Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Und plötzlich ist es leer
Dunkle Schaufenster, verlassene Bereiche: Sowohl in der Innenstadt als auch im Rheinpark-Center war der LockdownEffekt am Mittwoch deutlich zu spüren. Einige Händler haben kreative Lösungen gefunden, damit umzugehen.
NEUSS Hinter den Schaufenstern eines verschlossenen Spielzeug-Geschäftes räumen Mitarbeiter Ware aus den Regalen. An einer Buchhandlung wird darauf hingewiesen, dass „Mittwoch Lesetag“ist. Für diesen Mittwoch gilt das allerdings nicht – im Geschäft ist es dunkel. Ein ebenfalls verschlossenes Sportartikel-Geschäft verweist per Aushang mit Ausrufezeichen auf seinen Online-Verkauf. Ein paar Schritte weiter versperrt rot-weißes-Flatterband den Weg.
Es sind Bilder aus dem Rheinpark-Center mit absolutem Seltenheitswert – vor allem in der Vorweihnachtszeit, in der normalerweise der Großteil des Jahresumsatzes erwirtschaftet wird. An diesem Vormittag des ersten Lockdown-Tages verlieren sich nur wenige Kunden in das Einkaufs-Center an der Breslauer Straße. „Viele Kunden denken, dass alle Geschäfte hier geschlossen sind, das ist aber nicht so“, sagt Christian Franz, Inhaber des Spezialitäten-Geschäftes „Barrique“, das sich in der nun vereinsamten ersten Etage befindet. Wegen der starken Umsatz-Einbrüche während des ersten Lockdowns habe man sich jetzt dazu entschlossen, das Marketing zu verbessern, um die Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass sie weiterhin im „Barrique“einkaufen können. Dies machen Christian Franz und seine Frau Ivonne nicht nur mit Aushängen, sondern zudem per Social Media. Auch Gerda Wilms, die im Rheinpark-Center ein Tabak- und Zeitschriftenhandel führt, befürchtet weitere Einbrüche – trotz der Tatsache, dass ihr Geschäft direkt neben dem Kundenmagnet „Real“liegt. „Schon nach den ersten Schließungen war deutlich weniger los“, sagt sie.
Auch in der Neusser Innenstadt ist der Effekt dieses ersten Tages des zweiten harten Lockdowns deutlich zu merken – vor allem im Kontrast zu den Vortagen. „Es war sehr viel los“, sagt Bianca Grob-Zetzmann, die das Sanitätshaus Wilhelmi an der Niederstraße führt. Sie ist sichtlich froh, darüber, dass sie ihre Ware weiterhin verkaufen darf. „Viele Kunden rufen derzeit an und fragen, ob wir weiterhin geöffnet haben“, sagt Bianca Grob-Zetzmann.
Eine kreative Lösung hat Joachim Stieger, Inhaber des Schuhfachgeschäfts „Albeck“, gefunden.
Da keine Kunden die Räumlichkeiten betreten dürfen, hat er eine Ausgabestelle geschaffen, die über eine kleine rote Klingel verfügt. Das Prinzip: Wer läutet, wird bedient. „Im Sommer haben wir die Klingel nicht gebraucht, wegen des warmen Wetters konnten wir das Fenster offen lassen“, so Stieger. Nachmittags liefere man dann Ware im gesamten Rhein-Kreis aus. Eine ähnliche Methode verfolgt zum Beispiel die „Mayersche“-Buchhandlung in der
Innenstadt, die ebenfalls eine kleine „To go“-Stelle installiert hat.
Einige Schritte weiter brutzelt Miroslaw Wietrzynski einsam hinter seinem Tresen Würstchen. „Man merkt sofort den Unterschied, es ist sehr wenig los“, sagt der Betreiber eines Imbiss an der Niederstraße. Aktuell öffne er lediglich „aus Gewohnheit“, wirklich rentabel sei es nicht. „Eigentlich würde ich lieber schließen“, sagt er – auch wenn sich der Klassiker „Currywurst mit
Pommes“weiterhin einigermaßen gut verkaufe.
Was sowohl Christoph Napp-Saarbourg als Vorsitzender der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN) als auch Anastasios Meliopoulos als Chef des Rheinpark-Center betonen: Der zweite harte Lockdown ist zwar wirtschaftlich äußerst schmerzhaft – aber aufgrund der aktuelles Infektionslage absolut nötig – die Gesundheit stehe über wirtschaftlichen Interessen.