Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die fast gestohlene Weihnachtskarte
Seit 16 Jahren verkauft der British Women‘s Club weihnachtliche Postkarten der Künstlerin Editha Hackspiel, um Spenden zu sammeln. Das Motiv auf der diesjährigen Karte hat eine besonders aufregende Geschichte hinter sich.
MEERBUSCH Künstlerin Editha Hackspiel erinnert sich gerne an die Geschichten, die an ihren Bildern hängen. Die Geschichte des Motivs auf der Postkarte, die der British Women‘s Club in diesem Jahr ausgewählt hat, ist ihr noch besonders präsent: „So etwas vergisst man nicht“, sagt die 95-Jährige.
Entstanden ist das Bild im Jahr 1991. Hackspiel verbrachte damals viel Zeit in der Düsseldorfer Tonhalle, weil sie dort Musiker porträtierte. Zufällig lernte sie Edgar Jannott kennen, der sich im Kuratorium der Freunde und Förderer der Tonhalle engagierte. Außerdem war Jannott Vorsitzender der Victoria Versicherung, die sich damals im heutigen Ergo-Turm befand. Für eine Jahreshauptversammlung, auch Hackspiel war Mitglied der Freunde und Förderer, trafen sie sich ganz oben im Turm. „Ich war überwältigt von der Aussicht“, sagt die Künstlerin. Lange stand sie hinter den großen Fenstern und genoss den Weitblick über Düsseldorf: Der Rhein, die Oberkasseler und die Kniebrücke, die Altstadt, die Kunstakademie, das Stadttor und die katholische Kirche St. Lambertus konnte sie von oben sehen. Nach einer Weile kam Jannott auf sie zu und schlug ihr vor, ein Bild davon anzufertigen. „Ich sagte sofort zu“, erinnert sich Hackspiel.
Sie bekam einen eigenen Parkplatz, einen Raum in einer der oberen Etagen, einen Schrank für ihre Malutensilien und sogar eine Staffelei. Wann immer sie wollte, konnte sie in den Turm kommen, um zu malen. „Ich ging immer zur gleichen Tageszeit hin, damit die Belichtungsverhältnisse sich nicht verändern.“Eines Tages öffnete sie ihren
Schrank, um das Bild herauszuholen. Doch er war leer, das Bild war weg. „Alle waren in großer Aufregung“, erzählt sie. Nach tagelanger Suche im gesamten Turm fanden sie es endlich: Jemand hatte es unter einem dicken Lüftungsrohr versteckt und auf einen geeigneten Moment gewartet, in dem er es hätte heraustragen können. Wer das Bild geklaut hat, weiß sie bis heute nicht.
Seit 2004 stellt die Meerbuscher
Künstlerin ihre Bilder dem British Women‘s Club zu Verfügung. Für gewöhnlich sind es große Ölgemälde, aus denen sie eine Radierung herstellt. „Radierungen sind schwarzweiß, also koloriere ich sie noch, um daraus eine Postkarte zu machen“, sagt Hackspiel. Außerdem verändert sie das Motiv ein wenig, um es weihnachtlich und winterlich aussehen zu lassen.
Aus dem Ergebnis werden dann die sogenannten Wohltätigkeitskarten des British Women‘s Club. Die Karten sind erhältlich mit Weihnachtsgrüßen in Englisch, Deutsch, Französisch, Japanisch und Spanisch, können aber auch ohne Gruß gekauft und für andere Anlässe genutzt werden. „Weil wir ein britischer Verein sind, möchten wir die Hälfte des Geldes nach England schicken und die andere Hälfte für eine deutsche Wohltätigkeitsorganisation
spenden.“, sagt Joyce Fuhrmann vom British Women‘s Cub. „The Honey Pot Children Charity“in England und „Pro Kids“in Duisburg bekommen dieses Mal das eingenommene Geld.
In den vergangenen Jahren waren die Wohltätgkeitskarten immer ein Verkaufsschlager. „Damit haben wir am meisten Geld eingenommen“, berichtet Fuhrmann. Um die 6000 bis 7000 Euro haben sie spenden können. In diesem Jahr wird es wahrscheinlich nicht ganz so viel sein. „Wir rechnen mit 4000 Euro, hoffen aber auf mehr“, sagt sie. Normalerweise verkaufen sie ihre Karten bei Vorträgen der Deutsch Britischen Gesellschaft, in den internationalen Schulen in Kaiserswerth und Neuss, in der englischen Christ Church und auf Weihnachtsmärkten. „Leider findet nichts davon statt. Unsere Wohltätigkeitsorganisation ist Corona-Opfer geworden“, sagt Fuhrmann, die seit vielen Jahren Mitglied des Clubs ist.
Aufgewachsen ist sie in Wales und lernte dort ihren mittlerweile verstorbenen Mann kennen, einen Bauingenieur aus Deutschland. Sie zog nach Meerbusch und lernte Deutsch in der Volkshochschule. Eine ihrer Lernpartnerinnen erzählte ihr vom British Women‘s Club und nahm sie mit. Sie war begeistert von den vielen Aktivitäten, Tee trinken, Bridge spielen, Leseclubs — „eine schöne Erinnerung an zuhause“. Genau so wichtig sind den rund 150 Düsseldorfer Mitgliedern Wohltätigkeitsprojekte, die in dem Club, den es schon seit 1946 gibt, eine lange Tradition haben. „Wir freuen uns, wenn wir helfen können. Vor allem zu Weihnachten“, sagt Fuhrmann.
Info Die Karten werden vom Verein auf www.bwcduesseldorf.org verkauft.