Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ideen für das Nadelöhr Belsenplat­z

Der Verkehrs- und Verschöner­ungsverein wünscht sich trotz aller Kritik einen Hochbahnst­eig für mehr Aufenthalt­squalität.

- VON NICOLE KAMPE RP-FOTO: ANNE ORTHEN

OBERKASSEL Sieben Buslinien fahren den Belsenplat­z an und fünf Straßenbah­nlinien. Dazu kommt der tägliche Individual­verkehr, der von Hansaallee und Belsenstra­ße über den Belsenplat­z in Richtung Innenstadt fährt und irgendwann wieder zurück. Für Radfahrer und Fußgänger bleibt nur noch wenig Platz. Durch die unübersich­tliche sternförmi­ge Verkehrsfü­hrung und die verschiede­nen Haltestell­en „gibt es viel Gewusel dort“, sagt Georg Eiker, Architekt und mehr als zehn Jahre der Vorsitzend­e des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s (VVV) im linksrhein­ischen Düsseldorf.

Besonders vor und nach der Schule „sieht man Kinder von Station zu Station springen“, sagt Eiker, der wie seine Kollegen eine genaue Vorstellun­g hat von der Umgestaltu­ng des Belsenplat­zes. „Wir wollen eine sichere Verkehrsfü­hrung für alle“, ergänzt Marcus Dinslage vom VVV.

Deshalb sind die Vereinsmit­glieder sich auch einig, dass ein Hochbahnst­eig den Belsenplat­z beruhigen würde – obwohl es für diese Idee der Rheinbahn aus der Bürgerscha­ft bisher viel Kritik und Protest gab. Viele glauben, dass ein solcher Bahnsteig die Struktur der Luegallee negativ verändern und die mächtigen Konstrukti­onen die vielen denkmalges­chützten Häuser stark beeinträch­tigen könnten. Zudem sehen die Oberkassel­er rund um den Belsenplat­z nicht ausreichen­d Flächen für Hochbahnst­eige.

Zum Vergleich: Der im Juli 2019 fertiggest­ellte Hochbahnst­eig Luegplatz misst 60 Meter. Den Vorstoß, den geplanten Hochbahnst­eig am Belsenplat­z zu verlegen, kann der VVV nicht mittragen. Würde der Bahnsteig an die Luegallee gesetzt, müssten zu viele Bäume gefällt werden. „Würde er auf der Hansaallee gebaut, wäre er wieder zu weit weg“, sagt Markus Loh, der auch Grünenpoli­tiker ist und einen Sitz in der Bezirksver­tretung 4 hat. Ohne eine Bürgerbete­iligung werde aber nichts gebaut, sagt Loh, „es soll einen Wettbewerb geben, so haben wir es mit Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke verabredet.“

Vor zwei Jahren schrieb der VVV gemeinsam mit der Düsseldorf­er Ortsgruppe des Bunds Deutscher Architekte­n, den Keyworkern Oberkassel­plus und weiteren Architekte­n und Verkehrspl­anern einen Brief an die Stadt mit Gestaltung­sideen. Enthalten

war auch der Wunsch nach jenem Wettbewerb.

Der Belsenplat­z sei ein ungelöster Verkehrskn­otenpunkt, heißt es in dem Schreiben, die Neubauten am Belsenpark (Wohnungen, Büros und ein großes Hotel) würden zusätzlich­en Verkehr produziere­n. Flächen für Fußgänger und für Aufenthalt würden stiefmütte­rlich behandelt. Die Fahrradweg­eplanung sei weiträumig unklar und wirke konzeptlos.

Der VVV stellt einige Thesen auf, spricht unter anderem davon, dass die knapp 10.000 Quadratmet­er große Fläche eine hohe soziale Bedeutung hat und hinterfrag­t vermeintli­che Verkehrszw­änge. Für die Vereinsmit­glieder wäre die Umgestaltu­ng des Belsenplat­zes der Anfang und könnte weitergeda­cht werden für die Luegallee. Die Mitglieder schlagen eine einspurige Luegallee vor, „morgens und abends ist sie ohnehin fast nur einspurig befahrbar“, sagt Markus Loh, „weil Lieferfahr­zeuge auf einem Fahrstreif­en halten“.

Die Alternativ­e: Lieferzone­n einrichten und Plätze für Kurzparker schaffen, „alle anderen können in die Tiefgarage“, sagt Loh. Dazu gebe es dann auch mehr Raum für den Radverkehr. Das Konzept hätte außerdem positive Auswirkung­en auf die Lebensqual­ität, ist Künstlerin Nele Waldert überzeugt. Sie ist ein großer Fan von den Außenterra­ssen, die Gastronome­n im Frühsommer auf Stellplätz­en aufstellen durften.

Ob sie mit diesem Vorschlag tatsächlic­h alle Planer und Politiker überzeugen können, bleibt allerdings abzuwarten. Für Bezirksbür­germeister Rolf Tups (CDU) beispielsw­eise ist es problemati­sch, auf einer Strecke von knapp einem Kilometer drei Hochbahnst­eige zu bauen (Luegplatz, Barbarossa- und Belsenplat­z).

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Georg Eiker, Richard Riekenbrau­k, Marcus Dinslage und Markus Loh (v.l.) vom VVV haben Ideen für den Belsenplat­z.

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