Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wirtschaft begrüßt Umweltspuren-Aus
IHK und Handwerkskammer sehen erleichtert, dass Oberbürgermeister Stephan Keller auf intelligente Ampeln statt auf Umweltspuren setzt. Der Umweltverband BUND bezweifelt aber, dass damit die Grenzwerte eingehalten werden.
DÜSSELDORF Die von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) vorgestellten Pläne zur Abschaffung der drei Umweltspuren lösen bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie bei der Handwerkskammer (HWK) Erleichterung aus. „Die Düsseldorfer Unternehmen können aufatmen. Zumindest mit Blick auf die Umweltspuren“, sagt IHK-Geschäftsführerin Marion Hörsken. Für das Handwerk spricht Kammerpräsident Andreas Ehlert von „Verbesserungen der Verkehrssteuerung“. Zweifel an Kellers Plänen hat wiederum der BUND. Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des Umweltverbands, glaubt nicht daran, dass „die Pförtnerampeln funktionieren“. Jansen sagt: „Die NOx-Grenzwerte müssen schnellstmöglich und dauerhaft eingehalten werden. Das geht nur, wenn weniger Autos in die Stadt kommen.“
Keller setzt statt auf die von seinem Vorgänger Thomas Geisel (SPD) eingeführten und umstrittenen Umweltspuren in erster Linie auf eine intelligente Ampelsteuerung, mit der der Verkehr auf den besonders belasteten Streckenabschnitten
so geregelt wird, dass er mit der Luftbelastung zu vereinbaren ist. Die IHK-Geschäftsführerin befürwortet den Vorschlag. Für Hörsken lautet das Ziel, nicht einzelne Verkehrsmittel einzuschränken, sondern den Verkehrsfluss zu verbessern: „Das Verkehrssystem muss effizienter gestaltet, die Emissionen müssen verringert und Fahrverbote vermieden werden. Wir hoffen, dass das geplante Ampelsystem dazu beiträgt.“HWK-Präsident Ehlert hatte sich in der Vergangenheit wiederholt für eine verkehrsflussfördernde Ampelregelung ausgesprochen. Er sagt nun: „Wenn diese in einem zweiten Schritt in Echtzeit auf die aktuellen Umweltdaten reagiert, muss man feststellen: Der neue Kurs des Pragmatismus’ tut der Stadt gut, weil damit Konsens über praktische Lösungen geschaffen werden kann.“Ehlert ist der Meinung, „die statischen Umweltspuren“hätten zu einer Verlagerung und Verlängerung von Staus geführt: „Damit haben sie den Liefer- und Wirtschaftsverkehr sowie die Luftqualität gleichermaßen belastet.“
Die Abschaffung der Umweltspuren bedeutet für die IHK jetzt nicht, die Verkehrswende aus dem Blick zu verlieren. Diese müsse weiter forciert werden. Dazu gehöre, die Kapazitäten des öffentlichen Nahverkehrs, Mobilstationen, Park & Ride und Bike & Ride konsequent auszubauen. „Das kann, ebenso wie Verkehrsplanung generell, nur in Kooperation mit den Nachbarkommunen gelingen“, sagt Hörsken.
BUND-Geschäftsführer Jansen zweifelt Kellers Pläne an, ist aber auch von den Umweltspuren nie überzeugt gewesen. „Sie sind nur ein Notbehelf und reichen nicht aus, um die Grenzwerte einzuhalten. Abschreckender wäre es gewesen, sie in beide Fahrtrichtungen einzurichten.“Dass der Oberbürgermeister bei seinen Vorstellungen als „Stufe 3“drei Hauptachsen für den Radverkehr definiert, die schnell geplant und gebaut werden sollen, „daran fehlt mir der Glaube“, sagt Jansen. Die Planung und der Ausbau des Radwegenetzes dauere in Düsseldorf viel zu lange. Monheim habe es vorgemacht, wie eine schnelle Umsetzung funktioniert.
Auch Lerke Tyra hofft, dass beim Radverkehr nun angepackt wird. Aus Sicht der stellvertretenden Vorsitzenden des ADFC waren die Umweltspuren für Radfahrer kein Gewinn. Sie setzt Hoffnungen in ein schwarz-grünes Bündnis im neuen Stadtrat, damit baulich getrennte Radwege entstehen und sich verschiedene Verkehrsteilnehmer keine Spuren mehr teilen müssen. „Ich bin sehr gespannt, was bei Kellers Plänen am Ende herauskommt“, sagt Tyra.