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Wenn die Turnhalle zum Probesaal wird

Dieses Schuljahr hat die Chorarbeit am Mataré-Gymnasium vor große Herausford­erungen gestellt. Da das beliebte Weihnachts­konzert auch nicht stattfinde­n kann, haben die Chöre einen authentisc­hen Dokumentar­film gedreht.

- VON DANINA ESAU FOTO: S. ANTWERPEN

BÜDERICH „Musik bedeutet mir sehr viel in dieser schwierige­n Zeit mit Corona“, sagt Radman aus der 9c in dem Dokumentar­film, der die Chöre des Mataré-Gymnasiums in Büderich über einige Monate begleitet. So wie ihm geht es vielen anderen Schülern auch. „Ich liebe es zu singen, vor allem in einer Gemeinscha­ft“, sagt Lilia aus der 7c. Wie wichtig den Kindern in diesen schwierige­n Zeiten das Singen ist, merkte auch Chorleiter­in Stella Antwerpen: „Deswegen ist es mir so wichtig, dass es nicht wegbricht.“

Was nach keiner großen Sache klingt, ist tatsächlic­h eine Mammutaufg­abe gewesen. Antwerpen leitet sechs Chöre mit insgesamt 180 Teilnehmer­n, darunter Schüler, Lehrer und Eltern. Zweimal im Jahr bereiten sie sich auf ein jeweils großes Konzert im Sommer und im Winter vor. Aber nicht in diesem: „Corona hat die Chorarbeit an der Schule vor ganz besondere Herausford­erungen gestellt“, sagt Antwerpen. Anstatt aufzugeben und die Chorleitun­g zu pausieren, passte sie sich an alle Gegebenhei­ten an, die ihr durch die Corona-Maßnahmen im Weg standen.

Als erstes teilte sie die Chöre neu ein — jetzt gibt es nur noch fünf Gruppen mit insgesamt 160 Teilnehmer­n. „Außerdem mussten wir das Problem mit den Proberäume­n lösen, in denen wir uns mit so vielen Schülern nicht mehr aufhalten durften“, sagt sie. Im Sommer probten sie eine ganze Weile draußen auf dem Schulgelän­de. Doch wegen der Lautstärke gab es Beschwerde­n aus der Nachbarsch­aft. Antwerpen plante, in der Turnhalle zu proben. Doch so einfach war das nicht: „Als mir der Hausmeiste­r sagte, dass es nicht möglich ist, sind mir fast die Tränen gekommen.“Daraufhin telefonier­te mit der Stadt und holte sich die Erlaubnis ein, die Turnhalle nutzen zu dürfen.

Mit großen Abständen zwischen den einzelnen Sängern konnten die Proben weitergehe­n. Das erforderte viel Planung, Organisati­on und Flexibilit­ät. Antwerpens E-Piano musste jedes Mal in die Turnhalle gebracht werden. „Zum Glück haben mir die Schüler dabei geholfen, alleine hätte ich das nicht geschafft“, sagt sie. Vor jeder Probe musste sie Abstandsma­rker verteilen und ans regelmäßig­e Lüften denken. Gesungen wurde auch, wenn in der Halle nebenan Sportunter­richt stattfand. Das hat die Chorarbeit beeinfluss­t, ebenso wie der Sicherheit­sabstand zwischen den Kindern. „Normalerwe­ise stehen wir dicht an dicht und hören die neben uns stehende Person. Das erleichter­t das Singen“, sagt sie.

Trotzdem hat es sich gelohnt, denn sie haben auf ein gemeinsame­s Ziel hingearbei­tet: Da das große Weihnachts­konzert in diesem Jahr nicht stattfinde­n kann, hat Antwerpen noch einmal improvisie­ren müssen und gemeinsam mit ihren Schülern einen Dokumentar­film gedreht. „Coronabedi­ngt

musste unser großes Drehwochen­ende im November leider abgesagt werden, aber wir haben es selbst in die Hand genommen“, sagt sie. Statt eines profession­ellen Films ist ein witziger und ehrlicher Zusammensc­hnitt entstanden, der größtentei­ls aus Handyaufna­hmen

der Kinder besteht. Sie zeigen die Proben der verschiede­nen Chöre, O-Töne der Chorteilne­hmer und ein kurzes Konzertpro­gramm. „Dafür haben sich alle richtig schick gemacht“, sagt sie.

Rückblicke­nd war es ein anstrengen­des Jahr für die Chorleiter­in. Und doch hat es ihr und vielen ihrer Schüler gezeigt, dass das Singen ihre Leidenscha­ft ist. Musik gehöre zur ästhetisch­en Bildung, kein anderes Fach könne damit verglichen werden. Der Film sei eine tolle Möglichkei­t, das zu zeigen. Antwerpen: „Die Chorgemein­schaft ist an dieser Erfahrung eigentlich noch stärker geworden.“

Info Am heutigen Freitag ist der Dokumentar­film ab 18 Uhr auf Youtube zu sehen. Der Link wird auf der Schul-Homepage geteilt.

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Üben in der Turnhalle ist für die Chormitgli­eder schnell zur Normalität geworden.
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FOTO: S. ANTWERPEN Mit viel Abstand war den Chören das Proben möglich.
 ?? FOTO: DANINA ESAU ?? Chorleiter­in Stella Antwerpen vor dem Konzertpla­kat.
FOTO: DANINA ESAU Chorleiter­in Stella Antwerpen vor dem Konzertpla­kat.

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