Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Auf der „Fast Lane“zur Impfung
Köln hat sein Impfzentrum auf dem örtlichen Messegelände eingerichtet. Die Abläufe in der Halle wurden nun mit 40 Impfling-Darstellern durchgespielt. Am wichtigsten wird werden, die Zeitpläne exakt einzuhalten.
KÖLN Jacqueline Paegert ist eine der Ersten, die am Dienstagmittag das Impfzentrum in Kölns Messehalle 4 betreten. Die 35-Jährige ist Mutter zweier Kinder und hat Diabetes. „Ich will mich deshalb auf jeden Fall gegen das Coronavirus impfen lassen“, sagt sie. An diesem Tag ist sie aber noch kein Impfling, sondern nur eine von rund 40 Personen, die als Impfling-Darsteller probeweise die Stationen durchlaufen. Kassenärztliche Vereinigung und Kölner Feuerwehr wollen mit diesem Testlauf vor dem Impfstart prüfen, ob alles so laufen kann wie geplant.
Paegert und die anderen Freiwilligen – sie arbeiten alle bei der Feuerwehr, im Gesundheitsamt oder bei der Messe – müssen sich zunächst zum Temperaturmessen anstellen. Wer keine erhöhte Temperatur hat, kann Platz nehmen auf einem Stuhl in der riesigen Halle. Wer Fieber hat, kann sich nicht impfen lassen. Klebeband auf dem Boden zeigt an, wo die Stühle stehen müssen, um genügend Abstand zueinander zu haben. An verschiedenen Schaltern müssen sich die Impflinge dann registrieren lassen. Ein bisschen sieht es aus wie beim Check-in und der Gepäckaufgabe am Flughafen.
Wer sich im Impfzentrum impfen lassen will, muss vorher telefonisch einen Termin vereinbaren (Servicetelefon 116 117) – spontan geht es nicht. Man kann sich entscheiden, ob man nach der Registrierung in der Halle ein Aufklärungsvideo zur Impfung sehen oder lieber vorab mit einem Arzt sprechen möchte – oder auch beides. Wer das nicht möchte, kann auf der Impfstraße die „Fast
Lane“nehmen und direkt mit der Rolltreppe in die erste Etage fahren. Dort wird der Impfstoff vorbereitet. Er wird von der Polizei bewacht.
In 20 weißen Containern sind die Behandlungszimmer spartanisch eingerichtet, je eine Liege steht darin und ein Stuhl. Es gibt 40 Impfplätze. Leuchtet eine grüne Lampe am Container, ist der nächste Impfling an der Reihe. Ein Arzt klärt ihn noch mal über alles auf und spritzt dann 0,3 Milliliter Impfstoff in die Armmuskulatur. Die längste Zeit des Impfvorgangs beansprucht die
Nachbeobachtung der Impflinge: eine halbe Stunde.
Jacqueline Paegert war nach 50 Minuten wieder draußen. „Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt“, sagt sie. „Schade, dass es nur eine Probe war, sonst wäre das jetzt schon erledigt.“An Weihnachten will sie ihrer Familie von dem Testlauf erzählen – und sich dann impfen lassen, sobald es geht. Wann es losgeht im Kölner Impfzentrum, ist aber noch unklar.
Nordrhein-Westfalen erwartet am zweiten Weihnachtsfeiertag die erste Lieferung mit 9750 Impfdosen. Nach Köln sollen am selben Tag zunächst 180 Dosen ausgeliefert werden, wie Jürgen Zastrow sagt. Er ist Vorsitzender der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. „Eine überschaubare Menge“, sagt er. Und die ist für Senioren und Pflegebedürftige bestimmt. Statt der geplanten vier bis fünf Pflegeheime reiche der Impfstoff aber gerade mal für eine Einrichtung.
Bis 31. Dezember soll Köln dann noch zweimal Nachschub erhalten, insgesamt 6200 Impfdosen. „Es ist viel zu wenig Impfstoff für die nächsten Wochen“, sagt Kölns Gesundheitsdezernent
Harald Rau. Es werde wohl Spätsommer werden, bis eine Herdenimmunität annähernd erreicht werde. „Aber die Impfung ist der Weg aus der Pandemie, den wir brauchen.“
Für Kölns Feuerwehrchef Christian Miller war der Probelauf ein „Belastungstest“, wie er sagt. „Unser Plan ist, dass ein Arzt möglichst viele Impfboxen bedienen kann, und das hat gut funktioniert“, sagt er. Im Vollbetrieb werden 16 Ärzte vor Ort sein. Am wichtigsten wird werden, die Zeitpläne exakt einzuhalten. Der Impfstoff muss innerhalb von sechs Stunden verabreicht werden, wenn er aufgetaut und zubereitet ist. „Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Leute pünktlich zu ihren Terminen kommen“, sagt Miller. Doch verschwendet werde nichts von dem wertvollen Stoff. „Zur Not haben wir immer eine Gruppe von Impflingen, die dann einspringt.“Wenn das Kölner Impfzentrum an den Start geht und es mit mehreren Impfstraßen im Vollbetrieb läuft, können dort bis zu 5000 Menschen täglich im Zwölf-Stunden-Betrieb geimpft werden, wie Miller sagt.