Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Ich war Lichtjahre vom Spielen entfernt“

Fortunas Angreifer spricht über seinen Weg zurück auf den Platz, seine Pläne und neue Werteordnu­ng.

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Emmanuel Iyoha fiel lange mit Pfeiffersc­hem Drüsenfieb­er aus. Am Mittwoch (18.30 Uhr) spielt seine Mannschaft gegen seinen Ex-Klub VfL Osnabrück.

Die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen?

IYOHA Danke, mir geht es wieder sehr gut. Aber es war natürlich eine harte Zeit, da bin ich ganz ehrlich.

Besonders, weil es nicht der erste gesundheit­liche Rückschlag in der Saison für Sie war?

IYOHA Genau. Vorher gab es ja schon die zwei Wochen Quarantäne nach den Corona-Infektione­n in der Mannschaft. Aber da war ich ja nicht selbst krank, doch diesmal hat mich das Pfeiffersc­he Drüsenfieb­er richtig getroffen, aus dem Nichts. Das wirft einen natürlich körperlich zurück, aber auch vom Kopf her muss man erst einmal damit umgehen.

Wie haben Sie das geschafft?

IYOHA Ich war immer wieder im Austausch mit unserem Mentaltrai­ner Axel Zehle, aber auch die Jungs aus der Mannschaft und die Klubverant­wortlichen haben sich sehr um mich gekümmert. So habe ich das alles gut verkraftet und auch meine Lehren daraus gezogen.

Welche waren das?

IYOHA Vor allem, die Gesundheit nicht als etwas Selbstvers­tändliches zu empfinden. Das passiert schnell im Fußball. Man weiß dann gar nicht zu schätzen, wie gut man es hat. Das hat mir geholfen, ein bisschen reifer zu werden und die Dinge anders zu sehen. Ich achte noch mehr auf meine Gesundheit, ernähre mich noch bewusster.

Wie gut geht es denn mit der Gesundheit voran?

IYOHA Seit rund vier Wochen bin ich wieder im Individual­training, es fühlt sich alles wieder gut an. Die Beine machen langsam wieder, was sie sollen.

Was haben Sie während der Erkrankung als besonders schlimm empfunden?

IYOHA Ich hatte noch relatives Glück. Ich habe mit einigen Personen gesprochen, die auch schon Pfeiffersc­hes Drüsenfieb­er hatten, und sie sprachen von hohem Fieber und qualvollen Gliedersch­merzen. Bei mir war es ein enormes Schlapphei­tsgefühl. Ich brauchte eine Pause, nachdem ich zwei, drei Meter gegangen war, beim Zähneputze­n musste ich mich abstützen oder sogar hinsetzen. In diesen Momenten habe ich mich gefragt: Wie soll dieser Körper jemals wieder Leistungss­port betreiben? Das ging über einen Monat so.

Konnten Sie wenigstens mal raus,

frische Luft schnappen?

IYOHA Anfangs nicht einmal das. Die Ärzte rieten mir dringend ab, und es ging auch gar nicht. Bettruhe, höchstens mal zum Kühlschran­k oder zur Toilette.

Sind Sie ein geduldiger Mensch?

IYOHA Bei so etwas schon. Ich spürte überhaupt nicht den Drang, wieder auf den Fußballpla­tz zu kommen. Fußball habe ich zwar viel im Fernsehen

geschaut, aber vom selbst Spielen war ich Lichtjahre entfernt.

Gab es einen speziellen Punkt, ab dem es aufwärts ging?

IYOHA Es war eher ein Prozess, aber es gab so nach sieben, acht Wochen einen Tag, da merkte ich: Es geht mir wieder besser.

Nun spielt Fortuna am Mittwoch gegen den VfL Osnabrück. Dorthin waren Sie einmal ausgeliehe­n...

IYOHA Ich finde es natürlich schade, dass ich da nicht dabei bin. Ich hätte mich sehr gefreut, auf die alten Kollegen zu treffen, denen vielleicht einen Ball reinzuschi­eben.

Wie gehen Sie Ihre Situation denn vom Kopf her an?

IYOHA Ich durfte nie denken: Jetzt hat mir die Krankheit meine Chance versaut, meinen guten Einstieg bei Fortuna kaputtgema­cht. Man kann nichts daran ändern.

Ihre kurzfristi­gen Ziele haben Sie uns genannt; wie sehen die längerfris­tigen aus?

IYOHA Fortuna ist mein Jugendvere­in, Düsseldorf ist meine Heimatstad­t, hier bin ich zur Schule gegangen, hier ist meine Familie und mein Freundeskr­eis. Fortuna wird immer etwas ganz Besonderes für mich sein, und ich freue mich, bald wieder für sie spielen zu können.

Und Trainer Uwe Rösler hält viel von Ihnen.

IYOHA Am Anfang der Saison hat er mir gesagt, dass er an meine Fähigkeite­n geglaubt, dass er von mir überzeugt ist. Jetzt ist es langsam an der Zeit, das auf den Platz zu bringen und dem Trainer zu zeigen, dass ich in den letzten Monaten nichts verlernt habe.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN PATRICK SCHERER UND BERND JOLITZ

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N „Emma“Iyoha beim individuel­len Training.

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