Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Uhren für 15.000 Euro ließen sie liegen
In einer spektakulären Aktion haben bislang unbekannte Täter am Montag am hellichten Tag ein Geschäft für Luxusuhren überfallen und ausgeraubt. Der Schaden liegt bei rund einer Million Euro. Von den Tätern fehlt jede Spur.
STADTMITTE Uhren der Luxusmarke Breguet für rund eine Million Euro haben Täter am Montag an der Königsallee in Düsseldorf erbeutet. Die Polizei sucht nach dem Coup dringend Zeugen. Den Ermittlern ist inzwischen klar, dass sie es mit Vollprofis zu tun haben. „Die haben den Überfall minutiös ausbaldowert“, sagte ein Polizeisprecher.
Man vermute mittlerweile, dass die Täter in den Tagen zuvor mindestens einmal am Tatort gewesen sind. „Vielleicht waren sie sogar im Laden“, sagte der Sprecher. Möglicherweise hätten sie den Überfall sogar mit Fahrzeugen geprobt. Dass die Täter vorab im Geschäft gewesen sind, darauf deutet ihre Vorgehensweise hin. Wenige Minuten, bevor der Laden an der Königsallee in Höhe des Corneliusplatzes am Montag öffnete, waren die Täter mit einem silbernen Opel Vectra in ein Schaufenster des Geschäfts gefahren. Zwei bewaffnete Kriminelle stürmten dann durch das Loch der zertrümmerten Scheibe in den Laden und rafften die wertvollen Zeitmesser zusammen. Dabei griffen sie bevorzugt zu Exemplaren, die teils weit über 100.000 Euro kosten. Die „Billig-Uhren“für lediglich 15.000 Euro ließen sie zurück.
Die Polizei war schnell vor Ort, doch da waren die Täter schon verschwunden. Das Auto, mit dem sie in die Scheibe gefahren waren, ließen sie stehen, stiegen für die Flucht auf vor dem Laden geparkte Motorroller. Die Fahrt damit endete bereits nach knapp 700 Metern am Hofgarten, an der Ecke Garten- und Kaiserstraße stiegen sie wohl in ein weiteres Fluchtfahrzeug. Dort verliert sich ihre Spur. Die an dem Tatauto angebrachten Kennzeichen waren Ende November in Köln von einem Ford gestohlen worden, teilte die Polizei mit. Die Herkunft des silbernen Vectra sei noch unklar.
Man habe bereits einige Resonanz aus der Bevölkerung bekommen, sagte der Polizeisprecher. „Aber noch fehlt uns eine heiße Spur.“In dem Bereich an der Königsallee und Schadowstraße würden zahlreiche Überwachungskameras hängen. „Die werden jetzt von uns ausgewertet“, sagte der Sprecher.
Auffällig ist, dass die Täter wohl genau die Schwachstelle des Luxus-Geschäfts kannten. Stehen auf der Seite zur Kö spezielle Poller, die den Wagen auf seinem Weg zur Schaufensterscheibe wohl gestoppt hätten, fehlte an der Rückseite an der Blumenstraße genau diese Form der Sicherung. Aufgestellt werden die Poller vom städtischen Amt für Verkehrsmanagement. Jedoch wird das Amt nicht von sich aus tätig.
„Das Amt für Verkehrsmanagement kümmert sich mit baulichen Vorkehrungen um die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Es ist nicht zwangsläufig seine Aufgabe, privates Eigentum vor Einbrüchen zu schützen“, sagte ein Sprecher der Stadt. Eigentümer würden aber umfassend und konstruktiv beim Thema Sicherheit unterstützt.
Der Geschäftseigentümer müsse einen formlosen Antrag stellen. Dieser werde dann vom Amt geprüft. „Sollten keine Belange dagegen sprechen, können die Poller zulasten des Antragstellers gesetzt werden“, sagte der Sprecher. Dem Amt liege kein Antrag von Breguet vor. Eine Sprecherin von Breguet sagte: „Als Unternehmen treffen wir für unsere Boutique alle notwendigen Maßnahmen, um den Schutz und die Sicherheit unserer Mitarbeiter und unserer Produkte zu gewährleisten und ähnliche Vorfälle in Zukunft bestmöglich zu vermeiden.“
Die Uhrenmanufaktur Montres
Breguet wurde 1775 von dem Uhrmacher Abraham Louis Breguet gegründet. Bis 1870 blieb das Unternehmen in Familienbesitz, wechselte dann mehrfach den Besitzer und gehört seit 1999 zu Swatch. Besitzer von Breguet-Uhren waren unter anderem Napoleon Bonaparte, Alexander von Humboldt und Winston Churchill.
Kö-Juweliere wurden in der Vergangenheit mehrfach zum Ziel von Raubüberfällen und Blitz-Einbrüchen. 2013 und 2016 war Juwelier Blome auf der Kö betroffen. Für Aufsehen sorgte ein spektakulärer Millionen-Coup 2005: Damals hatten fünf Räuber mit Maschinenpistolen um sich geschossen und Schmuck im Wert von mehr als zwei Millionen Euro bei Kö-Juwelier Kern erbeutet. Mit einem hochmotorisierten Wagen verschwanden sie über die Autobahn in Richtung Niederlande.
Ebenfalls bei Juwelier Kern versuchten im Juni 2004 mehrere Unbekannte mit einem Fiat Panda das Schaufenster zu zertrümmern. Der kleine Wagen erwies sich als ungeeignet für das dicke Glas und ging in Flammen auf. Das Gebäude wurde beschädigt, aber den Tätern gelangt es nicht, in das Geschäft einzudringen.
Die Polizei sucht Zeugen des Überfalls. Die Ermittlungskommission fragt: Wem sind schon vorher verdächtige Personen oder Fahrzeuge am Objekt zwischen Blumenstraße und Königsallee aufgefallen? Hat jemand zuvor einen Pkw in dem gesperrten Bereich bemerkt, der nicht zugeordnet werden kann? Wem sind auf der Fluchtroute zur Goltstein- / Bleichstraße oder am östlichen Hofgarten an der Goltsteinstraße vor und nach der Tat (9.30 bis 10.30 Uhr) verdächtige Personen oder ein weiteres Fluchtfahrzeug aufgefallen? Hinweise an die Polizei unter 8700.