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„Totilas war eine besondere Persönlichkeit“
Der Tod des Dressurpferds bewegt die Reitwelt. CHIO-Chef Frank Kemperman erinnert sich an ihn.
DÜSSELDORF Wenn Totilas das Dressurviereck betrat, brauchte er keine Sekunde, um die Zuschauer auf den Rängen und vor den TV-Bildschirmen in seinen Bann zu ziehen. Es gibt sicherlich viele Pferde, die eine besondere Erscheinung waren, die besonderes Talent hatten – doch der glänzend schwarze Hengst aus den Niederlande übertraf sie bisher alle. In Erscheinung, Selbstbewusstsein, Talent, Punktzahl und auch in seinem finanziellen Wert. Totilas war ein Superstar des Reitsports. Nun ist das Rekordpferd im alter von 20 Jahren an den Folgen einer Kolik gestorben.
„Das nimmt einen schon mit, wenn so ein außergewöhnliches Pferd stirbt. Er war ein großer Star und immens wichtig für unseren Sport und auch für die Zucht“, sagt
Frank Kemperman, Vorsitzender des Aachen-Laurensberger Rennvereins, der den CHIO in Aachen veranstaltet. Kemperman kannte Totials seit seinen ersten Schritten im Weltreitsport. „Man hat früh gesehen, welches Talent er hat. Durch seine außergewöhnliche Erscheinung, seine Bewegung in der Bahn und seine Ergebnisse hat er die Massen begeistert“, sagt der Niederländer.
Als Vorsitzender der Task Force Dressur des Weltreiterverbandes FEI hat er ihm oft zu seinen Siegen gratuliert. 2009 stellte Totilas mit seinem damaligen Reiter Edward Gal gleich zwei Punkterekorde auf: mit 84,085 Prozent im Grand Prix de Dressage und 90,750 Prozent in der Grand Prix Kür. „ Wenn klar war, dass Totilas nach Aachen kommt, waren die Karten wie im Flug weg“, erinnert sich Kemperman.
Natürlich habe Totilas Wechsel im Jahr 2010 für zehn Millionen Euro nach Deutschland und zu Besitzer Paul Schockemöhle für noch mehr Aufmerksamkeit gesorgt. Geritten wurde er ab da von Matthias Alexander Rath.
„Totilas war wirklich eine besondere Persönlichkeit. Ich erinnere mich an ein Turnier, bei dem es nur geregnet hat. Totilas stand im Viereck, als sei das beste Wetter und hat mit all seinem Selbstbewusstsein ausgestrahlt: Schaut her, hier bin ich!“, erinnert sich Kemperman. Dass Totilas seine Karriere 2015 nach der EM wegen einer Verletzung beenden musste, war für Kemperman keine Überraschung. „Er hatte kein großes Glück mehr“, sagt er. Reitsport lebe von der Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Manchmal funktioniere es, manchmal nicht. Totilas sei als Zuchthengst aber weiterhin wichtig gewesen. „Wir dürfen uns auf viele exzellente Nachfahren von ihm freuen“, sagt der Dressur-Experte. Als aussichtsreichsten Nachkömmling sieht er derzeit den jungen Total US. Geritten wird er von Totilas’ Weltmeisterreiter, dem Niederländer Edward Gal.