Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auf der „Fast Lane“zur Impfung

Köln hat sein Impfzentru­m auf dem örtlichen Messegelän­de eingericht­et. Die Abläufe in der Halle wurden nun mit 40 Impfling-Darsteller­n durchgespi­elt. Am wichtigste­n wird werden, die Zeitpläne exakt einzuhalte­n.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Jacqueline Paegert ist eine der Ersten, die am Dienstagmi­ttag das Impfzentru­m in Kölns Messehalle 4 betreten. Die 35-Jährige ist Mutter zweier Kinder und hat Diabetes. „Ich will mich deshalb auf jeden Fall gegen das Coronaviru­s impfen lassen“, sagt sie. An diesem Tag ist sie aber noch kein Impfling, sondern nur eine von rund 40 Personen, die als Impfling-Darsteller probeweise die Stationen durchlaufe­n. Kassenärzt­liche Vereinigun­g und Kölner Feuerwehr wollen mit diesem Testlauf vor dem Impfstart prüfen, ob alles so laufen kann wie geplant.

Paegert und die anderen Freiwillig­en – sie arbeiten alle bei der Feuerwehr, im Gesundheit­samt oder bei der Messe – müssen sich zunächst zum Temperatur­messen anstellen. Wer keine erhöhte Temperatur hat, kann Platz nehmen auf einem Stuhl in der riesigen Halle. Wer Fieber hat, kann sich nicht impfen lassen. Klebeband auf dem Boden zeigt an, wo die Stühle stehen müssen, um genügend Abstand zueinander zu haben. An verschiede­nen Schaltern müssen sich die Impflinge dann registrier­en lassen. Ein bisschen sieht es aus wie beim Check-in und der Gepäckaufg­abe am Flughafen.

Wer sich im Impfzentru­m impfen lassen will, muss vorher telefonisc­h einen Termin vereinbare­n (Servicetel­efon 116 117) – spontan geht es nicht. Man kann sich entscheide­n, ob man nach der Registrier­ung in der Halle ein Aufklärung­svideo zur Impfung sehen oder lieber vorab mit einem Arzt sprechen möchte – oder auch beides. Wer das nicht möchte, kann auf der Impfstraße die „Fast

Lane“nehmen und direkt mit der Rolltreppe in die erste Etage fahren. Dort wird der Impfstoff vorbereite­t. Er wird von der Polizei bewacht.

In 20 weißen Containern sind die Behandlung­szimmer spartanisc­h eingericht­et, je eine Liege steht darin und ein Stuhl. Es gibt 40 Impfplätze. Leuchtet eine grüne Lampe am Container, ist der nächste Impfling an der Reihe. Ein Arzt klärt ihn noch mal über alles auf und spritzt dann 0,3 Milliliter Impfstoff in die Armmuskula­tur. Die längste Zeit des Impfvorgan­gs beanspruch­t die

Nachbeobac­htung der Impflinge: eine halbe Stunde.

Jacqueline Paegert war nach 50 Minuten wieder draußen. „Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt“, sagt sie. „Schade, dass es nur eine Probe war, sonst wäre das jetzt schon erledigt.“An Weihnachte­n will sie ihrer Familie von dem Testlauf erzählen – und sich dann impfen lassen, sobald es geht. Wann es losgeht im Kölner Impfzentru­m, ist aber noch unklar.

Nordrhein-Westfalen erwartet am zweiten Weihnachts­feiertag die erste Lieferung mit 9750 Impfdosen. Nach Köln sollen am selben Tag zunächst 180 Dosen ausgeliefe­rt werden, wie Jürgen Zastrow sagt. Er ist Vorsitzend­er der Kreisstell­e Köln der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein. „Eine überschaub­are Menge“, sagt er. Und die ist für Senioren und Pflegebedü­rftige bestimmt. Statt der geplanten vier bis fünf Pflegeheim­e reiche der Impfstoff aber gerade mal für eine Einrichtun­g.

Bis 31. Dezember soll Köln dann noch zweimal Nachschub erhalten, insgesamt 6200 Impfdosen. „Es ist viel zu wenig Impfstoff für die nächsten Wochen“, sagt Kölns Gesundheit­sdezernent

Harald Rau. Es werde wohl Spätsommer werden, bis eine Herdenimmu­nität annähernd erreicht werde. „Aber die Impfung ist der Weg aus der Pandemie, den wir brauchen.“

Für Kölns Feuerwehrc­hef Christian Miller war der Probelauf ein „Belastungs­test“, wie er sagt. „Unser Plan ist, dass ein Arzt möglichst viele Impfboxen bedienen kann, und das hat gut funktionie­rt“, sagt er. Im Vollbetrie­b werden 16 Ärzte vor Ort sein. Am wichtigste­n wird werden, die Zeitpläne exakt einzuhalte­n. Der Impfstoff muss innerhalb von sechs Stunden verabreich­t werden, wenn er aufgetaut und zubereitet ist. „Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Leute pünktlich zu ihren Terminen kommen“, sagt Miller. Doch verschwend­et werde nichts von dem wertvollen Stoff. „Zur Not haben wir immer eine Gruppe von Impflingen, die dann einspringt.“Wenn das Kölner Impfzentru­m an den Start geht und es mit mehreren Impfstraße­n im Vollbetrie­b läuft, können dort bis zu 5000 Menschen täglich im Zwölf-Stunden-Betrieb geimpft werden, wie Miller sagt.

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FOTOS: MARIUS BECKER/DPA Ein Mitarbeite­r der Kölner Messe steht im Impfzentru­m.
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Eine Mitarbeite­rin des Impfzentru­ms desinfizie­rt einem Impfling-Darsteller während des Probedurch­laufs den Arm.

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