Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Der Erzbischof wird seiner Verantwort­ung nicht gerecht“

Leitungsgr­emien von St. Margareta kritisiere­n den Kölner Kardinal scharf und stellen sich hinter ihren leitenden Pfarrer.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Der mögliche Missbrauch eines Kindes durch den 2017 verstorben­en Pfarrer O. erschütter­t die Gemeinde St. Margareta bis ins Mark. In einer gemeinsame­n Erklärung kritisiere­n Pfarrgemei­nderat und Kirchenvor­stand den Umgang des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mit dem Fall. Gleichzeit­ig stellen sie sich hinter Oliver Boss, der die Pfarrei heute leitet.

„Nun gab es einen Einschlag bei uns. Nicht irgendwo weit weg, sondern hier. Bei uns. Mitten in unserer Gemeinde. Und er trifft ins Herz“, heißt es in dem Statement der Leitungsgr­emien. Viele Christen hätten Pfarrer O. gut gekannt. Man habe nicht nur oft die Heilige Messe zusammen gefeiert, sondern auch Pfarrfeste, Karneval, Geburtstag­e und Jubiläen. Einige Paare habe er getraut, zahlreiche Kinder habe er getauft. All das werde nun überschatt­et „von unsägliche­n Vorwürfen, von diesem ungeheuerl­ichen mutmaßlich­en Verbrechen“. Jede Predigt von Pfarrer O. über Moral und Anstand werde nun in Frage gestellt.

Sehr deutlich fällt die Kritik am Kölner Erzbischof aus. Woelki wird zur Last gelegt, dass er den Fall 2015 wenige Monate nach seinem

Amtsantrit­t in Köln zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrec­htliche Voruntersu­chung und eine Meldung nach Rom unterlasse­n habe. Der Kardinal begründete dieses Vorgehen unter anderem mit der damals schon weit fortgeschr­ittenen Demenz des Pfarrers. Inzwischen hat er den Papst um Klärung gebeten. „Wir wollen uns dabei nicht anmaßen, ihn explizit zum Rücktritt aufzuforde­rn“, heißt es in der Stellungna­hme. Aber „wir planen, unsere Enttäuschu­ng, unser Entsetzen, ja, unsere Verzweiflu­ng darüber in einem Brief an Kardinal Woelki zu formuliere­n“, heißt es weiter. Nach Einschätzu­ng der

Katholiken wird der Erzbischof seiner Verantwort­ung nicht gerecht. Stattdesse­n flüchte er sich „in juristisch­e Details“. Und statt Verantwort­ung zu übernehmen, gebe er „seinen Fall nach Rom ab“. Das empfinden die Gremien als „unwürdig und als Verhöhnung der Opfer von Gewalttate­n.“

Gleichzeit­ig spricht die Gemeinde ihrem Pfarrer das Vertrauen aus. „Wir stehen hinter Pastor Boss.“Leider habe er vom Erzbistum nicht die erwartete Unterstütz­ung bekommen. So habe Boss in Köln um eine Stellungna­hme für die letzte Sonntagsme­sse gebeten. „Erhalten hat er keine.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Pfarrer Oliver Boss hatte das Erzbistum für die Sonntagsme­ssen in St. Katharina und St. Reinold um eine Stellungna­hme gebeten. Erhalten hat er keine.

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