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Angehende Autoren erhalten Rat von Experten
In einem Web-Seminar erfuhren Schreibbegeisterte von Profis aus dem Literaturbetrieb, wie aus einem Manuskript ein Buch wird.
DÜSSELDORF Aus der Idee ist ein Manuskript geworden. Doch der Weg zum Buch, das auch seine Leser findet, ist noch weit. Wie groß ist die Chance, das Interesse eines Verlages zu wecken? Macht es Sinn, eine Agentur einzuschalten? Kann Self Publishing – die Herausgabe des eigenen Buches im Selbstverlag – eine Alternative zum klassischen Weg in die Welt der Literatur sein? Fragen für Agentin Julia Eichhorn, Lektor Jan Valk und Autor Dorian Steinhoff. Sie sind Kenner der Branche und nahmen sich auf Einladung des Literaturbüros NRW die Zeit, ausführlich darauf zu antworten.
Dabei wurde deutlich: Das Patentrezept, ein Buch zu veröffentlichen und erfolgreich auf dem Markt zu platzieren, gibt es nicht. Trotzdem haben die Experten einige Ratschläge
aus ihrem Arbeitsalltag für angehende Autoren: Beispielsweise, wann es sich empfiehlt, die Zusammenarbeit mit einer Agentur zu erwägen. Im Idealfall, meint Julia Eichhorn, nicht erst dann, wenn das Manuskript bereits von mehreren Verlagen abgelehnt wurde. „Das macht es nur unnötig schwer für uns, es zu platzieren“, stellt sie klar.
Erst kürzlich hat sich Eichhorn nach mehrjähriger Festanstellung in einer der bekanntesten Literaturagenturen Deutschlands, selbstständig gemacht. Autoren, die bei den großen Publikumsverlagen abgelehnt werden schlägt Eichhorn vor, „ruhig einmal an kleinere, unabhängige Verlage heranzutreten.“Das gelte besonders für Kurzprosa und Lyrik. Kontakte ließen sich sehr gut auf den regelmäßig stattfindenden Messen der Independent-Verlage knüpfen und das ginge tatsächlich sogar besser ohne die Vermittlung eines Agenten.
Bis zum Mauerfall waren Literaturagenturen vorrangig mit der Vertretung von Autoren auf dem internationalen Buchmarkt beschäftigt. Erst als die 1990er-Jahre den Zusammenschluss von Verlagen zu Großkonzernen mit sich brachten, veränderte sich die Rolle der Agenten als Vermittler zwischen Autoren und Herausgebern. Zunehmend rückte der deutsche Markt ins Zentrum des Interesses. Ein Großteil der Veröffentlichungen in Publikumsverlagen generiert sich mittlerweile über Literaturagenturen.
Entsprechend viele Anbieter werben demnach um die schreibende Kundschaft. „Seriöse Agenturen – und übrigens auch Verlage –arbeiten auf Provisionsbasis. In der Regel sind es 15 Prozent“, sagt Eichhorn und rät dazu, besser die Finger davon zu lassen, wenn Vorkasse oder ein Eigenanteil verlangt würden.
Jan Valk, Lektor bei Kiepenheuer & Witsch, einem mittelständischen Verlag, der Bestsellerautoren wie Frank Schätzing und Literaten wie Heinrich Böll herausgibt, stimmt ihr zu und meint: „Ein aussagekräftiges Exposé, das mich neugierig auf den Text macht, mir vielleicht schon einen Eindruck von der Sprache des Autors vermittelt, sollte immer mitgeschickt werden, ganz gleich ob direkt zu einem Verlag oder an eine Agentur“.
Das Klischee der „unverlangt eingesandten“Texte bestätigen beide. In ihren Büros stapeln sich Leseproben, Romane, Prosa und Sachbuchmanuskripte.
„Der Buchmarkt und damit die Aufgaben die wir haben, befindet sich im Wandel“, erklärt Jan Valk. Die Zeiten, in denen ein Lektor im stillen Kämmerlein lesend die Perlen aus den Zusendungen herausfischte, die nur noch poliert und in die Öffentlichkeit getragen werden müssen, seien vorbei, bedauert er. Mittlerweile gehören zu seinen Aufgaben Kooperationen mit den Marketing- und Presseabteilungen des Verlages. „Kurz gesagt, es bleibt längst nicht mehr genug Zeit übrig, sich mit den Zusendungen so zu befassen, wie ich es mir wünschen würde“, sagt Valk. Deshalb sei es wichtig, das Exposé kurz und knapp zu halten, und erklärende Formulierungen wie, „mit diesem Roman möchte ich dies oder jenes erreichen“, zu vermeiden.
Einzige Ausnahme von dieser Regel sei, ergänzt Dorian Steinhoff, wenn sich ein Autor mit einem Text für ein Stipendium oder einen Wettbewerb ins Gespräch bringen möchte. „Die Jurymitglieder mögen es, wenn sie zusammenfassende Formulierungen zum Inhalt für ihre Begründungen übernehmen können“, gibt er Einblick in mögliche Auswahlkriterien.
Nicht wenige Autoren wählen eine Möglichkeit der Veröffentlichung, die in den letzten Jahren immer beliebter wird: das sogenannte Self Publishing. „Es einfach selbst zu versuchen, kann eine Option für Genreliteratur, wie Fantasy, Science-Fiction, Krimis und Fanfiction, also Weitererzählungen beispielsweise bekannter Buchreihen, sein“, ist Eichhorn überzeugt. Valk ergänzt: „Man muss sich aber darüber klar sein, dass es viel Eigeninitiative braucht, um das Buch zu vermarkten.“Dorian Steinhoff gibt zu bedenken: „Ein selbst herausgegebener Roman wird nicht mehr von einem Verlag veröffentlicht, und man kann sich damit auch nicht für Wettbewerbe qualifizieren. Deshalb sollte es gut überlegt sein, diesen Weg zu wählen“.
Es waren kurzweilige drei Stunden, vollgepackt mit Hintergrundinformationen und wichtigen Tipps, wie es mit der Veröffentlichung eines eigenen Werks klappen kann. Gut möglich, dass bei Valk und Eichhorn daraufhin in Kürze das eine oder andere Manuskript mehr in der Post sein wird.