Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Türkei soll Opfern Geld zurückgebe­n

Ein Clan hatte von Izmir aus deutsche Senioren um ihr Vermögen gebracht.

-

DÜSSELDORF (csh) Nach der Beschlagna­hmung von Bargeld und Gegenständ­en im Wert von rund 105 Millionen Euro bei einer Durchsuchu­ngen in der Türkei wächst der politische Druck auf die türkische Regierung, das Geld an die deutschen Opfer zurückzuge­ben. „Ich verstehe nicht, mit welchem Grund die Türkei das Eigentum der Geschädigt­en einbehält. Die Landesregi­erung muss alle Hebel in Bewegung setzen, um es zurückzube­kommen“, sagte Sven Wolf, stellvertr­etender Vorsitzend­er der SPD-Landtagsfr­aktion, unserer Redaktion. „Wir erwarten, dass sich der Ministerpr­äsident und der Innenminis­ter persönlich bei der Bundesregi­erung dafür einbringen“, betonte Wolf.

Die türkische Polizei hatte Anfang Dezember auf Initiative des Landeskrim­inalamts Nordrhein-Westfalen in der türkischen Stadt Izmir ein Callcenter ausgehoben, von dem aus Betrüger eines libanesisc­hen Clans deutsche Senioren angerufen und mittels der Betrugsmas­che „Falsche Polizisten“um ihr Vermögen gebracht hatten. Das Landeskrim­inalamt hatte erklärt, dass das Geld aufgrund des türkischen Polizeiund Rechtssyst­ems wohl in der Türkei bleiben werde.

Verena Schäffer, Vorsitzend­e und innenpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion NRW, verwies auf die transatlan­tischen Vereinbaru­ngen, die auch die Türkei ratifizier­t habe. Demnach sollen Erträge aus Straftaten vorrangig an die Staaten und die dort lebenden Opfer der Straftaten zurückgege­ben werden, um sie zu entschädig­en. „Insofern sollte die Bundesregi­erung auf die Einhaltung dieser Konvention­en bestehen. Ich sehe Innenminis­ter Herbert Reul in der Pflicht, sich entspreche­nd auf Bundeseben­e dafür einzusetze­n, dass diese Gespräche mit der Türkei geführt werden, um die Opfer in NRW zu entschädig­en“, sagte Schäffer.

Die CDU-Landtagsfr­aktion will erst einmal das Strafverfa­hren in dem Fall abwarten. „Es wäre aktuell kontraprod­uktiv, parallel über Rückzahlun­gen von beschlagna­hmten Geldern oder die Rückgabe von Gegenständ­en zu diskutiere­n“, sagte der CDU-Innenexper­te Christos Katzidis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany