Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Weihnachts-Dinner im Wohnmobil
Gastronomen suchen im Lockdown nach neuen Geschäftsmodellen. Das Menü am fahrbaren Esstisch bieten manche Restaurants auch an den Feiertagen an.
SONSBECK Das Gelände am Waldrestaurant Höfer in Sonsbeck ist festlich geschmückt. Lichterketten erleuchten den Weg, in die Stille des umliegenden Waldes hallt aus Lautsprechern weihnachtliche Musik. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie und den Schutzmaßnahmen sind im Sonsbecker Restaurant keine Gäste erlaubt – dennoch ist der angrenzende Waldparkplatz mit Wohnwagen sehr gut besetzt.
Unter dem Namen „Höfers Wohnmobil-Dinner“bietet Betreiberin Friederike Höfer-Wolters ein neues Restaurant-Konzept an: Die Gäste reisen mit dem Wohnmobil an, stellen sich auf den Waldparkplatz und bekommen dort ein Drei-Gänge-Menü serviert. Die Kellner bedienen unter Einhaltung der Hygiene-Vorschriften direkt am Wohnwagen, versorgen die Gäste mit Servietten, Kerzen, Besteck und der Getränkekarte – und hinterlassen ihre Telefonnummer, um weitere Wünsche entgegenzunehmen.
„Wir waren nach der Schließung unseres Restaurants auf der Suche nach einer Einnahmequelle – neben dem Außer-Haus-Verkauf“, erzählt
Höfer-Wolters. „Ein Gast hat uns auf die Idee des Wohnmobil-Dinners gebracht. Wir haben auf dem Waldparkplatz genug Platz, niemand muss aussteigen, und mit Trecker und Quad bringen wir das Essen aus der Küche zu den Gästen.“
Die Idee kommt bei den Gästen im Sonsbecker Restaurant an. Am Anfang war Platz für 15 Fahrzeuge, mittlerweile hat das Waldrestaurant auf 25 Stellflächen erhöht. „Wir bieten unser Dinner auch an den Weihnachtsfeiertagen an. Für Silvester sind wir schon länger ausgebucht“, sagt Höfer-Wolters.
Einer der Gäste ist Rainer Sander aus Grevenbroich. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ist er durch Zufall über Facebook auf das Angebot in Sonsbeck aufmerksam geworden. „Wir waren auf der Suche nach einer Möglichkeit, irgendwie mal wieder rauszukommen, und haben es dann mit unserem Wohnmobil einfach mal ausprobiert. Das war ein rundum gelungener Abend mit leckerem Essen“, sagt er.
Bundesweit setzen immer mehr Restaurants auf das Wohnmobil-Dinner. Auf Facebook tauschen sich Betreiber und Gäste über neue Angebote aus. Die Gruppe „Wohnmobil-Dinner – das Original“hat bereits über 25.000 Mitglieder. Über eine interaktive Karte halten sich die Wohnmobil-Fans über Restaurants auf dem Laufenden, die solch ein Angebot auf die Beine stellen. Das hilft auch Klaus-Dieter Land, der das Restaurant „Kartoffelkiste“in Solingen betreibt. Über Facebook ist er auf die Idee des Wohnmobil-Dinners gestoßen und bietet
es seitdem immer am Wochenende an. Mit sechs Wohnwagen, die unter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen an der „Kartoffelkiste“Platz finden, zwar in einem kleineren Rahmen als das Waldrestaurant in Sonsbeck, für das Geschäft aber ebenso überlebenswichtig. „Das Wohnmobil-Dinner ist wirklich entscheidend für unsere Einnahmen“, sagt Betreiber Land. „Wir liegen recht weit außerhalb in Höhrath – bis nach Solingen sind es 30 Minuten pro Fahrt. Das ist natürlich ein Problem für einen Lieferservice.“Durch die zusätzlichen Einnahmen, die er am Wochenende mit dem Wohnmobil-Dinner macht, kann er laufende Personalkosten besser abdecken. Das war auch der Plan des „Heaven’s“in Langenfeld. Bis zum 10. Januar macht Marion Alexander dort zwar eine Pause. „Sobald der harte Lockdown vorbei ist, machen wir aber weiter mit dem Konzept. Wir sind froh, dass wir dieses Zusatzangebot haben“, sagt sie.