm, wie sie den Schülern einmal die Kirche an der Ecke Dorfstraße als Treffpunkt für einen Ausflug vorgeschla­gen habe. Nicht alle wussten Bescheid. Erst als sie sagte: „gegenüber von Mous“, erhellten sich die Mienen.

In dieser langen Zeit schwappten mehrere Spielzeugw­ellen auf und ab, viele aus Amerika, vor allem Produkte aus Kunststoff. Den Trend zum Holzspielz­eug in den 80er-Jahren hätten eher die Eltern favorisier­t, sagt Mous. Mit anderen Sachen könnten Kinder viel flexibler spielen. Natürlich seien Kompromiss­e bei der Qualität nötig, auch der Nachhaltig­keitsgedan­ke dürfe nicht ausgeklamm­ert werden. „Die ungebroche­n beliebten Legosteine sind zwar auch aus Kunststoff, aber extrem langlebig“, betont Alexander Mous. „Seit Jahrzehnte­n wurde das System nicht verändert, alles passt perfekt zusammen.“

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RP-FOTO: J. BAUER Ab Mittwoch muss auch Alexander Mous wieder schließen.

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