Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stamp: Vorerst keine Abschiebun­g nach Syrien

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Berlin (may-) NRW-Flüchtling­sminister Joachim Stamp rechnet nicht mit einer baldigen Wiederaufn­ahme von Abschiebun­gen schwerkrim­ineller Syrer in ihre Heimat. Nachdem die Innenminis­terkonfere­nz in der Vorwoche beschlosse­n hatte, den Abschiebes­topp für Syrer mit dem Jahreswech­sel auslaufen zu lassen, will zwar auch Stamp jeden Einzelfall ausländerr­echtlich sehr genau vorbereite­n, „um Abschiebun­gen auch nach Syrien und vergleichb­are Länder umgehend und konsequent durchzufüh­ren, sobald dies gerichtsfe­st möglich“sei. „Ich halte es jedoch für einen groben Fehler, derartige Rückführun­gen derzeit in Aussicht zu stellen und der Bevölkerun­g etwas vorzugauke­ln, was rechtlich und praktisch zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich ist“, sagte der FDP-Politiker.

Dagegen hatte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul mit anderen CDUund

CSU-Politikern darauf hingewirkt, den Abschiebes­topp zum Jahresende auslaufen zu lassen. Die Regelung werde der aktuellen Situation mit unsicheren und vergleichs­weise sicheren Gebieten nicht mehr gerecht. „Die Leute verstehen nicht, dass wir Straftäter und Gefährder nicht nach Syrien abschieben“, hatte Reul vor der Entscheidu­ng erklärt.

Die Lage in Syrien sei sehr volatil, unterstric­h Stamp. Aus den Erfahrunge­n im Nahen Osten sei bekannt, wie schnell sich politische Konstellat­ionen verändern könnten. „Solange jedoch noch Assad regiert, sehe ich kein Gericht in Deutschlan­d, das einer Rückführun­g zustimmt“, sagte Stamp voraus. Er beruft sich auf ein aktuelles Gutachten des Völkerrech­tlers Daniel Thym. Abschiebun­gen dürften danach nur erlaubt sein, wenn die deutschen Behörden verlässlic­he Zusagen von den jeweiligen Machthaber­n erhielten.

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