Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Im Kaufhof soll wieder gehandelt werden
Eigentümer Signa bastelt an einem Konzept für die Zwischennutzung. Auf zwei Etagen soll es ein Handelskonzept geben.
STADTMITTE Die Vorbereitungen für eine Zwischennutzung des Kaufhofs am Wehrhahn laufen auf Hochtouren. Mehrere Ideen werden geprüft. Eigentümer Signa verhandelt für zwei der fünf Verkaufsebenen mit einem externen Partner, der dort Handel anbieten würde. Die Stadt hat eine Kultur- und Jugendeinrichtung ins Spiel gebracht, die umbauen möchte und eine Etage des Kaufhauses ins Auge gefasst hat. Zudem gibt es die Idee, am Wehrhahn Startups unterzubringen, und die Wirtschaftsförderung arbeitet an einer Machbarkeitsstudie für City-Logistik, was den Umschlag von Waren bedeutet. Es gibt jedoch auch Ideen zur künstlerischen Nutzung bis hin zu einem Festival der Sandskulpturen.
Natürlich hängt von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab, wann welches Angebot starten kann. Auf die lange Bank schieben will Signa das Projekt aber nicht. Schon im Januar könnten die notwendigen Entscheidungen fallen und im Februar der Betrieb starten. Das ist sehr im Interesse der Stadt, denn Leerstände solcher Größenordnung sind nicht in ihrem Interesse. Darunter würde das Umfeld, vor allem die im Umbau befindliche Schadowstraße, leiden.
Der Kaufhof-Komplex inklusive des zur Oststraße gelegenen Parkhauses umfasst 40.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Die Verkaufsflächen zwischen dem ersten Unter- und dem vierten Obergeschoss belaufen sich auf 20.000 Quadratmeter. In den Augen von Planungsdezernentin Cornelia Zuschke lohnt sich eine Zwischennutzung schon, wenn sie nur ein Jahr beträgt. „Niemand will ein Haus solcher Größenordnung mit einem zugenagelten Erdgeschoss.“Am Wehrhahn dürfte sich die Dauer der Zwischennutzung auf zweieinhalb bis drei Jahre belaufen, erst dann dürfte eine Baugenehmigung ausgestellt sein. Das Parkhaus mit seinen 441 Parkplätzen ist ohnehin weiter in Betrieb.
Temporäre Nutzungen haben aus Sicht der städtischen Wirtschaftsförderer „grundsätzlich eine hohe Bedeutung im Kontext von urbanen Veränderungsprozessen. Zeitlich befristete Projekte, die oftmals innovative und kreative Akteure ansprechen und einbinden, haben zumeist einen positiven Einfluss auf ihre räumliche Umgebung und deren Entwicklung.“Die Konzepte sind laut Zuschke in den vergangenen zehn Jahren immer weiter entwickelt worden. „Zwischennutzungen sind längst nicht mehr Lückenbüßer, sondern Impulsgeber“, sagt die Dezernentin.
Das ist insofern spannend, als dass Zwischennutzungen jetzt auch den Planungsprozess und die weitere Nutzung eines Standortes beeinflussen können. In dieser Hinsicht geht Signa in enger Abstimmung mit der Stadt einen neuen Weg. Schon jetzt hat das Unternehmen eine „attraktive Nutzungsmischung mit Einzelhandel, Gastronomie, Büros und Wohnen“annonciert, zudem wurde beim Auftakt der öffentlichen Bürgerbeteiligung angekündigt, Angebote der Nahversorgung würden ebenso geschaffen wie Kultur und Unterhaltung; auch solle es Rückzugsmöglichkeiten für die Bevölkerung geben – ohne Konsumdruck. Es ist folglich gut möglich, dass nicht nur Handel, Büro und Wohnen entstehen, sondern eine Öffnung des Komplexes ermöglicht wird, die öffentliche Nutzungen berücksichtigt.
Vielen Bürgern dürfte dies gefallen, denn vom Geist populärer Zwischennutzungen bliebe so mehr erhalten als in der Vergangenheit. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala standen bei den Düsseldorfern Monkey’s Island (dort befindet sich heute im Medienhafen das Hyatt-Hotel, einen neuen Stadtstrand soll es an der Kesselstraße geben) und der Derendorfer Güterbahnhof mit dem Trödelmarkt Les Halles (heute befinden sich dort die Wohntürme an der Toulouser Allee). Das Boui Boui Bilk musste Wohnungsbau weichen, das Postpost hinter dem Hauptbahnhof ebenfalls, dort aber haben die Bauarbeiten wegen des Eigentümerwechsels immer noch nicht begonnen.
Aktuell wird die Alte Kämmerei neben dem Rathaus zwischengenutzt.
Seit 2016 werden kreativwirtschaftliche Zwischennutzungen in der Landeshauptstadt durch das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft (KomKuK) der Wirtschaftsförderung begleitet. Die Anlaufstelle bringt Immobilieneigentümer und Nutzer, die gemeinsam einen Genehmigungsprozess durchlaufen müssen, zusammen. Von zunehmender Bedeutung sind Pop-up-Konzepte, bei denen leerstehende Ladenlokale und Einzelhandelsflächen für kurze Zeit bespielt werden. Dies bietet laut Stadtverwaltung Potenzial für ein neuartiges Gewerbeflächenmanagement, speziell in der Innenstadt
und den zentralen Lagen der Stadtteile. Beispiele sind das Holocafé in den Düsseldorf Arcaden oder der Conceptstore „_blaenk“im ehemaligen H&M gegenüber von P & C.
Wer mitbestimmen will, was auf dem 8000 Quadratmeter großen Kaufhof-Areal am Wehrhahn passiert, hat bis zum 8. Januar dazu die Gelegenheit. Im Internet können auf der dialog-kaufhofderideen.de Vorschläge und Kommentare abgegeben werden. Sie fließen mit ein in den Auslobungstext für den Planungsprozess. Die Architekten der Bjarke Ingels Group werden dann im ersten Halbjahr 2021 mehrere Entwürfe entwickeln, im Sommer soll über den finalen Plan entschieden werden.