Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Totilas war eine besondere Persönlich­keit“

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

Der Tod des Dressurpfe­rds bewegt die Reitwelt. CHIO-Chef Frank Kemperman erinnert sich an ihn.

DÜSSELDORF Wenn Totilas das Dressurvie­reck betrat, brauchte er keine Sekunde, um die Zuschauer auf den Rängen und vor den TV-Bildschirm­en in seinen Bann zu ziehen. Es gibt sicherlich viele Pferde, die eine besondere Erscheinun­g waren, die besonderes Talent hatten – doch der glänzend schwarze Hengst aus den Niederland­e übertraf sie bisher alle. In Erscheinun­g, Selbstbewu­sstsein, Talent, Punktzahl und auch in seinem finanziell­en Wert. Totilas war ein Superstar des Reitsports. Nun ist das Rekordpfer­d im alter von 20 Jahren an den Folgen einer Kolik gestorben.

„Das nimmt einen schon mit, wenn so ein außergewöh­nliches Pferd stirbt. Er war ein großer Star und immens wichtig für unseren Sport und auch für die Zucht“, sagt

Frank Kemperman, Vorsitzend­er des Aachen-Laurensber­ger Rennverein­s, der den CHIO in Aachen veranstalt­et. Kemperman kannte Totials seit seinen ersten Schritten im Weltreitsp­ort. „Man hat früh gesehen, welches Talent er hat. Durch seine außergewöh­nliche Erscheinun­g, seine Bewegung in der Bahn und seine Ergebnisse hat er die Massen begeistert“, sagt der Niederländ­er.

Als Vorsitzend­er der Task Force Dressur des Weltreiter­verbandes FEI hat er ihm oft zu seinen Siegen gratuliert. 2009 stellte Totilas mit seinem damaligen Reiter Edward Gal gleich zwei Punktereko­rde auf: mit 84,085 Prozent im Grand Prix de Dressage und 90,750 Prozent in der Grand Prix Kür. „ Wenn klar war, dass Totilas nach Aachen kommt, waren die Karten wie im Flug weg“, erinnert sich Kemperman.

Natürlich habe Totilas Wechsel im Jahr 2010 für zehn Millionen Euro nach Deutschlan­d und zu Besitzer Paul Schockemöh­le für noch mehr Aufmerksam­keit gesorgt. Geritten wurde er ab da von Matthias Alexander Rath.

„Totilas war wirklich eine besondere Persönlich­keit. Ich erinnere mich an ein Turnier, bei dem es nur geregnet hat. Totilas stand im Viereck, als sei das beste Wetter und hat mit all seinem Selbstbewu­sstsein ausgestrah­lt: Schaut her, hier bin ich!“, erinnert sich Kemperman. Dass Totilas seine Karriere 2015 nach der EM wegen einer Verletzung beenden musste, war für Kemperman keine Überraschu­ng. „Er hatte kein großes Glück mehr“, sagt er. Reitsport lebe von der Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Manchmal funktionie­re es, manchmal nicht. Totilas sei als Zuchthengs­t aber weiterhin wichtig gewesen. „Wir dürfen uns auf viele exzellente Nachfahren von ihm freuen“, sagt der Dressur-Experte. Als aussichtsr­eichsten Nachkömmli­ng sieht er derzeit den jungen Total US. Geritten wird er von Totilas’ Weltmeiste­rreiter, dem Niederländ­er Edward Gal.

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FOTO: DPA Totilas beim CHIO 2014.

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