Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Altstadt-König will kürzer treten
Primo Lopez gilt als arbeitswütig. Doch der spanische Gastronom überrascht nun mit einem Rückzug. Von sieben Restaurants in der Schneider-Wibbel-Gasse will er nur noch drei persönlich weiterführen.
ALTSTADT Primo Lopez ist ein Name mit Wirkstärke. Der Spanier gilt als einer von Düsseldorfs Altstadt-Königen. Strahlend kennen die Gäste den Padron aus Galicien, sieben Restaurants in der Schneider-Wibbel-Gasse gehören ihm.
Primo Lopez ist es zu verdanken, dass dieses kleine und abgeschottete Fleckchen Düsseldorf den Spitznamen „Spanische Gasse“trägt. Jetzt zieht der Gastronom, der mit 14 aus dem nordspanischen Abavides nach Deutschland kam und nach und nach seinen großen Traum von der Gastronomie verwirklichte, einen Schlussstrich – zumindest teilweise. Zwei Betriebe hat er schon im März dieses Jahres abgegeben, zwei weitere folgen zum Ende dieses Jahres. Es geht um die Restaurants El Gitano, El Flamenco, Picasso und Da Primo, wie er sagt. Die sind nun in den Händen eines jüngeren Mannes, der mal im Miles Smiles kochte, als es diesen Laden noch gab: Rrahim Hyseni. „Ich möchte in Zukunft kürzer treten. Aus diesem Grund findet die Reduktion statt. Corona hat nicht den Ausschlag gegeben.“Die verbleibenden Betriebe Café Madrid, Restaurant Las Tapas und Restaurant El Amigo werde er aber weiterführen.
Primo Lopez’ Kinder wollten die Gastronomien nicht übernehmen. „Die haben studiert, haben andere Träume. Also habe ich mir jemanden gesucht, von dem ich sicher bin, dass er die Restaurants in meinem Sinne leiten wird, nämlich im Geiste Spaniens.“
66 ist Lopez jetzt. Begründet hat er sein Imperium vor 40 Jahren. Als Tellerwäscher am Spülbecken eines Brauereiausschanks hat seine Karriere ihren Anfang genommen. „In Galicien musste ich auf den Feldern mithelfen. Die Arbeit in Deutschland war für mich im Vergleich dazu Luxus“, erzählte er mal.
Am 5. September 1980 eröffnete der damalige Kellner der Heinrich-Heine-Stuben (neben dem legendären Hühner-Hugo) in einem bankrotten italienischen Nobelrestaurant sein El Amigo. Um das Konzept des Lokals deutlich zu machen, stellte er sich gerne mit weit ausgebreiteten Armen vor dessen Türen: Die Gäste sollen sich wie Freunde willkommen fühlen. „Lachsforelle, gefüllt mit Mandeln und Speck, das war der Renner.“
Die erste Steuererklärung war noch nicht unterschrieben, da hatte Lopez schon das Nachbarlokal übernommen. Von da an habe er „jedes Jahr ein Ding gemacht“, sagte der Arbeitswütige, der bis nach Mitternacht zwischen seinen Lokalen pendelte, im Schnitt 1000 Gäste täglich bewirtete. Irgendwann gehörten Lopez rund 20 Gaststätten, damals nannte man ihn in Düsseldorf den „Altstadt-König“. Aber das ist schon lange nicht mehr. Und jetzt auch noch die Pandemie.
Die Entwicklung in der Gastronomie wird auch er weiterhin mit Sorge verfolgen. „Sobald der Impfstoff erfolgreich verabreicht wird, wird sich auch die Gastronomie wieder erholen“, ist sich Lopez allerdings sicher. Der Spanier hat das Bild der Altbier-Altstadt mit südländischem Flair verändert. Mit Muscheln, Sardellen in Essig, Paella, Gambas, Seezunge und Sangria brachte er ein Stück Sonne und Urlaub in die Kneipenszene. Schon länger ist aber von vielen angestammten Düsseldorfern auch zu hören, dass diese Gasse ein wenig was von Touristen-Nepp bekommen hätte. Für viele Reisende ist sie immer noch ein Muss: In der Schneider-Wibbel-Gasse, alias Spanische Gasse, befindet sich an einer Hausfassade die Schneider-Wibbel-Spieluhr, die mehrmals täglich spielt und zahlreiche Touristen in die Gasse lockt. In einer Nische der Hauswand befindet sich eine Bronzefigur von Schneider Wibbel. Dieser Statue wird nachgesagt, dass sie Glück bringt: „Streichel den Wibbel ein kleines Stück, und Du wirst sehen, es bringt dir Glück“.