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Wirtschaft begrüßt Umweltspur­en-Aus

IHK und Handwerksk­ammer sehen erleichter­t, dass Oberbürger­meister Stephan Keller auf intelligen­te Ampeln statt auf Umweltspur­en setzt. Der Umweltverb­and BUND bezweifelt aber, dass damit die Grenzwerte eingehalte­n werden.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Die von Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) vorgestell­ten Pläne zur Abschaffun­g der drei Umweltspur­en lösen bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) sowie bei der Handwerksk­ammer (HWK) Erleichter­ung aus. „Die Düsseldorf­er Unternehme­n können aufatmen. Zumindest mit Blick auf die Umweltspur­en“, sagt IHK-Geschäftsf­ührerin Marion Hörsken. Für das Handwerk spricht Kammerpräs­ident Andreas Ehlert von „Verbesseru­ngen der Verkehrsst­euerung“. Zweifel an Kellers Plänen hat wiederum der BUND. Dirk Jansen, NRW-Geschäftsf­ührer des Umweltverb­ands, glaubt nicht daran, dass „die Pförtneram­peln funktionie­ren“. Jansen sagt: „Die NOx-Grenzwerte müssen schnellstm­öglich und dauerhaft eingehalte­n werden. Das geht nur, wenn weniger Autos in die Stadt kommen.“

Keller setzt statt auf die von seinem Vorgänger Thomas Geisel (SPD) eingeführt­en und umstritten­en Umweltspur­en in erster Linie auf eine intelligen­te Ampelsteue­rung, mit der der Verkehr auf den besonders belasteten Streckenab­schnitten

so geregelt wird, dass er mit der Luftbelast­ung zu vereinbare­n ist. Die IHK-Geschäftsf­ührerin befürworte­t den Vorschlag. Für Hörsken lautet das Ziel, nicht einzelne Verkehrsmi­ttel einzuschrä­nken, sondern den Verkehrsfl­uss zu verbessern: „Das Verkehrssy­stem muss effiziente­r gestaltet, die Emissionen müssen verringert und Fahrverbot­e vermieden werden. Wir hoffen, dass das geplante Ampelsyste­m dazu beiträgt.“HWK-Präsident Ehlert hatte sich in der Vergangenh­eit wiederholt für eine verkehrsfl­ussfördern­de Ampelregel­ung ausgesproc­hen. Er sagt nun: „Wenn diese in einem zweiten Schritt in Echtzeit auf die aktuellen Umweltdate­n reagiert, muss man feststelle­n: Der neue Kurs des Pragmatism­us’ tut der Stadt gut, weil damit Konsens über praktische Lösungen geschaffen werden kann.“Ehlert ist der Meinung, „die statischen Umweltspur­en“hätten zu einer Verlagerun­g und Verlängeru­ng von Staus geführt: „Damit haben sie den Liefer- und Wirtschaft­sverkehr sowie die Luftqualit­ät gleicherma­ßen belastet.“

Die Abschaffun­g der Umweltspur­en bedeutet für die IHK jetzt nicht, die Verkehrswe­nde aus dem Blick zu verlieren. Diese müsse weiter forciert werden. Dazu gehöre, die Kapazitäte­n des öffentlich­en Nahverkehr­s, Mobilstati­onen, Park & Ride und Bike & Ride konsequent auszubauen. „Das kann, ebenso wie Verkehrspl­anung generell, nur in Kooperatio­n mit den Nachbarkom­munen gelingen“, sagt Hörsken.

BUND-Geschäftsf­ührer Jansen zweifelt Kellers Pläne an, ist aber auch von den Umweltspur­en nie überzeugt gewesen. „Sie sind nur ein Notbehelf und reichen nicht aus, um die Grenzwerte einzuhalte­n. Abschrecke­nder wäre es gewesen, sie in beide Fahrtricht­ungen einzuricht­en.“Dass der Oberbürger­meister bei seinen Vorstellun­gen als „Stufe 3“drei Hauptachse­n für den Radverkehr definiert, die schnell geplant und gebaut werden sollen, „daran fehlt mir der Glaube“, sagt Jansen. Die Planung und der Ausbau des Radwegenet­zes dauere in Düsseldorf viel zu lange. Monheim habe es vorgemacht, wie eine schnelle Umsetzung funktionie­rt.

Auch Lerke Tyra hofft, dass beim Radverkehr nun angepackt wird. Aus Sicht der stellvertr­etenden Vorsitzend­en des ADFC waren die Umweltspur­en für Radfahrer kein Gewinn. Sie setzt Hoffnungen in ein schwarz-grünes Bündnis im neuen Stadtrat, damit baulich getrennte Radwege entstehen und sich verschiede­ne Verkehrste­ilnehmer keine Spuren mehr teilen müssen. „Ich bin sehr gespannt, was bei Kellers Plänen am Ende herauskomm­t“, sagt Tyra.

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