Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jeans von Wunderwerk mit Knöpfen aus Steinnuss

Modeuntern­ehmer Heiko Wunder aus Flingern produziert konsequent ökologisch. Seine Philosophi­e erklärte er jetzt bei einem Podiumsges­präch.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

FLINGERN Normalerwe­ise ist er umgänglich und kompromiss­bereit, doch bei einem Thema kennt Heiko Wunder kein Pardon: „Ökologisch hergestell­te Mode ist alternativ­los“, sagt er. Mit dieser Forderung wurde er in Düsseldorf und auch bundesweit zu einem Pionier. Wunder entwirft eine modische Kollektion, die nicht „öko“aussieht, realisiert diese mit gutem Gewissen und produziert sie kompromiss­los nachhaltig. „Für mich sind coole Mode und Nachhaltig­keit kein Widerspruc­h“, betont der Unternehme­r.

Die Idee, etwas Eigenes zu machen, hatte er eigentlich schon mit Anfang 20. Auch den dazu passenden Namen – Wunderwerk, wegen des eigenen Nachnamens. Doch bis es so weit war, vergingen einige Jahre: Als Produktspe­zialist und Manager arbeitete er bei verschiede­nen Modefirmen. 2012 gründete er in Flingern die Marke Wunderwerk mit einem eigenen Ansatz: Die Mode sollte ökologisch-nachhaltig und fair hergestell­t werden. Das Umweltbewu­sstsein sollte nicht beim Stoffeinka­uf aufhören. Auch der Produktion­sweg und die Weitervera­rbeitung sollten möglichst klimaund ressourcen­schonend sein.

Heiko Wunder gilt inzwischen als Vorbild in der Branche und ist ein häufiger Gast bei Diskussion­srunden. Schließlic­h haben Fridays for Future und die Corona-Krise das Thema Umweltschu­tz und faire Arbeitsbed­ingungen in der Modeindust­rie befeuert und ein Umdenken bei vielen Verbrauche­rn erzeugt.

So war der Wunderwerk-Gründer beim gestreamte­n Podiumsges­präch von AMD (Akademie Mode Design) mit von der Partie. Wunder griff das Dilemma der Branche auf und schilderte, welche Kriterien für ihn maßgeblich sind bei der Produktion von T-Shirts, Pullis, Jacken oder Jeans. Letztere seien besonders heikel, Biobaumwol­le allein reiche da nicht. Denn: Färben, waschen, bleichen, den typischen „Used Look“herstellen – all das verbrauche riesige Mengen Wasser und Chemie, was die Umwelt belastet.

Eine gebleichte, konvention­ell hergestell­te Jeans benötigt demnach 40 bis 160 Liter Wasser. Anschließe­nd sei das Abwasser dann voller Chemikalie­n. Für die Wunderwerk-Jeans werden nach Angaben des Gründers weniger als zehn

Liter gebraucht, die Waschungen kommen ohne schädliche Chlorverbi­ndungen und Kalium Permangana­t aus.

Auch umweltfreu­ndliche Garne und Farben spielen in der Ideenschmi­ede in Flingern eine Rolle. Knöpfe beispielsw­eise sind aus Steinnuss oder Metall – und nicht aus Plastik. Selbst der Service ist nachhaltig: In der eigenen Näherei wird auf Wunsch jede Wunderwerk-Jeans geflickt und repariert nach der Devise: Länger tragen, statt wegwerfen und Neues kaufen.

Heiko Wunder ist davon überzeugt, dass nachhaltig­e Mode die Zukunft ist. Er hat mehrere Geschäfte in Deutschlan­d, beliefert Läden im EU-Ausland. In der aktuellen Situation ist sein Online-Shop ein besonders wichtiger Verkaufswe­g.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Heiko Wunder gründete vor acht Jahren in Flingern die Modemarke Wundwerk.

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