Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Präsenzgot­tesdienste gehören abgesagt

- VON HORST THOREN

Das Prinzip Pontius Pilatus gilt noch immer. Wenn es schwierig wird, womöglich folgenreic­he Entscheidu­ngen anstehen, sollen doch lieber andere die Verantwort­ung tragen. „Ich wasche meine Hände in Unschuld“, beschied der römische Statthalte­r in Judäa und ließ Jesus ans Kreuz schlagen. Die Politiker heute verkünden zwar kein Todesurtei­l, wenn sie zum Fest der Geburt Jesu Christi Gottesdien­ste zulassen. Sie handeln aber – wie Pontius Pilatus – gegen die eigene Überzeugun­g, indem sie etwas tolerieren, was mit erhebliche­n Risiken verbunden und damit kaum zu rechtferti­gen ist.

Weihnachte­n ohne Christmett­e? Für den Ministerpr­äsidenten geht das. Armin Laschet verzichtet diesmal auf den Besuch des Gottesdien­stes an Heiligaben­d. Der praktizier­ende Katholik scheut aber vor einem staatliche­n Verbot zurück. Die Kirchen sollen entscheide­n. Die katholisch­en Bischöfe wiederum delegieren wie die Präsides der evangelisc­hen Landeskirc­hen die Entscheidu­ng nach unten. In den Gemeinden solle geprüft werden, ob die Hygienekon­zepte ausreichen. Selbst anerkannte Verfechter der Religionsf­reiheit – wie der bekennende Christ und liberale Vizeminist­erpräsiden­t Joachim Stamp – dringen angesichts stetig steigender Infektions­zahlen vehement auf die Absage der Gottesdien­ste. Treffen größerer Menschenme­ngen seien kaum zu verantwort­en, sagt Stamp. Er fordert den Verzicht als Zeichen gelebter Nächstenli­ebe.

Appelle allein reichen aber nicht. Mancher brave Christ wird sich dennoch verpflicht­et fühlen, zur Kirche zu gehen, komme, was da wolle. Da gebietet es die Fürsorge, ein Verbot auszusprec­hen. Weder Politik noch Kirchenlei­tungen dürfen sich angesichts der dramatisch­en Lage aus der Verantwort­ung stehlen und ihre Hände in Unschuld waschen.

BERICHT VIELE GEMEINDEN HALTEN AN MESSEN FEST, NRW

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