Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die fast gestohlene Weihnachts­karte

Seit 16 Jahren verkauft der British Women‘s Club weihnachtl­iche Postkarten der Künstlerin Editha Hackspiel, um Spenden zu sammeln. Das Motiv auf der diesjährig­en Karte hat eine besonders aufregende Geschichte hinter sich.

- VON DANINA ESAU FOTO: ANDREAS BRETZ

MEERBUSCH Künstlerin Editha Hackspiel erinnert sich gerne an die Geschichte­n, die an ihren Bildern hängen. Die Geschichte des Motivs auf der Postkarte, die der British Women‘s Club in diesem Jahr ausgewählt hat, ist ihr noch besonders präsent: „So etwas vergisst man nicht“, sagt die 95-Jährige.

Entstanden ist das Bild im Jahr 1991. Hackspiel verbrachte damals viel Zeit in der Düsseldorf­er Tonhalle, weil sie dort Musiker porträtier­te. Zufällig lernte sie Edgar Jannott kennen, der sich im Kuratorium der Freunde und Förderer der Tonhalle engagierte. Außerdem war Jannott Vorsitzend­er der Victoria Versicheru­ng, die sich damals im heutigen Ergo-Turm befand. Für eine Jahreshaup­tversammlu­ng, auch Hackspiel war Mitglied der Freunde und Förderer, trafen sie sich ganz oben im Turm. „Ich war überwältig­t von der Aussicht“, sagt die Künstlerin. Lange stand sie hinter den großen Fenstern und genoss den Weitblick über Düsseldorf: Der Rhein, die Oberkassel­er und die Kniebrücke, die Altstadt, die Kunstakade­mie, das Stadttor und die katholisch­e Kirche St. Lambertus konnte sie von oben sehen. Nach einer Weile kam Jannott auf sie zu und schlug ihr vor, ein Bild davon anzufertig­en. „Ich sagte sofort zu“, erinnert sich Hackspiel.

Sie bekam einen eigenen Parkplatz, einen Raum in einer der oberen Etagen, einen Schrank für ihre Malutensil­ien und sogar eine Staffelei. Wann immer sie wollte, konnte sie in den Turm kommen, um zu malen. „Ich ging immer zur gleichen Tageszeit hin, damit die Belichtung­sverhältni­sse sich nicht verändern.“Eines Tages öffnete sie ihren

Schrank, um das Bild herauszuho­len. Doch er war leer, das Bild war weg. „Alle waren in großer Aufregung“, erzählt sie. Nach tagelanger Suche im gesamten Turm fanden sie es endlich: Jemand hatte es unter einem dicken Lüftungsro­hr versteckt und auf einen geeigneten Moment gewartet, in dem er es hätte heraustrag­en können. Wer das Bild geklaut hat, weiß sie bis heute nicht.

Seit 2004 stellt die Meerbusche­r

Künstlerin ihre Bilder dem British Women‘s Club zu Verfügung. Für gewöhnlich sind es große Ölgemälde, aus denen sie eine Radierung herstellt. „Radierunge­n sind schwarzwei­ß, also koloriere ich sie noch, um daraus eine Postkarte zu machen“, sagt Hackspiel. Außerdem verändert sie das Motiv ein wenig, um es weihnachtl­ich und winterlich aussehen zu lassen.

Aus dem Ergebnis werden dann die sogenannte­n Wohltätigk­eitskarten des British Women‘s Club. Die Karten sind erhältlich mit Weihnachts­grüßen in Englisch, Deutsch, Französisc­h, Japanisch und Spanisch, können aber auch ohne Gruß gekauft und für andere Anlässe genutzt werden. „Weil wir ein britischer Verein sind, möchten wir die Hälfte des Geldes nach England schicken und die andere Hälfte für eine deutsche Wohltätigk­eitsorgani­sation

spenden.“, sagt Joyce Fuhrmann vom British Women‘s Cub. „The Honey Pot Children Charity“in England und „Pro Kids“in Duisburg bekommen dieses Mal das eingenomme­ne Geld.

In den vergangene­n Jahren waren die Wohltätgke­itskarten immer ein Verkaufssc­hlager. „Damit haben wir am meisten Geld eingenomme­n“, berichtet Fuhrmann. Um die 6000 bis 7000 Euro haben sie spenden können. In diesem Jahr wird es wahrschein­lich nicht ganz so viel sein. „Wir rechnen mit 4000 Euro, hoffen aber auf mehr“, sagt sie. Normalerwe­ise verkaufen sie ihre Karten bei Vorträgen der Deutsch Britischen Gesellscha­ft, in den internatio­nalen Schulen in Kaiserswer­th und Neuss, in der englischen Christ Church und auf Weihnachts­märkten. „Leider findet nichts davon statt. Unsere Wohltätigk­eitsorgani­sation ist Corona-Opfer geworden“, sagt Fuhrmann, die seit vielen Jahren Mitglied des Clubs ist.

Aufgewachs­en ist sie in Wales und lernte dort ihren mittlerwei­le verstorben­en Mann kennen, einen Bauingenie­ur aus Deutschlan­d. Sie zog nach Meerbusch und lernte Deutsch in der Volkshochs­chule. Eine ihrer Lernpartne­rinnen erzählte ihr vom British Women‘s Club und nahm sie mit. Sie war begeistert von den vielen Aktivitäte­n, Tee trinken, Bridge spielen, Leseclubs — „eine schöne Erinnerung an zuhause“. Genau so wichtig sind den rund 150 Düsseldorf­er Mitglieder­n Wohltätigk­eitsprojek­te, die in dem Club, den es schon seit 1946 gibt, eine lange Tradition haben. „Wir freuen uns, wenn wir helfen können. Vor allem zu Weihnachte­n“, sagt Fuhrmann.

Info Die Karten werden vom Verein auf www.bwcduessel­dorf.org verkauft.

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Joyce Fuhrmann (l.) und Künstlerin Editha Hackspiel mit dem Ölgemälde und der Radierung der diesjährig­en Wohltätigk­eitskarte.

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