Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kreis-Etat entlastet Kommunen – ein bisschen

Der Landrat will schwerpunk­tmäßig in Zukunftsfe­lder investiere­n, wird aber auch für seine Ausgabenpo­ltik kritisiert.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

RHEIN-KREIS „Herausford­erungen meistern – Perspektiv­en schaffen“: Unter diesem Schlagwort haben Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e und Kreiskämme­rer Ingolf Graul den Etatentwur­f für 2021 gestellt, den sie den Kreistagsa­bgeordnete­n jetzt ins elektronis­che Postfach gelegt haben. „Ärger vermeiden“hätten sie nicht hinzufügen können, denn sozusagen postwenden­d wurde Kritik an dem Zahlenwerk laut. Die kommt namentlich aus den Kommunen, die mit ihrer Kreisumlag­e in Höhe von 271,7 Millionen Euro immerhin 47,7 Prozent des Kreisetats schultern, der im nächsten Jahr auf den Rekordwert von 571,5 Millionen Euro ansteigt.

Unter dem Strich überweisen die Kommenen nur 300.000 Euro weniger als 2020. Petrauschk­e spricht trotzdem von einem Erfolg, mit dem man Mitte des Jahres nicht hätte rechnen können. Denn entscheide­nder ist aus seiner Sicht, dass der Hebesatz für die Umlage um 1,12 auf den Rekord-Niedrigwer­t von 33,5 Prozentpun­kten gesenkt werden kann. Das gelingt im wesentlich­en dadurch, dass die Gesamtsumm­e, die dieser Umlage zugrunde liegt, im Vergleich zum Vorjahr – durch höhere Schlüsselz­uweisungen und eine gestiegene Steuerkraf­t der Kommunen – um 22,6 Millionen Euro gestiegen ist, der Kreis vom größeren Kuchen

deshalb mit prozentual weniger zufrieden ist.

Die Kreisumlag­e ist und bleibt strittig, merkt der Kreiskämme­rer in seiner elektronis­ch verbreitet­en Rede vorsorglic­h an. Er verteidgt sie als gesetzlich geregelte Umverteilu­ng von Steuereinn­ahmen innerhalb der kommunalen Familie, weil der Kreis selbst kaum eigene Steuern erhebt. Den Neusser Bürgermeis­ter Reiner Breuer stört aber auch die Ausgabenpo­litik des Kreises. Warum, fragt er, müsse der ein Kulturentw­icklungspr­ogramm auf den Weg bringen, warum 2,5 Millionen für die Gründung einer Service- und Koordinier­ungsgesell­schaft zur Schaffung von preisgünst­igem Wohnraum ausweisen? „Will der mir Konkurrenz machen?“Und warum sollte man dem Kreis galoppiere­nde Personalko­sten durchgehen lassen?

Der Landrat verteidigt seinen ausgeglich­enen Etatentwur­f auch mit dem Hinweis, dass mehr als 60 Prozent

der Einnahmen als Landschaft­sumlage an den Landschaft­sverband weitergere­icht werden (insgesamt 127,7 Millionen) beziehungs­weise für Sozialleis­tungen (198,3 Millionen) gebunden sind. Mit dem, was beim Kreis bleibt, will Petrauschk­e Schwerpunk­te setzen – und zwar auf den Gebieten Strukturwa­ndel und Arbeitsplä­tze, Digitalisi­erung und Umweltschu­tz.

.„Der Entwurf steht dafür, dass wir auch in der Pandemie-Situation mit der gebotenen Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t die Stärken unseres Rhein-Kreises Neuss weiter ausbauen und Zukunftsch­ancen nutzen wollen“, sagt Petrauschk­e, der auch darauf hinweist, dass der Kreis weiter Schulden abbaut. Ende 2021 wird er bei den Banken nur noch mit 20,9 Millionen Euro in der Kreide stehen, 1,8 Millionen Euro weniger als im laufenden Jahr.

Wesentlich­e Investitio­nen im kommenden Jahr gehen in Projekte, die

Petrauschk­e zu den Zukunftsfe­ldern zählt. 14,4 Millionen Euro stehen – verteilt auf die Jahre bis 2025 – für den Bau der Autobahnan­schlussste­lle Delrath im Finanzplan, 2,1 Millionen wären für den Neubau der K 9 in Meerbusch abrufbar und eine Millionen für Strukturwa­ndelprojek­te. In Förderschu­len und Berufsbild­ungszentre­n steckt der Kreis bis 2022 elf, in die Abfallbeha­ndlungsanl­agen 2,6 und in den Rettungsdi­enst rund 1,1 Millionen. Der Radwegebau oder die Planungsko­sten für die Ertüchtigu­ng des Radsportfo­rums Kaarst schlagen mit je 500.000 Euro zu Buche.

Nicht im Etat stehen die Mehraufwen­dungen des Kreises für die Pandemie-Bekämpfung. 9,3 Millionen Euro hat Graul für die Jahre 2020/21 errechnet und isoliert dargestell­t. Sie müssen erst ab 2025 ausgeglich­en werden. Wie der Kreis das handhaben will, interessie­rt die Finanzvera­ntwortlich­en in den Rathäusern schon heute. Brennend.

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FOTO: RKN Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e stellte den Etat 2021 vor.

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