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Netter Nachbar oder Propaganda-Profi?
Australiens Regierungschef Scott Morrison bastelt sich nach dem Desaster der Feuer vor einem Jahr ein Image als Kümmerer und Kumpel.
SYDNEY Wer vor einem Jahr in Australien Scott Morrison erwähnte, der bekam meist böse Blicke zugeworfen. Der Premierminister tat sich während der horrenden Buschfeuer, die große Teile des Landes verwüsteten, schwer mit dem Krisenmanagement, zeigte zu wenig Anteilnahme, war zu wenig involviert. Das nahmen die Bürger ihrem Regierungschef so übel, dass seine Umfragewerte in den Keller stürzten.
Doch der Marketingexperte, der einst Chef der Tourismusbehörde war, hat es geschafft, sein Image innerhalb der vergangenen zwölf Monate auf den Kopf zu stellen.
Dies gelang ihm dank einer Hardliner-Politik während der Coronakrise gepaart mit der Inszenierung als netter Nachbar.
So verbreitet ein von ihm angeheuerter Fotograf seit Monaten sympathische Bilder. Da ist „Scomo“– wie die Australier ihren Premierminister nennen – in blauen Shorts und weißen Flipflops am Telefon zu sehen. Dann sitzt er auf einem Heimtrainer und strampelt, baut selbst Hühnerställe oder verlässt das Haus mit Aktentasche wie jeder normale Angestellte auch. Auf Facebook bekommt der Politiker für seine privaten Fotos oft Zehntausende Likes.
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Morrisons Büro zielt ganz offensichtlich darauf ab, das bisher wenig vorteilhafte Image des Politikers aufzupolieren. Denn dieser wurde anfangs als harscher Einwanderungsminister, später als penibler Schatzmeister, dann als Nutznießer des politischen Sturzes von Premier Malcolm Turnbull und schließlich als überreligiöser Premierminister betrachtet, der im Vergleich zur empathischen Jacinda Ardern aus Neuseeland in der Krise blass aussah.
Doch die eher peinlichen Aufnahmen von „Scomo“von vor einem Jahr, als er Buschfeueropfern die Hand schüttelte, sind inzwischen Vergangenheit. Inzwischen ist es dem Politiker und seiner Marketingkampagne gelungen, ihn als biertrinkenden, fußballliebenden und ein wenig tolpatschigen Papa wiederauferstehen zu lassen – ein ganz normaler „Aussie“von nebenan, der zufällig Premierminister wurde. Die
Bemühungen machen sich auch in den Umfragen bezahlt: So fand eine Erhebung von Newspoll Ende November, dass zwei Drittel der Befragten inzwischen mit der Leistung des Premierministers zufrieden sind. Doch fallen die gestellten Fotos noch unter geschicktes Marketing, oder sind sie bereits in der Kategorie politische Propaganda einzuordnen? Wenige australische Medien haben sich bisher getraut, diese Frage aufzubringen. Nur „The New Daily“und die australische Ausgabe des „Guardian“haben die „Imagekampagne“des Premierministers bisher hinterfragt. Mick Tsikas, ein erfahrener politischer Fotojournalist der australischen Agentur AAP, wurde als einer von wenigen deutlich: „Wir betrachten sie als Propaganda.“Denn wer wisse schon, ob der Premierminister wirklich den gesamten Hühnerstall gebaut oder nur den ersten Nagel fürs Foto eingeschlagen habe?