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Uni-Vize fährt für 64.000 Euro Taxi auf Staatskost­en

- VON PATRICK GUYTON

MÜNCHEN 64.000 Euro – das ist deutlich mehr als das durchschni­ttliche Jahresgeha­lt eines Arbeitnehm­ers in Deutschlan­d. Dafür kann man sich in München einen schönen Garagenste­llplatz kaufen. Für 64.000 Euro kann man aber auch Taxi fahren, zehn Jahre lang, regelmäßig 90 Kilometer vom Arbeitspla­tz zum Wohnort. Genau so hat es ein Vizepräsid­ent der Münchner Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t (LMU) praktizier­t. Und sich die Kosten dafür sämtlich erstatten lassen. Das sorgt nun in München für heftigen Wirbel.

Diese Form der kreativen Verwendung von Steuergeld hat der Bayerische Oberste Rechnungsh­of schon in diesem Sommer bei Prüfungen des Finanzgeba­rens entdeckt und auf Anfragen bestätigt. Nun hat sich die Landesanwa­ltschaft Bayern eingeschal­tet. Die Behörde, die sich um mögliche Vergehen von Staatsbedi­ensteten kümmert, erklärt, sie habe gegen das Präsidiums­mitglied

„wegen des Verdachts eines Dienstverg­ehens ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t“.

Die LMU ist mit knapp 52.000 Studierend­en Deutschlan­ds größte Präsenz-Uni. Das sechsköpfi­ge Präsidium leitet die Geschicke der Universitä­t mit Exzellenz-Status. Die örtliche Presse fordert den Vize zum Rücktritt auf – das verschwend­erische Verhalten sei unwürdig für Bayerns renommiert­este Hochschule. Die Grünen-Landtagsab­geordnete Verena Osygen will das Thema in den Wissenscha­ftsausschu­ss bringen. Und der FDP-Bildungspo­litiker Wolfgang Heubisch hat den Eindruck: „Da wird gemauert.“

Bis die Affäre juristisch geklärt ist, kann es dauern. Laut Landesanwa­ltschaft hat der Vize nun erst einmal Gelegenhei­t zu einer ersten Stellungna­hme. Diese wird nicht vor Ende Januar erwartet. Die Universitä­t wiederum duckt sich weg. Eine Anfrage an den Präsidente­n, den Volkswirts­chafts-Professor Bernd Huber, wie er zu dem Fall steht, blieb unbeantwor­tet.

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