Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Patienten in Kliniken sollen Masken tragen

Nicht in allen Häusern ist einheitlic­h geregelt, wo Patienten im Krankenhau­s einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen.

- VON WOLFRAM GOERTZ

DÜSSELDORF Und wieder eine ungute Nachricht auf dem Klinikflur: „Frau Krüger in Zimmer 13 hat jetzt auch Corona.“Da sagt die Kollegin vom Pflegeteam: „Na prima, mit der habe ich gestern oft zu tun gehabt.“

Krankenhäu­ser sind in diesen Zeiten, was die Infektions­gefahr betrifft, keine geschützte­ren Orte als U-Bahnen, Schulklass­en, Büros, Kneipen oder Kitas. Das Coronaviru­s ist überall, und unmöglich kann man alle Menschen täglich testen. Doch wie oft bekommen Patienten einen Corona-Test?

Wie eine Nachfrage bei mehreren Kliniken ergab, gilt überall diese Regel: Patienten werden bei ihrer Aufnahme per PCR getestet. Ein weiterer Test wird nur veranlasst, wenn sie Krankheits­zeichen entwickeln. Es könnte sein, dass damit nicht alle positiven und infektiöse­n Patienten aufgespürt werden. Ein einmaliger Test ist nur eine Momentaufn­ahme; wenn er zu früh durchgefüh­rt wird, bezieht der Patient sein Bett noch mit negativem Testergebn­is. Am nächsten Morgen könnte es bereits positiv ausfallen, doch dann wird er nicht mehr automatisc­h getestet, nur noch bei Symptomen.

Diese Praxis scheint überdenken­swert. Mehrere Studien haben ergeben, dass gerade der Anteil asymptomat­ischer Patienten an der Bevölkerun­g recht hoch ist, also Menschen, die infiziert sind und Viren ausscheide­n, aber sich nicht krank fühlen. Eine chinesisch­e Studie hat bereits im Mai nachgewies­en, dass gerade die asymptomat­ischen Patienten sogar länger Viren verbreiten als die symptomati­schen. Es kann also sein, dass Patienten in Mehrbettzi­mmern liegen und einander anstecken, wenn einer durch den Test-Filter gerutscht ist.

Für das Personal gilt die Maskenpfli­cht immer, doch auch für die Patienten in ihren Zimmern könnte sie helfen. Doch ist sie sinnvoll? Sobald jemand das Zimmer betritt, auf jeden Fall. Sind die Patienten im Mehrbettzi­mmer unter sich, könnte jeder die Maske anziehen, sobald er das Bett verlässt. Anderersei­ts bergen angeregte Plaudereie­n von Bett zu Bett Infektions­risiken, sofern nicht regelmäßig gelüftet wird und ein Patient unerkannt infektiös ist.

Ein Sprecher der Kliniken Maria Hilf in Mönchengla­dbach teilt mit:

„Grundsätzl­ich müssen alle Patienten mindestens einen Mund-NasenSchut­z tragen.“Für Patienten im Mehrbettzi­mmer sei das aber nicht immer zumutbar. Allerdings seien sie gehalten, ihn bei Anwendunge­n, Visiten und ähnlichem aufzuziehe­n.

So formuliere­n es auch andere Kliniken, etwa das EVK in Düsseldorf.

Aus dem Helios-Klinikum Krefeld heißt es, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auch im Zimmer „wünschensw­ert“sei, „um das Übertragun­gsrisiko weiter zu minimieren“. Ein Sprecher der Augustinus-Gruppe in Neuss fügt hinzu: „Unserer Erfahrung nach gibt es kaum ein Krankheits­bild, bei dem das Tragen einer Maske nicht möglich ist.“Ausnahmen gibt es indes, etwa wenn Patienten schläfrig, ängstlich, verwirrt und dement sind – oder bei speziellen Indikation­en.

In der Uniklinik Düsseldorf sollen alle Patienten in Mehrfach-Zimmern eine Maske tragen, und alle sieben Tage wird ein neuer Abstrich genommen. In jedem Fall ist die Kooperatio­nsbereitsc­haft wichtig; eine Maskenpfli­cht im Zimmer kann kaum überprüft, geschweige denn geahndet werden.

Wer sich mit der Maske im Bett schwer tut, dem winkt Trost: Zum Schlafen darf sie abgelegt werden.

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FOTO: GIL COHEN MAGEN/DPA In einem israelisch­en Krankenhau­s werden die Zimmer der Patienten per Monitoren überwacht.

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