Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Präsenzgottesdienste gehören abgesagt
Das Prinzip Pontius Pilatus gilt noch immer. Wenn es schwierig wird, womöglich folgenreiche Entscheidungen anstehen, sollen doch lieber andere die Verantwortung tragen. „Ich wasche meine Hände in Unschuld“, beschied der römische Statthalter in Judäa und ließ Jesus ans Kreuz schlagen. Die Politiker heute verkünden zwar kein Todesurteil, wenn sie zum Fest der Geburt Jesu Christi Gottesdienste zulassen. Sie handeln aber – wie Pontius Pilatus – gegen die eigene Überzeugung, indem sie etwas tolerieren, was mit erheblichen Risiken verbunden und damit kaum zu rechtfertigen ist.
Weihnachten ohne Christmette? Für den Ministerpräsidenten geht das. Armin Laschet verzichtet diesmal auf den Besuch des Gottesdienstes an Heiligabend. Der praktizierende Katholik scheut aber vor einem staatlichen Verbot zurück. Die Kirchen sollen entscheiden. Die katholischen Bischöfe wiederum delegieren wie die Präsides der evangelischen Landeskirchen die Entscheidung nach unten. In den Gemeinden solle geprüft werden, ob die Hygienekonzepte ausreichen. Selbst anerkannte Verfechter der Religionsfreiheit – wie der bekennende Christ und liberale Vizeministerpräsident Joachim Stamp – dringen angesichts stetig steigender Infektionszahlen vehement auf die Absage der Gottesdienste. Treffen größerer Menschenmengen seien kaum zu verantworten, sagt Stamp. Er fordert den Verzicht als Zeichen gelebter Nächstenliebe.
Appelle allein reichen aber nicht. Mancher brave Christ wird sich dennoch verpflichtet fühlen, zur Kirche zu gehen, komme, was da wolle. Da gebietet es die Fürsorge, ein Verbot auszusprechen. Weder Politik noch Kirchenleitungen dürfen sich angesichts der dramatischen Lage aus der Verantwortung stehlen und ihre Hände in Unschuld waschen.
BERICHT VIELE GEMEINDEN HALTEN AN MESSEN FEST, NRW