Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ideen für das Nadelöhr Belsenplatz
Der Verkehrs- und Verschönerungsverein wünscht sich trotz aller Kritik einen Hochbahnsteig für mehr Aufenthaltsqualität.
OBERKASSEL Sieben Buslinien fahren den Belsenplatz an und fünf Straßenbahnlinien. Dazu kommt der tägliche Individualverkehr, der von Hansaallee und Belsenstraße über den Belsenplatz in Richtung Innenstadt fährt und irgendwann wieder zurück. Für Radfahrer und Fußgänger bleibt nur noch wenig Platz. Durch die unübersichtliche sternförmige Verkehrsführung und die verschiedenen Haltestellen „gibt es viel Gewusel dort“, sagt Georg Eiker, Architekt und mehr als zehn Jahre der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) im linksrheinischen Düsseldorf.
Besonders vor und nach der Schule „sieht man Kinder von Station zu Station springen“, sagt Eiker, der wie seine Kollegen eine genaue Vorstellung hat von der Umgestaltung des Belsenplatzes. „Wir wollen eine sichere Verkehrsführung für alle“, ergänzt Marcus Dinslage vom VVV.
Deshalb sind die Vereinsmitglieder sich auch einig, dass ein Hochbahnsteig den Belsenplatz beruhigen würde – obwohl es für diese Idee der Rheinbahn aus der Bürgerschaft bisher viel Kritik und Protest gab. Viele glauben, dass ein solcher Bahnsteig die Struktur der Luegallee negativ verändern und die mächtigen Konstruktionen die vielen denkmalgeschützten Häuser stark beeinträchtigen könnten. Zudem sehen die Oberkasseler rund um den Belsenplatz nicht ausreichend Flächen für Hochbahnsteige.
Zum Vergleich: Der im Juli 2019 fertiggestellte Hochbahnsteig Luegplatz misst 60 Meter. Den Vorstoß, den geplanten Hochbahnsteig am Belsenplatz zu verlegen, kann der VVV nicht mittragen. Würde der Bahnsteig an die Luegallee gesetzt, müssten zu viele Bäume gefällt werden. „Würde er auf der Hansaallee gebaut, wäre er wieder zu weit weg“, sagt Markus Loh, der auch Grünenpolitiker ist und einen Sitz in der Bezirksvertretung 4 hat. Ohne eine Bürgerbeteiligung werde aber nichts gebaut, sagt Loh, „es soll einen Wettbewerb geben, so haben wir es mit Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke verabredet.“
Vor zwei Jahren schrieb der VVV gemeinsam mit der Düsseldorfer Ortsgruppe des Bunds Deutscher Architekten, den Keyworkern Oberkasselplus und weiteren Architekten und Verkehrsplanern einen Brief an die Stadt mit Gestaltungsideen. Enthalten
war auch der Wunsch nach jenem Wettbewerb.
Der Belsenplatz sei ein ungelöster Verkehrsknotenpunkt, heißt es in dem Schreiben, die Neubauten am Belsenpark (Wohnungen, Büros und ein großes Hotel) würden zusätzlichen Verkehr produzieren. Flächen für Fußgänger und für Aufenthalt würden stiefmütterlich behandelt. Die Fahrradwegeplanung sei weiträumig unklar und wirke konzeptlos.
Der VVV stellt einige Thesen auf, spricht unter anderem davon, dass die knapp 10.000 Quadratmeter große Fläche eine hohe soziale Bedeutung hat und hinterfragt vermeintliche Verkehrszwänge. Für die Vereinsmitglieder wäre die Umgestaltung des Belsenplatzes der Anfang und könnte weitergedacht werden für die Luegallee. Die Mitglieder schlagen eine einspurige Luegallee vor, „morgens und abends ist sie ohnehin fast nur einspurig befahrbar“, sagt Markus Loh, „weil Lieferfahrzeuge auf einem Fahrstreifen halten“.
Die Alternative: Lieferzonen einrichten und Plätze für Kurzparker schaffen, „alle anderen können in die Tiefgarage“, sagt Loh. Dazu gebe es dann auch mehr Raum für den Radverkehr. Das Konzept hätte außerdem positive Auswirkungen auf die Lebensqualität, ist Künstlerin Nele Waldert überzeugt. Sie ist ein großer Fan von den Außenterrassen, die Gastronomen im Frühsommer auf Stellplätzen aufstellen durften.
Ob sie mit diesem Vorschlag tatsächlich alle Planer und Politiker überzeugen können, bleibt allerdings abzuwarten. Für Bezirksbürgermeister Rolf Tups (CDU) beispielsweise ist es problematisch, auf einer Strecke von knapp einem Kilometer drei Hochbahnsteige zu bauen (Luegplatz, Barbarossa- und Belsenplatz).