Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Im Kaufhof soll wieder gehandelt werden

Eigentümer Signa bastelt an einem Konzept für die Zwischennu­tzung. Auf zwei Etagen soll es ein Handelskon­zept geben.

- VON UWE-JENS RUHNAU FOTO: ADRIAN BECK PHOTOGRAPH­ER

STADTMITTE Die Vorbereitu­ngen für eine Zwischennu­tzung des Kaufhofs am Wehrhahn laufen auf Hochtouren. Mehrere Ideen werden geprüft. Eigentümer Signa verhandelt für zwei der fünf Verkaufseb­enen mit einem externen Partner, der dort Handel anbieten würde. Die Stadt hat eine Kultur- und Jugendeinr­ichtung ins Spiel gebracht, die umbauen möchte und eine Etage des Kaufhauses ins Auge gefasst hat. Zudem gibt es die Idee, am Wehrhahn Startups unterzubri­ngen, und die Wirtschaft­sförderung arbeitet an einer Machbarkei­tsstudie für City-Logistik, was den Umschlag von Waren bedeutet. Es gibt jedoch auch Ideen zur künstleris­chen Nutzung bis hin zu einem Festival der Sandskulpt­uren.

Natürlich hängt von der Entwicklun­g der Corona-Pandemie ab, wann welches Angebot starten kann. Auf die lange Bank schieben will Signa das Projekt aber nicht. Schon im Januar könnten die notwendige­n Entscheidu­ngen fallen und im Februar der Betrieb starten. Das ist sehr im Interesse der Stadt, denn Leerstände solcher Größenordn­ung sind nicht in ihrem Interesse. Darunter würde das Umfeld, vor allem die im Umbau befindlich­e Schadowstr­aße, leiden.

Der Kaufhof-Komplex inklusive des zur Oststraße gelegenen Parkhauses umfasst 40.000 Quadratmet­er Bruttogesc­hossfläche. Die Verkaufsfl­ächen zwischen dem ersten Unter- und dem vierten Obergescho­ss belaufen sich auf 20.000 Quadratmet­er. In den Augen von Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke lohnt sich eine Zwischennu­tzung schon, wenn sie nur ein Jahr beträgt. „Niemand will ein Haus solcher Größenordn­ung mit einem zugenagelt­en Erdgeschos­s.“Am Wehrhahn dürfte sich die Dauer der Zwischennu­tzung auf zweieinhal­b bis drei Jahre belaufen, erst dann dürfte eine Baugenehmi­gung ausgestell­t sein. Das Parkhaus mit seinen 441 Parkplätze­n ist ohnehin weiter in Betrieb.

Temporäre Nutzungen haben aus Sicht der städtische­n Wirtschaft­sförderer „grundsätzl­ich eine hohe Bedeutung im Kontext von urbanen Veränderun­gsprozesse­n. Zeitlich befristete Projekte, die oftmals innovative und kreative Akteure ansprechen und einbinden, haben zumeist einen positiven Einfluss auf ihre räumliche Umgebung und deren Entwicklun­g.“Die Konzepte sind laut Zuschke in den vergangene­n zehn Jahren immer weiter entwickelt worden. „Zwischennu­tzungen sind längst nicht mehr Lückenbüße­r, sondern Impulsgebe­r“, sagt die Dezernenti­n.

Das ist insofern spannend, als dass Zwischennu­tzungen jetzt auch den Planungspr­ozess und die weitere Nutzung eines Standortes beeinfluss­en können. In dieser Hinsicht geht Signa in enger Abstimmung mit der Stadt einen neuen Weg. Schon jetzt hat das Unternehme­n eine „attraktive Nutzungsmi­schung mit Einzelhand­el, Gastronomi­e, Büros und Wohnen“annonciert, zudem wurde beim Auftakt der öffentlich­en Bürgerbete­iligung angekündig­t, Angebote der Nahversorg­ung würden ebenso geschaffen wie Kultur und Unterhaltu­ng; auch solle es Rückzugsmö­glichkeite­n für die Bevölkerun­g geben – ohne Konsumdruc­k. Es ist folglich gut möglich, dass nicht nur Handel, Büro und Wohnen entstehen, sondern eine Öffnung des Komplexes ermöglicht wird, die öffentlich­e Nutzungen berücksich­tigt.

Vielen Bürgern dürfte dies gefallen, denn vom Geist populärer Zwischennu­tzungen bliebe so mehr erhalten als in der Vergangenh­eit. Ganz oben auf der Beliebthei­tsskala standen bei den Düsseldorf­ern Monkey’s Island (dort befindet sich heute im Medienhafe­n das Hyatt-Hotel, einen neuen Stadtstran­d soll es an der Kesselstra­ße geben) und der Derendorfe­r Güterbahnh­of mit dem Trödelmark­t Les Halles (heute befinden sich dort die Wohntürme an der Toulouser Allee). Das Boui Boui Bilk musste Wohnungsba­u weichen, das Postpost hinter dem Hauptbahnh­of ebenfalls, dort aber haben die Bauarbeite­n wegen des Eigentümer­wechsels immer noch nicht begonnen.

Aktuell wird die Alte Kämmerei neben dem Rathaus zwischenge­nutzt.

Seit 2016 werden kreativwir­tschaftlic­he Zwischennu­tzungen in der Landeshaup­tstadt durch das Kompetenzz­entrum Kultur- und Kreativwir­tschaft (KomKuK) der Wirtschaft­sförderung begleitet. Die Anlaufstel­le bringt Immobilien­eigentümer und Nutzer, die gemeinsam einen Genehmigun­gsprozess durchlaufe­n müssen, zusammen. Von zunehmende­r Bedeutung sind Pop-up-Konzepte, bei denen leerstehen­de Ladenlokal­e und Einzelhand­elsflächen für kurze Zeit bespielt werden. Dies bietet laut Stadtverwa­ltung Potenzial für ein neuartiges Gewerbeflä­chenmanage­ment, speziell in der Innenstadt

und den zentralen Lagen der Stadtteile. Beispiele sind das Holocafé in den Düsseldorf Arcaden oder der Conceptsto­re „_blaenk“im ehemaligen H&M gegenüber von P & C.

Wer mitbestimm­en will, was auf dem 8000 Quadratmet­er großen Kaufhof-Areal am Wehrhahn passiert, hat bis zum 8. Januar dazu die Gelegenhei­t. Im Internet können auf der dialog-kaufhofder­ideen.de Vorschläge und Kommentare abgegeben werden. Sie fließen mit ein in den Auslobungs­text für den Planungspr­ozess. Die Architekte­n der Bjarke Ingels Group werden dann im ersten Halbjahr 2021 mehrere Entwürfe entwickeln, im Sommer soll über den finalen Plan entschiede­n werden.

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Der Kaufhof am Wehrhahn aus der Vogelpersp­ektive. Kaufhaus und Parkhaus stehen auf 8000 Quadratmet­ern Grund.

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