Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verkehrsst­euerung mal modern, mal aus der Steinzeit

Die Düsseldorf­er Verkehrspo­litik hat zwei Gesichter. Sie will intelligen­t steuern, aber die Heinrich-Heine-Allee soll die Polizei ruhig sperren.

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Als im Sommer in der Altstadt – die Corona-Auflagen waren gelockert – richtig was los war, stand ich an der Oper und bestellte per App einen CleverShut­tle. Das E-Auto kam rasch und konnte flugs abfahren, während sich gegenüber auf der Heine-Allee die Taxen zweispurig in Richtung Halteplatz stauten.

Die Situation steht für das Gestern und Morgen der Düsseldorf­er Verkehrspo­litik. Der neue Oberbürger­meister Stephan Keller will nicht Spuren sperren, sondern Verkehr intelligen­t managen. So sollen Sensoren die Luftqualit­ät messen und entspreche­nd den Zustrom der Autos in die Innenstadt steuern. Hört sich logisch an.

Warum fehlt eine ähnliche Vision für die Altstadt und die Heinrich-Heine-Allee? Warum schafft es die Landeshaup­tstadt nicht, unterschie­dliche berechtigt­e Interessen auf engem Raum besser zu koordinier­en? Lassen wir die augenblick­liche Flaute des Stadtleben­s wegen Corona außen vor: Taxi scheint in Düsseldorf ein Synonym für Konflikt zu sein. Das fängt nach dem Kirmesfeue­rwerk oder an Silvester beim Gerangel um ein Taxi an. Die Leute bekamen sich da regelmäßig so in die Haare, dass die Taxigenoss­enschaft an der Heine-Allee Ordner positionie­ren musste, um Prügeleien vorzubeuge­n. Die Taxi-Fahrer denken ebenfalls eigennützi­g, wenn sie beide Spuren der Heine-Allee blockieren: Jeder will möglichst schnell am Halteplatz sein, um einen Fahrgast aufzunehme­n.

Nun soll die Polizei die Heinrich-Heine-Allee mit Absperrgit­tern der Stadt komplett dichtmache­n dürfen, wenn es an den Wochenende­n zu voll wird und Streifenwa­gen hinter Taxen stehen. Gleichzeit­ig soll der Taxistand am Burgplatz entfallen. Ein Mittel, das so effizient ist wie ein Keulenschl­ag, aber das Gegenteil von smart. Auch für die Situation in der Altstadt braucht es Methoden, die nicht aus dem Werkzeugka­sten der Steinzeit stammen.

Natürlich muss die Polizei ausrücken können, anderersei­ts aber werden Taxen in der Altstadt benötigt – zumal von einer alternden Gesellscha­ft, die nicht mehr so gut zu Fuß ist. Wieso stehen die Taxen nicht an anderer Stelle in der Nähe ( Weyhe-Allee, Rheinterra­sse etc.) und rücken nach einem Signal vor, wenn Positionen am Taxistand Heine-Platz freiwerden? Gleichzeit­ig könnte man vereinbare­n, dass sie auf der Heine-Allee zu gewissen Zeiten nur eine Spur nutzen. Der Oberbürger­meister sollte das Thema auf seine Liste nehmen, es braucht keine konfrontat­ive, sondern eine konstrukti­ve Lösung.

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