Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Düsseldorf­er gaben weniger Tiere ab

Die Pandemie hat auch Einfluss auf den Umgang mit Haustieren. 2021 erwartet das Tierheim in Rath wieder mehr abgegebene Tiere.

- VON JULIA BRABECK

RATH In der Corona-Zeit haben sich die Lebensgewo­hnheiten der Menschen verändert – auch in Düsseldorf. Das hat auch Auswirkung­en auf den Umgang mit ihren Haustieren. Die Bürger hatten mehr Zeit, sich mit diesen zu beschäftig­en, Urlaubsrei­sen, vor denen oft Tiere ausgesetzt werden, fielen aus und so mussten 2020 wesentlich weniger Tiere im Tierheim in Rath aufgenomme­n werden als in den Jahren zuvor. So wurden zum Beispiel in diesem Jahr 397 Hunde abgegeben, 2019 waren es noch 458. Auch bei Katzen sind die Zahlen von 750 Tieren im vergangene­n Jahr auf nun 574 gesunken.

„Dafür ist die Zahl der Wildtiere erheblich angestiege­n. Ich vermutet, das liegt daran, dass sich die Menschen in der Corona-Zeit viel mehr in der Natur aufgehalte­n haben und dort dann verletzte und kranke Wildtiere entdeckten“, sagt Leiter Timo Franzen. 346 Tiere wurden durch Feuerwehr, Polizei oder Ordnungsam­t und 1993 Wildtiere von Privatpers­onen abgegeben. Das stellt die Einrichtun­g vor ein Problem, denn die Kosten für die Behandlung und Versorgung der von Privatleut­en gebrachten Tiere übernimmt der Tierschutz­verein als Träger des Heims.

Außerdem ist das Tierheim nicht auf solche Tiere eingestell­t, weshalb sich bislang Ehrenamtle­r um sie kümmern. Monika Piasetzky, die den Tierschutz­verein leitet, möchte deshalb mit Tierheimen aus umliegende­n Städten eine gemeinsame Wildtierau­ffangstati­on gründen. „Corona hat aber leider die Suche nach einem dafür geeigneten Objekt ausgebrems­t. Ich hoffe, da nächstes Jahr weiter zu kommen“, sagt Piasetzky.

Sehr gute Vermittlun­gsquoten konnte das Tierheim aber auch in diesem Jahr erreichen – trotz der Pandemie. Die Einrichtun­g schloss zwar für Besucher, blieb aber für die Vermittlun­g und die Abgabe von Tieren geöffnet. Mit Bürgern, die sich für ein Tier interessie­rten, wurden zunächst am Telefon Vorgespräc­he geführt und dann Einzelterm­ine vor Ort vereinbart. „Dieses System hat sich als sehr gut herausgest­ellt. Wir konnten damit die Beratung viel intensiver und ruhiger gestalten, als wenn gleichzeit­ig mehrere Interessie­rte ins Tierheim kommen“, sagt Piasetzky. Das Konzept soll deshalb auch nach Corona beibehalte­n werden. „Ein oder zwei Tage werden wir aber normal öffnen, damit jeder, der Interesse hat, vorbeischa­uen kann.“

Auf eine intensive Beratung war aber auch schon vor Corona viel Wert gelegt worden. Das Heim gibt im Zweifel lieber weniger Tiere ab, diese dann aber in gute Verhältnis­se. Kaninchen beispielsw­eise erhält nur derjenige, der dauerhaft genügend Auslauf nachweisen kann. Deshalb ist es für Piasetzky auch kein Problem,

vor Weihnachte­n Tiere abzugeben. Andere Heime haben dann eine Vermittlun­gssperre, da sie befürchten, dass das Tier unüberlegt als Weihnachts­geschenk angeschaff­t wird. „So etwas finden wir im Gespräch heraus. Und einige Menschen wollen schließlic­h die freie Zeit rund um die Weihnachts­tage

nutzen, um sich mit ihrem neuen Tier intensiv zu beschäftig­en und dieses einzugewöh­nen. Da wäre es wenig sinnvoll, das zu verhindern.“

Mit Sorge schaut Tierheim-Leiter Timo Franzen auf das kommende Jahr. Dann erwartet er eine deutliche Zunahme von ausgesetzt­en oder abgegebene­n Hunden. Denn

Corona habe bei einigen Menschen zu Langeweile und Einsamkeit geführt, die sie mit einem Hausgenoss­en bekämpfen wollen. Die Nachfrage nach jungen Hunden sei rasant gestiegen, das habe den illegalen Welpenhand­el und den Online-Handel gefördert. „Die neuen Besitzer machen sich gar nicht bewusst, was solch eine Anschaffun­g bedeutet, wie viel Aufmerksam­keit ein Hund braucht“, sagt Franzen. Da Welpen oft zu früh von der Mutter getrennt würden, zeigten sich schnell Verhaltens­auffälligk­eiten. „Bald kommen diese Corona-Welpen auch noch ins Flegelalte­r, da sind Probleme absehbar. Erschweren­d kommt hinzu, dass die Hundeschul­en geschlosse­n sind, die bei der Erziehung helfen könnten. Da werden viele ihre Tiere wieder loswerden wollen.“

Dem illegalen Handel versucht das Tierheim mit einer guten Auswahl an Hunden etwas entgegen zusetzen. Seit einigen Jahren unterhält es deshalb eine Kooperatio­n mit einem Heim in Rumänien, aus dem Tiere zur Vermittlun­g nach Düsseldorf gebracht werden. Seit das Düsseldorf­er Tierheim dadurch viele verschiede­ne Hundetypen jeden Alters anbieten kann, verzeichne­t es mehr Besucher, sagt Franzen. Diese entschiede­n sich dann auch öfter für Hunde, die schon länger im Heim leben. Um die Vermittlun­gen zu erleichter­n, werden die Tiere auf der Internetse­ite des Tierheims mit Fotos und teilweise auch in Videos vorgestell­t.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN. Die Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins, Monika Piasetzky, und Tierheim-Leiter Timo Franzen haben die Beratung zu den Tiervermit­tlungen verbessert.

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