Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Superstar des Vierecks ist tot

Hengst Totilas erliegt Kolik. 2010 wurde er zum teuersten Dressur-Pferd der Welt.

- VON CLAAS HENNIG UND MICHAEL ROSSMANN

BERLIN (dpa) Wo Totilas auftrat, stand der Dressur-Hengst im Mittelpunk­t. Er war ein Superstar auf vier Beinen und das teuerste Dressur-Pferd der Welt: Der Hengst Totilas ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 20 Jahren an den Folgen einer Kolik, wie Paul Schockemöh­le bestätigte.

„Das ist ein großer Verlust“, sagte der Pferdehänd­ler, der vor zehn Jahren den Hengst für geschätzte zehn Millionen Euro von den Niederland­en nach Deutschlan­d geholt hatte. Totilas‘ früherer Reiter Matthias Alexander Rath schrieb auf Instagram: „Wir werden dich unglaublic­h vermissen und nie vergessen!“

In seiner Karriere war Totilas so bestaunt und bewundert worden wie kein Dressur-Pferd vor ihm. Als er im Herbst 2010 von Schockemöh­le in Deutschlan­d vorgestell­t wurde, gab es einen riesigen Medienrumm­el um den schwarzen Schönling und vermeintli­chen Gold-Garanten. „Es hat noch nie so einen Hype gegeben wie um ihn“, sagte Schockemöh­le vor kurzem mit Blick zurück auf dem den spektakulä­ren Transfer. „Das Pferd hat alle gefesselt“, sagte Dennis Peiler, Sportchef bei der deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g FN.

Plötzlich war ein Rieseninte­resse an der Dressur da. Dazu trugen die bis dahin utopische Summe und auch die Auftritte des zum Wunderpfer­d aufgestieg­en Hengst mit seinem niederländ­ischen Reiter

Edward Gal bei. Bei der WM 2010 - wenige Monate vor dem Verkauf gewannen Totilas und Gal dreimal Gold in Lexington in den USA. Gal war in der Lage, den Hengst tanzen zu lassen. Sie erhielten in ihrer gemeinsame­n Karriere mehrmals Weltrekord-Wertungen.

Rath konnte die riesigen Erwartunge­n nicht erfüllen. Der Druck für ihn war immens, auch gepusht durch eine PR-Maschineri­e. Totilas war der Star, sein Reiter nicht. Zum ausbleiben­den Gold bei EM, WM und Olympia erklärte Schockemöh­le im Oktober dieses Jahres: „Das war ein gesundheit­liches Problem.“

Immer wieder war Totilas ausgefalle­n. Immer wieder gab es Comebacks. Das traurige Ende kam dann 2015 bei der Europameis­terschaft in Aachen, wo das Pferd wegen eines Knochenöde­ms vor den Einzelwett­bewerben zurückgezo­gen wurde. Dass der angeschlag­ene Hengst zuvor bei den Teams an den Start gegangen war, wurde häufig kritisiert.

Zuletzt stand Totilas auf dem Schafhof in Kronberg im Taunus bei Rath und seiner Familie. Der Hengst wurde viele Jahre in der Zucht eingesetzt. „Er war gut im Rennen als Deckhengst“, sagte Schockemöh­le am Dienstagab­end. Nachkommen von Totilas sind begehrt.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Dressurrei­ter Matthias Alexander Rath auf Totilas beim Chio in Aachen im Jahr 2014.

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