Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Noch halten Gemeinden an Messen fest
Nur im Bistum Essen wird ein Großteil der Präsenzgottesdienste zu Weihnachten abgesagt, um Corona-Infektionen zu vermeiden. In den anderen Bistümern in Nordrhein-Westfalen sollen Kirchenbesuche möglich bleiben.
KÖLN/DÜSSELDORF Im Ruhrbistum werden nun flächendeckend Weihnachtsgottesdienste abgesagt. Weit mehr als jede zweite Christmette wird damit im Bistum wegen des aktuellen Infektionsgeschehens nicht gefeiert, wie ein Bistumssprecher auf Anfrage mitteilte. Viele Gemeinden hätten sich schweren Herzens und trotz guter Hygienekonzepte dazu entschlossen, hieß es. Zu den wenigen Messen soll das Pontifikalamt mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am ersten Weihnachtstag im Essener Dom gehören; es sei ihm ein Anliegen, in diesem Gottesdienst für alle im Bistum zu beten, die auf eine Weihnachtsmesse verzichten müssen.
Die weiteren Erzbistümer und Bistümer des Landes – also Köln und Paderborn, Aachen und Münster – stehen weiter zu ihrer Entscheidung, Weihnachtsgottesdienste unter „den nochmals verschärften Corona-Auflagen generell zu ermöglichen“. Die Teilnahme an Gottesdiensten, besondes an Weihnachten, „einem der größten Feste im Christentum, ist ein wichtiger Ausdruck positiver Religionsfreiheit“, so der Kölner Generalvikar Markus Hofmann. Darum sei man froh, dass dieses Grundrecht von Bund und Land auch 2020 geschützt werde.
Am Morgen hatte der stellvertretende Ministerpräsident von NRW, Joachim Stamp (FDP), die Kirchen dazu aufgerufen, Präsenzgottesdienste über Weihnachten abzusagen. „Ist es nicht gerade die Verantwortung von Christen, alles dafür zu tun, vermeidbares Sterben zu verhindern?“, schrieb er auf Facebook. Und: „Ist es nicht ein Gebot der Nächstenliebe, das Zusammentreffen vieler Menschen in einer undurchsichtigen Ansteckungssituation zu verhindern?“Ihm als praktizierenden Christen falle sein Appell schwer. Er empfahl neben Online-Gottesdiensten auch telefonische Seelsorge für Einsame.
Auf der Suche nach Alternativen bereiten immer mehr NRW-Gemeinden „Drive-in-Gottesdienste“zu Weihnachten vor. Hinfahren, Radio einschalten, Gottesdienst feiern – alles im geschützten eigenen Wagen. Ähnliche Angebote hatte es zu Ostern gegeben; dazu haben viele Städte inzwischen Erfahrungen mit Drive-in-Kinos oder Konzerten gesammelt. In Bocholt hat sich die Pfarrgemeinde St. Georg mit dem Stadtmarketing zusammengetan und organisiert ab Heiligabend mehrere Drive-in-Gottesdienste. Sie finden am Berliner Platz statt – dort hatte es im Mai noch ein Autokino gegeben. Die St.-Remigius-Gemeinde in Viersen ist auf der Suche nach einem Platz eine Partnerschaft mit einem Baumarkt eingegangen. Wer dorthin fahre, habe immer ein Projekt, heißt es aus der Gemeinde. Der Weihnachtsgottesdienst sei eben ein besonders großes.
Noch am Wochenende hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) an die Kirchen appelliert, die Gottesdienste abzusagen. Untersagen will er sie jedoch nicht. „Wir haben da eine bundesweite Vereinbarung der Ministerpräsidenten
und der Bundeskanzlerin, dass die strengen Regeln für die Gottesdienste gerade an Weihnachten einzuhalten sind: Abstand, Maske, Hygienekonzepte, Anmeldungen, kein Gemeindegesang, kein ,O du Fröhliche‘, keine ,Stille Nacht‘ – nichts soll gesungen werden an diesem Tag.“Er selbst und seine Kollegen aus der Landesregierung hätten mit Präses Rekowski und Kardinal Woelki sowie anderen Vertretern der christlichen Kirchen gesprochen. Er selbst habe Karten für die Christmette gebucht. „Ich werde jetzt davon Abstand nehmen, an diesem Weihnachtsfest an einer Weihnachtsmette teilzunehmen.“