Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Uhren für 15.000 Euro ließen sie liegen

In einer spektakulä­ren Aktion haben bislang unbekannte Täter am Montag am hellichten Tag ein Geschäft für Luxusuhren überfallen und ausgeraubt. Der Schaden liegt bei rund einer Million Euro. Von den Tätern fehlt jede Spur.

- VON CHRISTOPH SCHROETER

STADTMITTE Uhren der Luxusmarke Breguet für rund eine Million Euro haben Täter am Montag an der Königsalle­e in Düsseldorf erbeutet. Die Polizei sucht nach dem Coup dringend Zeugen. Den Ermittlern ist inzwischen klar, dass sie es mit Vollprofis zu tun haben. „Die haben den Überfall minutiös ausbaldowe­rt“, sagte ein Polizeispr­echer.

Man vermute mittlerwei­le, dass die Täter in den Tagen zuvor mindestens einmal am Tatort gewesen sind. „Vielleicht waren sie sogar im Laden“, sagte der Sprecher. Möglicherw­eise hätten sie den Überfall sogar mit Fahrzeugen geprobt. Dass die Täter vorab im Geschäft gewesen sind, darauf deutet ihre Vorgehensw­eise hin. Wenige Minuten, bevor der Laden an der Königsalle­e in Höhe des Corneliusp­latzes am Montag öffnete, waren die Täter mit einem silbernen Opel Vectra in ein Schaufenst­er des Geschäfts gefahren. Zwei bewaffnete Kriminelle stürmten dann durch das Loch der zertrümmer­ten Scheibe in den Laden und rafften die wertvollen Zeitmesser zusammen. Dabei griffen sie bevorzugt zu Exemplaren, die teils weit über 100.000 Euro kosten. Die „Billig-Uhren“für lediglich 15.000 Euro ließen sie zurück.

Die Polizei war schnell vor Ort, doch da waren die Täter schon verschwund­en. Das Auto, mit dem sie in die Scheibe gefahren waren, ließen sie stehen, stiegen für die Flucht auf vor dem Laden geparkte Motorrolle­r. Die Fahrt damit endete bereits nach knapp 700 Metern am Hofgarten, an der Ecke Garten- und Kaiserstra­ße stiegen sie wohl in ein weiteres Fluchtfahr­zeug. Dort verliert sich ihre Spur. Die an dem Tatauto angebracht­en Kennzeiche­n waren Ende November in Köln von einem Ford gestohlen worden, teilte die Polizei mit. Die Herkunft des silbernen Vectra sei noch unklar.

Man habe bereits einige Resonanz aus der Bevölkerun­g bekommen, sagte der Polizeispr­echer. „Aber noch fehlt uns eine heiße Spur.“In dem Bereich an der Königsalle­e und Schadowstr­aße würden zahlreiche Überwachun­gskameras hängen. „Die werden jetzt von uns ausgewerte­t“, sagte der Sprecher.

Auffällig ist, dass die Täter wohl genau die Schwachste­lle des Luxus-Geschäfts kannten. Stehen auf der Seite zur Kö spezielle Poller, die den Wagen auf seinem Weg zur Schaufenst­erscheibe wohl gestoppt hätten, fehlte an der Rückseite an der Blumenstra­ße genau diese Form der Sicherung. Aufgestell­t werden die Poller vom städtische­n Amt für Verkehrsma­nagement. Jedoch wird das Amt nicht von sich aus tätig.

„Das Amt für Verkehrsma­nagement kümmert sich mit baulichen Vorkehrung­en um die Verkehrssi­cherheit aller Verkehrste­ilnehmer. Es ist nicht zwangsläuf­ig seine Aufgabe, privates Eigentum vor Einbrüchen zu schützen“, sagte ein Sprecher der Stadt. Eigentümer würden aber umfassend und konstrukti­v beim Thema Sicherheit unterstütz­t.

Der Geschäftse­igentümer müsse einen formlosen Antrag stellen. Dieser werde dann vom Amt geprüft. „Sollten keine Belange dagegen sprechen, können die Poller zulasten des Antragstel­lers gesetzt werden“, sagte der Sprecher. Dem Amt liege kein Antrag von Breguet vor. Eine Sprecherin von Breguet sagte: „Als Unternehme­n treffen wir für unsere Boutique alle notwendige­n Maßnahmen, um den Schutz und die Sicherheit unserer Mitarbeite­r und unserer Produkte zu gewährleis­ten und ähnliche Vorfälle in Zukunft bestmöglic­h zu vermeiden.“

Die Uhrenmanuf­aktur Montres

Breguet wurde 1775 von dem Uhrmacher Abraham Louis Breguet gegründet. Bis 1870 blieb das Unternehme­n in Familienbe­sitz, wechselte dann mehrfach den Besitzer und gehört seit 1999 zu Swatch. Besitzer von Breguet-Uhren waren unter anderem Napoleon Bonaparte, Alexander von Humboldt und Winston Churchill.

Kö-Juweliere wurden in der Vergangenh­eit mehrfach zum Ziel von Raubüberfä­llen und Blitz-Einbrüchen. 2013 und 2016 war Juwelier Blome auf der Kö betroffen. Für Aufsehen sorgte ein spektakulä­rer Millionen-Coup 2005: Damals hatten fünf Räuber mit Maschinenp­istolen um sich geschossen und Schmuck im Wert von mehr als zwei Millionen Euro bei Kö-Juwelier Kern erbeutet. Mit einem hochmotori­sierten Wagen verschwand­en sie über die Autobahn in Richtung Niederland­e.

Ebenfalls bei Juwelier Kern versuchten im Juni 2004 mehrere Unbekannte mit einem Fiat Panda das Schaufenst­er zu zertrümmer­n. Der kleine Wagen erwies sich als ungeeignet für das dicke Glas und ging in Flammen auf. Das Gebäude wurde beschädigt, aber den Tätern gelangt es nicht, in das Geschäft einzudring­en.

Die Polizei sucht Zeugen des Überfalls. Die Ermittlung­skommissio­n fragt: Wem sind schon vorher verdächtig­e Personen oder Fahrzeuge am Objekt zwischen Blumenstra­ße und Königsalle­e aufgefalle­n? Hat jemand zuvor einen Pkw in dem gesperrten Bereich bemerkt, der nicht zugeordnet werden kann? Wem sind auf der Fluchtrout­e zur Goltstein- / Bleichstra­ße oder am östlichen Hofgarten an der Goltsteins­traße vor und nach der Tat (9.30 bis 10.30 Uhr) verdächtig­e Personen oder ein weiteres Fluchtfahr­zeug aufgefalle­n? Hinweise an die Polizei unter 8700.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Der Preis von 220.290 Euro an dem leeren Uhrenaufst­eller im Fenster der Breguet-Filiale zeigt: Die Zeitmesser der Luxusuhren­manufaktur sind nichts für Otto-Normaverdi­ener.

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