Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Und plötzlich ist es leer

Dunkle Schaufenst­er, verlassene Bereiche: Sowohl in der Innenstadt als auch im Rheinpark-Center war der LockdownEf­fekt am Mittwoch deutlich zu spüren. Einige Händler haben kreative Lösungen gefunden, damit umzugehen.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Hinter den Schaufenst­ern eines verschloss­enen Spielzeug-Geschäftes räumen Mitarbeite­r Ware aus den Regalen. An einer Buchhandlu­ng wird darauf hingewiese­n, dass „Mittwoch Lesetag“ist. Für diesen Mittwoch gilt das allerdings nicht – im Geschäft ist es dunkel. Ein ebenfalls verschloss­enes Sportartik­el-Geschäft verweist per Aushang mit Ausrufezei­chen auf seinen Online-Verkauf. Ein paar Schritte weiter versperrt rot-weißes-Flatterban­d den Weg.

Es sind Bilder aus dem Rheinpark-Center mit absolutem Seltenheit­swert – vor allem in der Vorweihnac­htszeit, in der normalerwe­ise der Großteil des Jahresumsa­tzes erwirtscha­ftet wird. An diesem Vormittag des ersten Lockdown-Tages verlieren sich nur wenige Kunden in das Einkaufs-Center an der Breslauer Straße. „Viele Kunden denken, dass alle Geschäfte hier geschlosse­n sind, das ist aber nicht so“, sagt Christian Franz, Inhaber des Spezialitä­ten-Geschäftes „Barrique“, das sich in der nun vereinsamt­en ersten Etage befindet. Wegen der starken Umsatz-Einbrüche während des ersten Lockdowns habe man sich jetzt dazu entschloss­en, das Marketing zu verbessern, um die Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass sie weiterhin im „Barrique“einkaufen können. Dies machen Christian Franz und seine Frau Ivonne nicht nur mit Aushängen, sondern zudem per Social Media. Auch Gerda Wilms, die im Rheinpark-Center ein Tabak- und Zeitschrif­tenhandel führt, befürchtet weitere Einbrüche – trotz der Tatsache, dass ihr Geschäft direkt neben dem Kundenmagn­et „Real“liegt. „Schon nach den ersten Schließung­en war deutlich weniger los“, sagt sie.

Auch in der Neusser Innenstadt ist der Effekt dieses ersten Tages des zweiten harten Lockdowns deutlich zu merken – vor allem im Kontrast zu den Vortagen. „Es war sehr viel los“, sagt Bianca Grob-Zetzmann, die das Sanitätsha­us Wilhelmi an der Niederstra­ße führt. Sie ist sichtlich froh, darüber, dass sie ihre Ware weiterhin verkaufen darf. „Viele Kunden rufen derzeit an und fragen, ob wir weiterhin geöffnet haben“, sagt Bianca Grob-Zetzmann.

Eine kreative Lösung hat Joachim Stieger, Inhaber des Schuhfachg­eschäfts „Albeck“, gefunden.

Da keine Kunden die Räumlichke­iten betreten dürfen, hat er eine Ausgabeste­lle geschaffen, die über eine kleine rote Klingel verfügt. Das Prinzip: Wer läutet, wird bedient. „Im Sommer haben wir die Klingel nicht gebraucht, wegen des warmen Wetters konnten wir das Fenster offen lassen“, so Stieger. Nachmittag­s liefere man dann Ware im gesamten Rhein-Kreis aus. Eine ähnliche Methode verfolgt zum Beispiel die „Mayersche“-Buchhandlu­ng in der

Innenstadt, die ebenfalls eine kleine „To go“-Stelle installier­t hat.

Einige Schritte weiter brutzelt Miroslaw Wietrzynsk­i einsam hinter seinem Tresen Würstchen. „Man merkt sofort den Unterschie­d, es ist sehr wenig los“, sagt der Betreiber eines Imbiss an der Niederstra­ße. Aktuell öffne er lediglich „aus Gewohnheit“, wirklich rentabel sei es nicht. „Eigentlich würde ich lieber schließen“, sagt er – auch wenn sich der Klassiker „Currywurst mit

Pommes“weiterhin einigermaß­en gut verkaufe.

Was sowohl Christoph Napp-Saarbourg als Vorsitzend­er der Zukunftsin­itiative Innenstadt Neuss (ZIN) als auch Anastasios Meliopoulo­s als Chef des Rheinpark-Center betonen: Der zweite harte Lockdown ist zwar wirtschaft­lich äußerst schmerzhaf­t – aber aufgrund der aktuelles Infektions­lage absolut nötig – die Gesundheit stehe über wirtschaft­lichen Interessen.

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Ungewöhnli­ches Bild: Im Rheinpark-Center ist es zu dieser Jahreszeit normalerwe­ise proppenvol­l. In diesem Jahr ist alles anders.
 ?? FOTOS: JASI ?? Auch die Neusser Innenstadt wirkte am Mittwoch – im Vergleich zu den hochfreque­ntierten Vortagen – verlassen.
FOTOS: JASI Auch die Neusser Innenstadt wirkte am Mittwoch – im Vergleich zu den hochfreque­ntierten Vortagen – verlassen.
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Spezialitä­ten-Händler Christian Franz hat sein Marketing verbessert.
 ??  ?? Filialleit­erin Bianca Grob-Zetzmann vor dem Sanitätsha­us Wilhelmi.
Filialleit­erin Bianca Grob-Zetzmann vor dem Sanitätsha­us Wilhelmi.
 ??  ?? Schuhhändl­er Joachim Stieger in seiner Ausgabe-Stelle.
Schuhhändl­er Joachim Stieger in seiner Ausgabe-Stelle.
 ??  ?? Auch Roswitha Ummelmann darf weiter Tabak und Co. verkaufen.
Auch Roswitha Ummelmann darf weiter Tabak und Co. verkaufen.
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Imbiss-Betreiber Miroslaw Wietrzynsk­i würde lieber schließen.

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