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Netter Nachbar oder Propaganda-Profi?

Australien­s Regierungs­chef Scott Morrison bastelt sich nach dem Desaster der Feuer vor einem Jahr ein Image als Kümmerer und Kumpel.

- VON BARBARA BARKHAUSEN

SYDNEY Wer vor einem Jahr in Australien Scott Morrison erwähnte, der bekam meist böse Blicke zugeworfen. Der Premiermin­ister tat sich während der horrenden Buschfeuer, die große Teile des Landes verwüstete­n, schwer mit dem Krisenmana­gement, zeigte zu wenig Anteilnahm­e, war zu wenig involviert. Das nahmen die Bürger ihrem Regierungs­chef so übel, dass seine Umfragewer­te in den Keller stürzten.

Doch der Marketinge­xperte, der einst Chef der Tourismusb­ehörde war, hat es geschafft, sein Image innerhalb der vergangene­n zwölf Monate auf den Kopf zu stellen.

Dies gelang ihm dank einer Hardliner-Politik während der Coronakris­e gepaart mit der Inszenieru­ng als netter Nachbar.

So verbreitet ein von ihm angeheuert­er Fotograf seit Monaten sympathisc­he Bilder. Da ist „Scomo“– wie die Australier ihren Premiermin­ister nennen – in blauen Shorts und weißen Flipflops am Telefon zu sehen. Dann sitzt er auf einem Heimtraine­r und strampelt, baut selbst Hühnerstäl­le oder verlässt das Haus mit Aktentasch­e wie jeder normale Angestellt­e auch. Auf Facebook bekommt der Politiker für seine privaten Fotos oft Zehntausen­de Likes.

Die Marketingk­ampagne von

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Morrisons Büro zielt ganz offensicht­lich darauf ab, das bisher wenig vorteilhaf­te Image des Politikers aufzupolie­ren. Denn dieser wurde anfangs als harscher Einwanderu­ngsministe­r, später als penibler Schatzmeis­ter, dann als Nutznießer des politische­n Sturzes von Premier Malcolm Turnbull und schließlic­h als überreligi­öser Premiermin­ister betrachtet, der im Vergleich zur empathisch­en Jacinda Ardern aus Neuseeland in der Krise blass aussah.

Doch die eher peinlichen Aufnahmen von „Scomo“von vor einem Jahr, als er Buschfeuer­opfern die Hand schüttelte, sind inzwischen Vergangenh­eit. Inzwischen ist es dem Politiker und seiner Marketingk­ampagne gelungen, ihn als biertrinke­nden, fußballlie­benden und ein wenig tolpatschi­gen Papa wiederaufe­rstehen zu lassen – ein ganz normaler „Aussie“von nebenan, der zufällig Premiermin­ister wurde. Die

Bemühungen machen sich auch in den Umfragen bezahlt: So fand eine Erhebung von Newspoll Ende November, dass zwei Drittel der Befragten inzwischen mit der Leistung des Premiermin­isters zufrieden sind. Doch fallen die gestellten Fotos noch unter geschickte­s Marketing, oder sind sie bereits in der Kategorie politische Propaganda einzuordne­n? Wenige australisc­he Medien haben sich bisher getraut, diese Frage aufzubring­en. Nur „The New Daily“und die australisc­he Ausgabe des „Guardian“haben die „Imagekampa­gne“des Premiermin­isters bisher hinterfrag­t. Mick Tsikas, ein erfahrener politische­r Fotojourna­list der australisc­hen Agentur AAP, wurde als einer von wenigen deutlich: „Wir betrachten sie als Propaganda.“Denn wer wisse schon, ob der Premiermin­ister wirklich den gesamten Hühnerstal­l gebaut oder nur den ersten Nagel fürs Foto eingeschla­gen habe?

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FOTO: MATTHEW ABBOTT/LAIF Ein Känguru flieht Ende Dezember des vergangene­n Jahres in Lake Conjola vor den Flammen.

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