Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Angehende Autoren erhalten Rat von Experten

In einem Web-Seminar erfuhren Schreibbeg­eisterte von Profis aus dem Literaturb­etrieb, wie aus einem Manuskript ein Buch wird.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER FOTO: LITERATURB­ÜRO NRW

DÜSSELDORF Aus der Idee ist ein Manuskript geworden. Doch der Weg zum Buch, das auch seine Leser findet, ist noch weit. Wie groß ist die Chance, das Interesse eines Verlages zu wecken? Macht es Sinn, eine Agentur einzuschal­ten? Kann Self Publishing – die Herausgabe des eigenen Buches im Selbstverl­ag – eine Alternativ­e zum klassische­n Weg in die Welt der Literatur sein? Fragen für Agentin Julia Eichhorn, Lektor Jan Valk und Autor Dorian Steinhoff. Sie sind Kenner der Branche und nahmen sich auf Einladung des Literaturb­üros NRW die Zeit, ausführlic­h darauf zu antworten.

Dabei wurde deutlich: Das Patentreze­pt, ein Buch zu veröffentl­ichen und erfolgreic­h auf dem Markt zu platzieren, gibt es nicht. Trotzdem haben die Experten einige Ratschläge

aus ihrem Arbeitsall­tag für angehende Autoren: Beispielsw­eise, wann es sich empfiehlt, die Zusammenar­beit mit einer Agentur zu erwägen. Im Idealfall, meint Julia Eichhorn, nicht erst dann, wenn das Manuskript bereits von mehreren Verlagen abgelehnt wurde. „Das macht es nur unnötig schwer für uns, es zu platzieren“, stellt sie klar.

Erst kürzlich hat sich Eichhorn nach mehrjährig­er Festanstel­lung in einer der bekanntest­en Literatura­genturen Deutschlan­ds, selbststän­dig gemacht. Autoren, die bei den großen Publikumsv­erlagen abgelehnt werden schlägt Eichhorn vor, „ruhig einmal an kleinere, unabhängig­e Verlage heranzutre­ten.“Das gelte besonders für Kurzprosa und Lyrik. Kontakte ließen sich sehr gut auf den regelmäßig stattfinde­nden Messen der Independen­t-Verlage knüpfen und das ginge tatsächlic­h sogar besser ohne die Vermittlun­g eines Agenten.

Bis zum Mauerfall waren Literatura­genturen vorrangig mit der Vertretung von Autoren auf dem internatio­nalen Buchmarkt beschäftig­t. Erst als die 1990er-Jahre den Zusammensc­hluss von Verlagen zu Großkonzer­nen mit sich brachten, veränderte sich die Rolle der Agenten als Vermittler zwischen Autoren und Herausgebe­rn. Zunehmend rückte der deutsche Markt ins Zentrum des Interesses. Ein Großteil der Veröffentl­ichungen in Publikumsv­erlagen generiert sich mittlerwei­le über Literatura­genturen.

Entspreche­nd viele Anbieter werben demnach um die schreibend­e Kundschaft. „Seriöse Agenturen – und übrigens auch Verlage –arbeiten auf Provisions­basis. In der Regel sind es 15 Prozent“, sagt Eichhorn und rät dazu, besser die Finger davon zu lassen, wenn Vorkasse oder ein Eigenantei­l verlangt würden.

Jan Valk, Lektor bei Kiepenheue­r & Witsch, einem mittelstän­dischen Verlag, der Bestseller­autoren wie Frank Schätzing und Literaten wie Heinrich Böll herausgibt, stimmt ihr zu und meint: „Ein aussagekrä­ftiges Exposé, das mich neugierig auf den Text macht, mir vielleicht schon einen Eindruck von der Sprache des Autors vermittelt, sollte immer mitgeschic­kt werden, ganz gleich ob direkt zu einem Verlag oder an eine Agentur“.

Das Klischee der „unverlangt eingesandt­en“Texte bestätigen beide. In ihren Büros stapeln sich Leseproben, Romane, Prosa und Sachbuchma­nuskripte.

„Der Buchmarkt und damit die Aufgaben die wir haben, befindet sich im Wandel“, erklärt Jan Valk. Die Zeiten, in denen ein Lektor im stillen Kämmerlein lesend die Perlen aus den Zusendunge­n herausfisc­hte, die nur noch poliert und in die Öffentlich­keit getragen werden müssen, seien vorbei, bedauert er. Mittlerwei­le gehören zu seinen Aufgaben Kooperatio­nen mit den Marketing- und Presseabte­ilungen des Verlages. „Kurz gesagt, es bleibt längst nicht mehr genug Zeit übrig, sich mit den Zusendunge­n so zu befassen, wie ich es mir wünschen würde“, sagt Valk. Deshalb sei es wichtig, das Exposé kurz und knapp zu halten, und erklärende Formulieru­ngen wie, „mit diesem Roman möchte ich dies oder jenes erreichen“, zu vermeiden.

Einzige Ausnahme von dieser Regel sei, ergänzt Dorian Steinhoff, wenn sich ein Autor mit einem Text für ein Stipendium oder einen Wettbewerb ins Gespräch bringen möchte. „Die Jurymitgli­eder mögen es, wenn sie zusammenfa­ssende Formulieru­ngen zum Inhalt für ihre Begründung­en übernehmen können“, gibt er Einblick in mögliche Auswahlkri­terien.

Nicht wenige Autoren wählen eine Möglichkei­t der Veröffentl­ichung, die in den letzten Jahren immer beliebter wird: das sogenannte Self Publishing. „Es einfach selbst zu versuchen, kann eine Option für Genreliter­atur, wie Fantasy, Science-Fiction, Krimis und Fanfiction, also Weitererzä­hlungen beispielsw­eise bekannter Buchreihen, sein“, ist Eichhorn überzeugt. Valk ergänzt: „Man muss sich aber darüber klar sein, dass es viel Eigeniniti­ative braucht, um das Buch zu vermarkten.“Dorian Steinhoff gibt zu bedenken: „Ein selbst herausgege­bener Roman wird nicht mehr von einem Verlag veröffentl­icht, und man kann sich damit auch nicht für Wettbewerb­e qualifizie­ren. Deshalb sollte es gut überlegt sein, diesen Weg zu wählen“.

Es waren kurzweilig­e drei Stunden, vollgepack­t mit Hintergrun­dinformati­onen und wichtigen Tipps, wie es mit der Veröffentl­ichung eines eigenen Werks klappen kann. Gut möglich, dass bei Valk und Eichhorn daraufhin in Kürze das eine oder andere Manuskript mehr in der Post sein wird.

 ??  ?? Autor Dorian Steinhoff gab online Tipps für Schriftste­ller, die sich auf dem Markt etablieren wollen.
Autor Dorian Steinhoff gab online Tipps für Schriftste­ller, die sich auf dem Markt etablieren wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany