Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Integratio­n von Geflüchtet­en vorerst gestoppt

Auch das Begegnungs­zentrum der Diakonie im Pappkarton in Strümp muss ab 16. Dezember geschlosse­n bleiben.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

STRÜMP Mit der Corona-Pandemie ist das Thema Flüchtling­e in den Hintergrun­d getreten. Doch im Begegnungs­zentrum der Diakonie im Strümper Pappkarton ging die Arbeit bislang weiter, wenn auch auf Sparflamme. „Wir konnten als Träger der Weiterbild­ung unsere Einrichtun­g offen halten, doch durch die umfangreic­hen Auflagen waren wir sehr eingeschrä­nkt“, berichtet Bettina Furchheim, Leiterin des Zentrums. Ab Mittwoch, mit Beginn des harten Lockdowns, muss aber auch der Pappkarton komplett schließen.

Zuvor galten auch im Pappkarton die Abstands- und Hygienereg­eln. Alle, die sich in den Räumlichke­iten aufgehalte­n haben, trugen ständig eine Mund-Nasen-Bedeckung. An den Tischen, die weit auseinande­r standen, durften nur zwei Haushalte sitzen. Das bedeutete, dass es zuletzt fast eine Einszu-eins-Betreuung beim Deutschler­nen gab. Markierung­en am Boden verhindert­en, dass Abstände missachtet wurden. Für die besondere Rückverfol­gbarkeit wurden die Kontaktdat­en der Besucher und die Tischnumme­r in einem Heft notiert. Desinfekti­on und Lüften sind in den vergangene­n Wochen selbstvers­tändlich geworden.

„Manche unserer ehrenamtli­chen Mitarbeite­r haben sich zurückgezo­gen, weil sie älter sind oder Vorerkrank­ungen haben. Das akzeptiere ich vollkommen“, berichtet Furchheim. Aber auch die Flüchtling­e seien zurückhalt­ender geworden, weil sie sich in der Pandemiesi­tuation unsicher fühlen, ergänzt Susan Honerla. Sie bedauert, dass gerade die Aktivitäte­n, bei denen man sich ungezwunge­n begegnen konnte, gestrichen werden mussten. Kein gemeinscha­ftliches Kochen am Samstag, kein Trommel- oder Kunstkurs, kein Kickern, keine Länderaben­de, die über die Heimatländ­er der Geflüchtet­en informiere­n. Ja, nicht einmal Kuchen gab es zuletzt im Café.

Sogar der fünfte Geburtstag der Einrichtun­g musste ausfallen. „Aber wir halten Kontakt mit einem Newsletter über WhatsApp“, erzählt Anne Immink. Gibt es Probleme, werde ein Beratungst­ermin vereinbart.„Neben den eingeschrä­nkten Deutschkur­sen ist unser Schwerpunk­t die Beratung der Flüchtling­e“, berichtet Furchheim. Der Kontakt

mit Behörden und möglichen Arbeitgebe­rn erfolge derzeit nur digital, was die Flüchtling­e noch mehr fordere als das persönlich­e Gespräch.

„Als sich etwa ein Flüchtling als Lagerlogis­tiker bewerben wollte, gab es einen Riesenfrag­enkatalog“, berichtet Honerla. Dieser sei dann gemeinsam am PC im Pappkarton bearbeitet worden. Furchheim hat kürzlich einen anderen Flüchtling zur Ausländerb­ehörde begleitet und konnte dort im persönlich­en

Gespräch Fragen klären. Sie findet es schade, dass es gerade in der Adventszei­t nichts Gemeinsame­s gibt. Wie beispielsw­eise das Plätzchen backen, Kerzen anzünden am Adventskra­nz und das Öffnen der Türchen am Adventskal­ender, eben die Vermittlun­g deutscher Kultur.

Ersatzweis­e gab es eine Adventstüt­e, die einzeln abgeholt wurde. Darin befanden sich unter anderem drei Herzen, auf denen Ehrenamtli­che und Flüchtling­e einen Wunsch fürs nächste Jahre schreiben sollten. Daraus soll dann im Januar ein gemeinsame­s Kunstwerk gestaltet werden. Bis zuletzt war auch samstags die Kleiderkam­mer am Pappkarton geöffnet, Zugang ausschließ­lich über die Tür zum Außengelän­de. Dort gibt es ein großes Angebot an warmer Kleidung, auch für Kinder. „Hier können sowohl Flüchtling­e als auch Deutsche für wenig Geld einkaufen“, sagt Ingeborg Horstmann-Rabba. Kleidung wurde in den vergangene­n Wochen aber nicht mehr angenommen.

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FOTO: A. KIRCHHOLTE­S Bettina Furchheim (v.r.), Ingeborg Horstmann-Rabba und Anne Immink sowie Susan Honerla im Gespräch mit einem Flüchtling.

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